Süddeutsche Zeitung

Energiewende:CSU will Geothermie-Ausbau forcieren

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Die Gemeinderatsfraktionen aus Aschheim, Feldkirchen und Kirchheim dringen auf eine rasche Erweiterung der gemeinsamen Anlagen und des Netzes in den drei Gemeinden.

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Das gemeinsame Geothermienetz der Gemeinden Kirchheim, Aschheim und Feldkirchen soll rasch weiter wachsen und möglichst bald alle Haushalte in den drei Kommunen mit umweltfreundlicher Erdwärme versorgen können. Das fordern die CSU-Gemeinderatsfraktionen der drei Kommunen in einem gemeinsamen Positionspapier. Dazu bringt die CSU eine weitere Förderbohrung ins Spiel, wie auch die Beteiligung weiterer Kommunen oder öffentlicher Partner.

Als die drei Nachbargemeinden Feldkirchen, Aschheim und Kirchheim als gleichberechtigte Gesellschafter 2008 die AFK GmbH gründeten und die Tiefenförderbohrung begannen, war dies das erste interkommunale Geothermieprojekt in der Bundesrepublik. Seither haben die Kommunen im östlichen Landkreis München gemeinsam etwa 60 Millionen Euro investiert und ein mehr als 80 Kilometer langes Fernwärmenetz samt Energiezentrale und Glasfasernetz aufgebaut, das mehr als 1100 Anschlüsse - Privathaushalte wie auch öffentliche Gebäude und Unternehmen - versorgt.

Jeder Haushalt soll einen Anschluss erhalten

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine und dessen Folgen für die Weltwirtschaft sehen die CSU-Kommunalpolitiker die Zeit gekommen, die schon länger erwogenen Ausbaupläne für die AFK in die Tat umzusetzen. "Die Zeit ist mehr als reif", sagt Beate Neubauer, Sprecherin der CSU-Fraktion im Kirchheimer Gemeinderat. Die christsozialen Kommunalpolitiker fordern, dass jeder bestehende Haushalt in Feldkirchen, Aschheim und Kirchheim die Möglichkeit bekommen soll, an die örtliche Geothermie angeschlossen zu werden - auch solche Adressen, deren Anschluss für das Unternehmen aus heutiger Sicht nicht wirtschaftlich ist. Diese Zusage soll das Kommunalunternehmen allen Bürgerinnen und Bürger machen, und zwar mit einem festgelegten Zeithorizont, sodass die Menschen damit planen können.

Um das leisten zu können, bräuchte es freilich eine zweite Förderbohrung samt einem weiteren Bohrloch, um das Wasser aus der Tiefe abgekühlt wieder einzuleiten. Als dritten Punkt in ihrem Paket regt die CSU an, die AFK möglichst zur Gänze auf erneuerbare Energie umzustellen - bislang heizt die AFK wie die allermeisten Geothermieprojekte in sogenannten Spitzenlastzeiten mit Erdgas beziehungsweise Erdöl zu, um die Temperatur im Fernwärmenetz konstant halten zu können. Knapp drei Viertel der Wärme stammen direkt aus der Geothermie, der Rest aus fossilen Brennstoffen. Von diesen will sich die CSU in Zukunft auch komplett verabschieden.

Ambitionierte Zukunftsschritte, die freilich viel Geld kosten würden. Allein für die erste Tiefenförderbohrung vor knapp 15 Jahren haben die Gemeinden damals etwa 15 Millionen Euro gezahlt. Und auch der Netzausbau ist kostspielig. Bislang hat vor allem diese Preisfrage die Debatte in den einzelnen Gemeindegremien ausgebremst. Viele Kommunalpolitiker scheuten die Vorstellung, angesichts vieler drängender gemeindlicher Aufgaben weitere Schulden für die AFK aufzunehmen. Zudem sind die Budgets der Kommunen unterschiedlich groß; Feldkirchen plant 2022 mit gut 37 Millionen Euro, Kirchheim und Aschheim mit weit mehr als dem Doppelten.

Doch nun könnte das Momentum gekommen sein, den Ausbau der AFK anzustoßen. Die beiden CSU-Bürgermeister aus Aschheim und Kirchheim, Thomas Glashauser und Maximilian Böltl, stünden "tausendprozentig" hinter dem Anliegen, sagt Neubauer. Auch die Aschheimer SPD hatte den Ausbau der Geothermie vor einigen Wochen bereits beantragt. Um sich finanziell nicht zu übernehmen, schlagen die CSU-Fraktionen vor, Bundes- und Landesförderungen zu nutzen und womöglich weitere "kommunale oder öffentliche Partner" ins Boot zu holen sowie Möglichkeiten einer Bürgerbeteiligung auszutarieren.

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