Süddeutsche Zeitung

Gemeinderat:Bekenntnis zu Schulplänen

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Gemeinde will trotz Kritik an Standort und Kosten im Jagdfeld bauen

Von Bernhard Lohr, Haar

Einfache Lösungen sind in Haar schwer zu finden. Vor allem, wenn es um Schulen geht. Nun hat sich zur verschärften Debatte über die Grundschulpläne im Jagdfeld noch eine Diskussion über steigende Kosten gesellt. Den vorweihnachtlichen Frieden in der letzten Sitzung des Gemeinderats trübte am Dienstagabend ein überraschender Vorstoß des Haarer Landtagsabgeordneten Ernst Weidenbusch (CSU), von dem sich Kritiker der Grundschulerweiterung im Jagdfeld bestätigt fühlen dürften. Wie Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) bekannt gab, hat sich Weidenbusch an sie gewandt, weil ihm Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) Gespräche über einen Verkauf eines passenden Areals in Eglfing in Aussicht gestellt habe. Projektsteuerer prognostizierten zudem eine Kostensteigerung für den Bau im Jagdfeld von 26 auf 37 Millionen Euro.

Trotz des Weidenbusch-Coups wollte die Mehrheit von SPD, Grünen und Freier Wählergemeinschaft (FWG) keine neue Lage erkennen. Sie stellten sich hinter das Projekt und segneten gegen die CSU Vorentwurfsplanung und Kostenschätzung für den Bau im Jagdfeld ab. Zugleich wies die Mehrheit einen Antrag der CSU zurück, die Standortdebatte im Licht der Erkenntnisse noch einmal zu eröffnen und mit dem Bezirk in Verhandlungen einzutreten. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD), Mike Seckinger (Grüne), Alexander Zill (SPD) und Antonius van Lier (FWG) stellten infrage, dass das Grundstück des Bezirks so schnell zu haben sein wird, wie von der CSU unterstellt. Dietrich Keymer (CSU) erkannte dagegen "Handlungsbedarf".

Und das auch wegen der Kostenentwicklung im Jagdfeld. Wobei er damit alleine stand. Bürgermeisterin Müller beteuerte, dass der Anstieg nichts mit dem Standort zu tun habe. Man spare sich sogar den Grundstückskauf. Projektsteuerer Fabian Hitscherich bestätigte, dass die Kosten einer Schule schlicht von deren Größe abhingen. Die allgemeine Kostensteigerung schlage durch. Alleine bis zur Ausschreibung für den Schulbau im Jagdfeld berechnete er noch ein Plus von sechs Prozent ein. Die Sanierung von Sportflächen im Jagdfeld-Schulzentrum kostet 3,5 Millionen Euro, die bisher nicht eingeplant waren.

Die Initiatoren einer Unterschriftensammlung gegen den Schulbau im Jagdfeld verfolgten die Sitzung. Mehr als 500 Unterschriften brachten sie bisher zusammen, weil sie die Schule mit am Ende 800 Schülern für zu groß halten und weil sie der Meinung sind, eine eigenständige dritte Grundschule müsste nördlich der Bahn, etwa in Eglfing stehen. Bettina Endriss-Herz (CSU) rief dazu auf, die Sorgen der Eltern ernstzunehmen. Gerlinde Stießberger (CSU) kritisierte, Haar plane die größte Grundschule Bayerns. Dem halten freilich die Befürworter der Schulerweiterung entgegen, dass das Schulleben durch zwei getrennte Gebäude entzerrt werden soll. Es werde eine hochwertige Schule, sagte Müller. Zugleich wurde angesichts der Kosten auch von einem Unterstützer des Projekts wie Antonius van Lier (FWG) der Ruf laut, auf die Kostenbremse zu steigen.

Planer Sebastian Blümel vom Büro Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten in Nürnberg stellte das Gebäude im Gemeinderat vor. Von einem Stelzenbau auf dem bestehenden Lehrerparkplatz ist längst keine Rede mehr. Im Erdgeschoss ist vielmehr eine Mensa für die Grundschüler vorgesehen, dazu eine Bibliothek, Verwaltungsräume und ein Musikraum samt Pausenhalle. Im ersten und zweiten Geschoss liegen die Klassenräume mit angrenzenden Ganztagsräumen. Eine Dreifachsporthalle entsteht und eine Tiefgarage für 52 Autos. Eine beige Klinkerfassade ist vorgesehen sowie Böden mit Steingut und Parkett.

Der Bau soll nach Kostenberechnung im Mai und Baugenehmigung dann im Herbst 2018 beginnen. Der Unterricht soll im Herbst 2020 aufgenommen werden. Dies sei ein "sehr, sehr straffer Zeitplan", sagte Projektsteuerer Hitscherich. Bürgermeisterin Müller warnte vor akuter Raumnot und Unterricht in Containern, sollte das Projekt im Jagdfeld stocken. Sie rechnet bis 2020 mit 661 Schülern an der Jagdfeldschule. Der Zuwachs kommt laut Rathaus vor allem aus dem Zentrum. Die Baugebiete im Norden wie im Jugendstilpark und in Gronsdorf wirkten sich erst Jahre später aus. Schüler von dort könnten dann einen Schulbau in Eglfing besuchen, wie es von SPD und Grünen hieß - gerne auf dem ins Spiel gebrachten Areal Ende der Richard-Reitzner-Allee. Dann wäre der notwendige Vorlauf gegeben.

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Quelle:
SZ vom 21.12.2017
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