Gemeindepartnerschaft:Praktikum in Montemarciano

Höhenkirchen-Siegertsbrunn Montemarciano

Nora Bergemann, Sabrina Klimant und Anja Bergemann (von links) möchten ihre eigene Begeisterung für Montemarciano weitergeben.

(Foto: Privat)

Drei Frauen wollen die Partnerschaft Höhenkirchens mit dem italienischen Ort wieder in Schwung bringen und gezielt junge Leute ansprechen.

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Wenn Anja Bergemann, 31, von Montemarciano erzählt, schwingt in ihren Worten viel Begeisterung mit. Sie hängt offenkundig an dem 10 000 Einwohner zählenden Ort in den italienischen Marken. Und wie sich im Gespräch langsam herausstellt, verbindet sie viele schöne Erinnerungen mit der Partnergemeinde an der Adria. Denn sie war als Jugendliche über das Montemarciano-Komitee als Praktikantin dort. "Man ist nicht fremd", schwärmt sie. Jetzt will sie mir ihrer Schwester Nora und ihrer Freundin Sabrina Klimant erreichen, dass viele die gleichen Erfahrungen machen.

Die drei jungen Frauen bilden seit vergangenem Jahr den Vorstand des Montamarciano-Komitees in Höhenkirchen-Siegertsbrunn und stehen für eine neue Generation in der Partnerschaftsarbeit. Angefangen hat alles vor bald 60 Jahren, als Brigitte Meining-Magrini ihren italienischen Mann heiratete und später mit ihm nach Montemarciano zog. Ihr Bruder Günter Meining vom CSU-Ortsverband Höhenkirchen-Siegertsbrunn besuchte sie, lernte Land und Leute lieben und knüpfte Kontakte zwischen den Rathäusern. 2005 wurde ein offizieller Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. 2017 gab Meining aus Altersgründen die Arbeit im Komitee an die drei Frauen weiter. "Drei Engel für Günter", nennen sich diese in Anspielung an die TV-Serie "Drei Engel für Charlie".

Die Verbindung zu Günter Meining ist bis heute eng, der Respekt ist groß gegenüber dem Mentor der Partnerschaftsarbeit. "Er hat das toll gemacht", sagt Anja Bergemann, "wir treten in große Fußstapfen". Doch die drei Frauen machen nicht einfach weiter; sie bringen einen neuen Dreh rein. Die offiziellen Kontakte sind weiterhin wichtig, auch dass etwa die Blaskapellen oder andere Vereine sich gegenseitig besuchen. Darüber hinaus soll aber die Jugend stärker eingebunden und angesprochen werden. Der gesamte Internet-Auftritt wirkt frisch, modern. Der Flyer, mit dem das Komitee für seine Arbeit wirbt, ist als grünes Herz gestaltet. Wer den in die Hand bekommt, wird mit einem "Ciao!" begrüßt. "Dolce Vita genießen, internationale Freundschaften pflegen, Italienisch lernen - oder aufbessern, ein Praktikum unter italienischer Sonne erleben." Das klingt nicht ganz zufällig nach Studienaustausch, nach Erasmus-Programm - und weniger nach großen Reden, offiziellen Delegationen und Empfängen.

"Die können feiern"

Vor allem die Idee mit dem Praktikum, das Anja Bergemann für den Reiz Italiens empfänglich machte, soll weitergetragen werden. Bergemann war 2008 zwei Wochen in Montemarciano und jobbte am Campingplatz in Marina di Montemarciano. Sie empfing Touristen, die mit Wohnmobil oder Zelt ankamen, und überraschte einige, als sie sie in Deutsch ansprach. Sie wohnte bei einer italienischen Familie und lernte, das Leben dort schätzen. Die Altstadt von Montemarciano ist idyllisch, die Landschaft erinnert an die Toskana. Essen und Weine werden gerühmt. Bergemann fand die nahe Stadt Ancona und das Seebad Senigallia toll, wo Anfang August immer ein großes internationales Musik- und Kulturfestival steigt, bei dem die Vierziger- und Fünfzigerjahre aufleben. Überall Petticoats und fetzige Musik: "Die können feiern", schwärmt Anja Bergemann.

Jetzt muss nur noch der Funke überspringen. Denn zuletzt war das Interesse an den Praktika, die im Gegenzug italienische Jugendliche etwa im Jugendzentrum Blue-Box oder im Altenheim in Höhenkirchen absolvierten, gar nicht so groß. Dieses Jahr fällt der Austausch ganz flach. Jetzt soll es einen Anlauf geben, mit dem Gymnasium gemeinsam Jugendliche anzusprechen - schließlich gibt es an der Schule in Höhenkirchen ja Italienisch im Angebot. Auch soll das Mindestalter für die Teilnahme von bisher 18 Jahren gesenkt werden. Man prüfe gerade, wie das machbar sei, sagt Bergemann. Die Schüler, die heute teilweise schon mit 17 Abitur machen, zieht es schließlich schon immer früher in die Ferne. Damit Jugendliche vom Montemarciano Notiz nehmen, sind außer den Flyern in Herzform und einer ansprechenden Homepage auch Auftritte auf Facebook und Instagram geplant. Ein Logo haben sie kreiert, das sich vom Kopf der Hösi-Skulptur ableitet. Der wird flankiert von der Silhouette eines Kopfs mit Römerhelm.

Jetzt, kurz nach den Ferien, wollen die drei Engel für Günter die Höhenkirchner bei einer öffentlichen Runde im Rathaussaal direkt ansprechen. Sie stellen sich an diesem Donnerstag vor, erzählen von einem deutsch-italienischen Kochbuch und anderen Projekten. Ein Brainstorming soll es geben, wie die "entwicklungspolitische, wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit" mit der Partnerstadt in den Marken ausgebaut werden kann. Denn das Komitee will ja nicht nur dem Spaß das Wort reden, sondern auch dazu beitragen, den Horizont zu erweitern. Im Oktober fahren die drei Vorstandsfrauen dann selbst nach Montemarciano, um Kontakte zu knüpfen und sich vorzustellen. Nächstes Jahr stehen gegenseitige Besuche an. Dann hoffentlich mit vielen, die die Begeisterung der Drei vom Komitee teilen.

Das Montemarciano-Komitee freut sich über italienbegeisterte Mitstreiter. Interessenten können kommen zum öffentlichen Treffen an diesem Donnerstag, 19 Uhr, im Rathaus. Anmelden kann man sich unter info@monte-hksbr.de. Informationen gibt es unter https://www.monte-hksbr.de/.

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