Gemeinderatsdebatte:Weltliches Kreuz

Die Gestaltung des Symbols in der Pullacher Aussegnungshalle wird zur Grundsatzfrage

Von Michael Morosow, Pullach

In der neuen Aussegnungshalle am Pullacher Friedhof wird ein abnehmbares, filigranes Kreuz aus Flachstahl an der Wand befestigt. Die Entscheidung für eine schlichte Ausführung des christlichen Symbols hat der Gemeinderat mit einer Mehrheit von zwölf zu sieben Stimmen getroffen. Im Reißwolf landen nun die Pläne für ein massives Kreuz aus Schmiedbronze und Eiche, freistehend in einer Bodenhülse, für das die gesamte Fraktion der Wählergruppe Wir in Pullach (WIP) und drei CSU-Gemeinderäte plädiert hatten. Es versteht sich, dass dem Beschluss des nicht gerade für seine Mundfaulheit bekannten Gremiums eine ausführliche Debatte vorausging, die mitunter an Wortmeldungen nach Markus Söders Kreuzpflicht-Erlass für bayerische Landesbehörden erinnerte.

Dabei hatte sich im Vorfeld der Sitzung bereits ein vom Gemeinderat ermächtigtes Bewertungsgremium ausführlich mit der Kreuz-Frage auseinandergesetzt und sich laut Sitzungsvorlage mehrheitlich für ein schlichtes Kreuz ausgesprochen. In diesem Gremium sitzen neben Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne), Bautechnik-Leiter Peter Kotzur und dem Architekten die Gemeinderäte Johannes Schuster (WIP), Walter Mayer (CSU,) Willi Wülleitner (Grüne) und Arnulf Mallach (SPD).

Im Bewertungsgremium habe es zwei Meinungen gegeben, von denen keine eine eindeutige Mehrheit gehabt habe, begründete Johannes Schuster sein Verlangen, abermals über die Kreuzwahl zu diskutieren. "Sie, Herr Mallach, waren sich ja auch nicht so ganz sicher", fügte er an. Im Übrigen, so der WIP-Gemeinderat, handele es sich bei dem Kreuz nicht um einen profanen Einrichtungsgegenstand, sondern um einen essenziellen, religiösen Bestandteil der Aussegnungshalle. Deshalb wolle er nochmals die Variante aus Schmiedbronze und dunkler Eiche zur Debatte stellen, sagte Schuster. Der angesprochene SPD-Gemeinderat Mallach aber konnte sich beim besten Willen nicht an eine Wankelmütigkeit erinnern, die Schuster an ihm bemerkt haben wollte. Er habe sich klar für das von der Gemeinde vorgeschlagene schlichte Kreuz ausgesprochen, deshalb wolle er den Antrag der WIP streichen, sagte Mallach. Nachdem auch Fabian Müller-Klug (Grüne) erklärt hatte, er finde dezente Kreuze oder gar keine besser, legten zwei Verfechter eines schweren, massiven Kreuzes weiteres Gewicht auf die Waagschale.

Zuerst überraschte Walter Mayer (CSU) mit seiner Erklärung dafür, warum das Ergebnis des Beratungsgremiums nicht verbindlich sein könne: "Es konkurrieren dort verschiedene Ansichten. Es werden Mehrheiten generiert, die nicht im Sinne der tatsächlichen Mehrheit sind. Daher werden dort getroffene Entscheidungen nicht immer akzeptiert."

Cornelia Zechmeister (WIP) fand die Forderung, den WIP-Antrag zu streichen, gar "zutiefst" undemokratisch. Sie sei christlich geprägt und würde das massivere Kreuz bevorzugen. Das schlichte Kreuz sei nichts, sagte sie und fragte in die Runde: "Wo ist eigentlich das alte Kreuz?" Dieses sei eingelagert, antwortete Bürgermeisterin Tausendfreund und korrigierte Schusters Darstellung, wonach das Kreuz ein essenzieller, religiöser Bestandteil der Aussegnungshalle sei: "Es geht hier um einen weltlichen, nicht christlichen Auftrag. Insoweit ist es schon richtig, ein wenig dezenter vorzugehen. Kreuz ja, aber etwas dezenter. Ich hatte schon befürchtet, dass es eine Kreuz-Debatte gibt." Peter Kotzur, Leiter der Bautechnik, erklärte schließlich noch die Präferenz der Verwaltung für die Flachstahlvariante: "Ein leichtes Kreuz an der Wand kann man leichter runternehmen, oder verhängen. Das schwere Kreuz ist zu schwer, um es wegnehmen zu können."

Der Vorschlag von Fabian Müller-Klug und Marianne Stöhr (beide Grüne), eine Entscheidung zu vertagen, bis der Bau steht, wurde mit 17 zu zwei Stimmen abgelehnt.

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