Geothermie:Erdwärme für den Südosten

Geothermie: In der Geothermie-Anlage in Kirchstockach wird bisher nur Strom produziert. Das soll sich ändern.

In der Geothermie-Anlage in Kirchstockach wird bisher nur Strom produziert. Das soll sich ändern.

(Foto: Claus Schunk)

Geothermie-Kraftwerke in Brunnthal sollen Tausende Haushalte klimafreundlich mit Energie versorgen. Unternehmen planen bis 2019 den Aufbau eines Leitungsnetzes nach Ottobrunn, Neubiberg, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Hohenbrunn.

Von Michael Morosow, Brunnthal

Die Geothermie in der Region ist weiter auf dem Vormarsch. Im Südosten des Landkreises wird bis zum Jahr 2019 ein Leitungsnetz entstehen, aus dem rechnerisch bis zu 18 000 Haushalte in den Gemeinden Ottobrunn, Hohenbrunn, Neubiberg und Höhenkirchen-Siegertsbrunn Fernwärme beziehen können. Das sieht der Wärmeliefervertrag vor, den die Energieversorgung Ottobrunn GmbH und die Süddeutsche Geothermie-Projekte GmbH & Co.KG (SGG) kürzlich unterzeichnet haben. Die thermische Energie wird in den Anlagen in Kirchstockach und Dürrnhaar generiert. "Für Ottobrunn ist heute ein Tag, auf den wir lange gewartet haben", sagte Bürgermeister Thomas Loderer am Dienstag bei einer Pressekonferenz neben dem Kraftwerk in Kirchstockach.

Bisher wird nur Strom produziert

Mit jeweils rund 45 Megawatt möglicher Wärmeleistung und bis zu sieben Megawatt elektrischer Leistung sind die beiden Anlagen die derzeit leistungsstärksten Geothermie-Kraftwerke in Deutschland. Bislang produziert die SGG, ein Joint Venture der BayWa r.e renewable energy GmbH und der Hochtief PPP Solutions GmbH, noch ausschließlich elektrischen Strom für das öffentliche Netz.

Nun soll das geothermische Potenzial auch für die Wärmegewinnung genutzt werden, sehr zur Freude der Rathauschefs Thomas Loderer (Ottobrunn, CSU), Günter Heyland (Neubiberg, FW) und Ursula Mayer (Höhenkirchen-Siegertsbrunn, CSU), die in ihren kurzen Reden die Vorteile der Geothermienutzung betonten. Die Gemeinde Hohenbrunn hingegen gilt noch als Wackelkandidat, der noch überzeugt werden muss.

"Ich kann nicht verhehlen, dass die Gespräche mit den anderen Gemeinden fortgeschrittener sind", sagte Thomas Hoppenz, Geschäftsführer der Energieversorgung Ottobrunn (EVO). Und Thomas Loderer, der sich Fernwärme nicht zuletzt für die 170 Wohnungen in der Josef-Seliger-Siedlung wünscht, appellierte an den Gemeinderat Hohenbrunn, "die Chance zu erkennen".

Hohenbrunn zögert noch

Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) fehlte bei der Pressekonferenz, gab aber telefonisch zu verstehen, dass seine Gemeinde keinerlei Bedenken gegenüber der Geothermie habe. "Geothermie grundsätzlich Ja, aber nicht automatisch", sagte Straßmair. Seine Gemeinde schreibe weiter die Wärmeversorgung für ihre Liegenschaften aus und vergleiche die Angebote.

Für den Ausbau des Fernwärmenetzes will die Energieversorgung Ottobrunn in den kommenden Jahren circa 15 Millionen Euro in die Hand nehmen. Im ersten Schritt soll bis 2019 eine circa sechs Kilometer lange Fernwärmeleitung die angrenzenden Gemeinden mit dem Geothermie-Kraftwerk in Kirchstockach verbinden. Bis 2022 soll der Anschluss der Schwester-Anlage in Dürrnhaar mithilfe einer sieben Kilometer langen Leitung mit einem Rohrdurchmesser von etwa einem halben Meter an die Gemeinden Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Hohenbrunn angeschlossen sein.

Das Konzept sehe zusätzlich vor, die örtliche Bioabfallvergärungsanlage, die der Landkreis München in Kirchstockach betreibt, anzuschließen, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Vertragspartner. Deren Abwärme werde bislang ungenutzt in die Umwelt abgegeben, mit ihr könnte die Gesamtleistung beider Anlagen auf 100 Megawatt (thermisch) gesteigert werden.

"Wir gewinnen eigentlich alle"

"Wir gewinnen eigentlich alle", sagte Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland, dessen Gemeinde mit mehreren Energieanbietern Konzessionsverträge eingegangen ist, so etwa mit der Unterhachinger Geothermie für die Infineon-Zentrale, mit Eon Bayern für die Universität, mit den Stadtwerken München für die Siedlung Vivamus. Er werde in Neubiberg die Werbetrommel rühren, damit möglichst viele "auf den Zug aufspringen", sagte Heyland.

Thomas Hoppenz von der Energieversorgung Ottobrunn verglich die Strecke, auf der die Rohre von Kirchstockach/Dürrnhaar bis nach Neubiberg gelegt werden, mit einer Perlenkette. "Jede Perle macht die Kette attraktiver", sagte Hoppenz.

Sie warte mit großer Spannung auf den Ausbau des Wärmenetzes, sagte Höhenkirchen-Siegertsbrunns Bürgermeisterin Ursula Mayer. Weil ihre Gemeinde zwischen den beiden Kraftwerkstandorten Dürrnhaar und Kirchstockach liegt, sagte Mayer im Spaß: "An uns kommt keiner vorbei." Die Rathauschefin witterte zudem einen möglichen "klasse Synergieeffekt" im Zusammenhang mit der Verlegung der Fernwärmerohre. Sie habe einen Antrag auf Neubau einer zweispurigen Brücke über die Kreisstraße M 11 gestellt, und denke, dass in diesem Zuge auch gleich die Fernwärmeleitungen gelegt werden könnten, sagte Mayer.

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