Ihre Namen sind fast niemandem bekannt: Oberwachtmeister Friedrich Fink, Unterwachtmeister Nikolaus Hollweg, Hilfswachtmeister Max Schoberth und Hauptmann Rudolf Schraut. Am 9. November 1923 starben sie, als sie sich gegen den Marsch der Nationalsozialisten stellten, die, angeführt von Adolf Hitler und dem Weltkriegs-General Erich Ludendorff, vom Bürgerbräukeller bis zur Feldherrnhalle marschierten. Die Verschwörer wollten erst in München, dann in Berlin die Macht übernehmen. Der Versuch scheiterte, ging aber als "Hitlerputsch" in die Geschichte ein.
Die Rolle Adolf Hitlers an jenem 9. November haben Historiker immer wieder ausgeleuchtet, auch weil dieser in der anschließenden Festungshaft in Landsberg zwei Mithäftlingen Teile der Programmschrift "Mein Kampf" diktierte. Über die vier getöteten Polizisten, die den Rechtsstaat gegen die Putschisten verteidigten, war bisher wenig bekannt. Eine Bodenplatte blieb weitgehend unbeachtet.
Seit Dienstag, dem 87. Jahrestag des Hitler-Ludendorff-Putsches, erinnert nun eine Gedenkplatte an der Westfassade der Residenz an die bayerischen Beamten. Dort war die zweite Hundertschaft untergebracht, der die vier Getöteten angehörten. Unter Führung von Michael Freiherr von Godin sollten 130 Polizisten den Odeonsplatz gegen die Nazis abriegeln. Bei den Kämpfen starben neben den vier Polizisten auch 20 rechtsextreme Putschisten. "Die Polizeibeamten haben sich damals den Nazis entschlossen entgegengestellt und so verhindert, dass schon damals eine Diktatur errichtet werden konnte", sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag bei der Enthüllung der Gedenktafel.
Diese solle ein Mahnmal gegen jegliche Gewalt sein, ob von links oder rechts. Wie die bayerische Justiz den Fall damals bearbeitet habe, sei skandalös, sagte Herrmann. Die Täter seien zu Opfern stilisiert worden. Auch Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) würdigte den Einsatz der Polizisten: "Die bayerische Polizei hat als erste gezeigt, dass der rechtsextreme Mob hätte gestoppt werden können, wenn alle dazu bereit gewesen wären", sagte Ude.
Auch Angehörige der vier Polizisten waren gekommen, um ihrer Vorfahren zu gedenken. Diese waren zwischen 20 und 37 Jahre alt, als sie starben. Fotografien von Fink, Schraut und Hollweg zeigten ihre Gesichter. Drei Polizeibeamte trugen ihnen zu Ehre Original-Uniformen aus dem Jahr 1923.