Geldanlage:Auch Kreissparkasse kündigt Prämiensparverträge

Geldanlage: Zeit zum Umdenken: Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater (links) und Andreas Frühschütz, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse, raten dringend davon ab, Geld auf dem Girokonto liegen zu lassen.

Zeit zum Umdenken: Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater (links) und Andreas Frühschütz, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse, raten dringend davon ab, Geld auf dem Girokonto liegen zu lassen.

(Foto: Claus Schunk)

5200 Kunden sind betroffen und werden von Montag an in persönlichen Gesprächen informiert. Grund für die Maßnahme sind laut Vorstandsmitglied Andreas Frühschütz "das Niedrig-, beziehungsweise Negativzinsumfeld". Auch "Verwahrentgelte" für hohe Kontoguthaben von Firmen- und Privatkunden werden geprüft.

Von Stefan Galler

Vor einer Woche hat die Stadtsparkasse München (SSKM) angekündigt, Tausende Prämiensparverträge zu kündigen - nun zieht die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg (KSKMSE) nach: Von kommendem Montag an werden jene 5200 Kundinnen und Kunden, deren Verträge zum 29. Februar 2020 gekündigt werden sollen, nach und nach persönlich kontaktiert. Das erklärte Andreas Frühschütz, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse und verantwortlich für das Privatkundengeschäft, am Rande eines Pressetermins am Freitag in München.

"Die Kündigungsschreiben gehen Ende November raus, aber bis dahin wollen wir mit allen Betroffenen Gespräche führen, um emotional ein anderes Niveau zu erreichen und zu verhindern, dass die Kunden mit hochrotem Kopf bei ihrem Berater auflaufen", so Frühschütz. Insgesamt würden Verträge mit einem Sparvolumen von 130 Millionen Euro gekündigt.

Lange hat es nur ein einseitiges Kündigungsrecht für die Anleger gegeben, seit einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) aus dem Mai 2019 haben nun auch die Kreditinstitute das Recht, Prämiensparverträge zu kündigen, wenn sie einen "sachgerechten Grund" dafür vorweisen können. "Das Niedrig-, beziehungsweise Negativzinsumfeld ist ein solcher sachgerechter Grund", sagte Andreas Frühschütz. Betroffen sind ausschließlich Kunden, deren Verträge bereits seit über 15 Jahren laufen, die damit die höchste Prämienstufe von 50 Prozent erreicht haben. Das Modell sieht vor, dass die Bank jedes Jahr, in der ein solcher Vertrag läuft, auf das Ersparte einen prozentualen Bonus bezahlt.

Hat also etwa ein Kunde innerhalb eines Kalenderjahres 1000 Euro gespart und Anspruch auf eine 50-Prozent-Prämie, dann muss ihm die Bank 500 Euro extra gutschreiben. "Das sind hochgerechnet im 15. Jahr Renditen von zwei Prozent", sagte Frühschütz. "Wenn man sich vor Augen führt, dass wir für langfristig gehaltene Aktienportfolios von einer jährlichen Rendite von fünf Prozent ausgehen, ist eine solche Strategie doch deutlich attraktiver als 50 Prozent auf die jährliche Sparleistung."

Es gehe darum, Liquidität fernzuhalten

Auch das Thema Negativzinsen wird von der Kreissparkasse nicht ausgespart. Bislang habe man nur Individualvereinbarungen mit Geschäfts-, aber auch Privatkunden im Blick, "die nur Geld aufs Girokonto hauen, aber sonst keinerlei Geschäftsbeziehungen mit uns pflegen", so Frühschütz. Dabei gehe es aber "nicht um Beträge von 100 000 Euro", erst bei deutlich höheren Guthaben würden "Verwahrentgelte", wie die Negativzinsen in der Bankersprache genannt werden, zur Diskussion stehen. "Es ist schizophren: Früher sind wir Banken jedem Cent hinterher gelaufen. Nun geht es vor allem darum, Liquidität fernzuhalten und Notwehrmaßnahmen zu entwickeln", sagte der Verantwortliche für das Privatkundengeschäft.

Ursprünglich hatte die Kreissparkasse den Pressetermin anberaumt, um einerseits darüber zu berichten, wie reich die drei Landkreise in ihrem Wirkungsbereich im deutschlandweiten Vergleich sind und welche Möglichkeiten die Anleger in Niedrigzinszeiten haben, ihr Vermögen zu vergrößern. Das Kernproblem sei, dass 50 Prozent des Privatvermögens in den Landkreisen München, Starnberg und Ebersberg auf dem Girokonto liegen gelassen würden, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, die für die drei Landkreise je eine exklusive Untersuchung basierend auf Marktdaten erstellen ließ. "Das Geldvermögen steigt an, aber es gibt keine Verzinsung und die Inflation lässt die Vermögen kleiner werden. Das nennt man Realzinsfalle", so Kater.

Deutschlandweit zweitgrößtes Geldvermögen

"Alleine im Landkreis München haben wir damit einen jährlichen Kaufkraftverlust in Höhe von 217 Millionen Euro." Im deutschlandweiten Vergleich der Städte und Kreise mit dem größten Geldvermögen pro Kopf belegen die Landkreise Starnberg (91 000 Euro), München (82 700 Euro) und Ebersberg (75 800 Euro) die Plätze, eins, zwei und vier. Im Schnitt besitzt jeder Deutsche 52 000 Euro an Geldvermögen. Um das Vermögen weiter wachsen zu lassen, empfehlen Volkswirt Kater und KSKMSE-Vorstand Frühschütz "ein Umdenken". Mit einer durchdachten Wertpapier-Strategie könnte deutlich mehr herausgeholt werden.

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