Gastronomie:Wiener Flair nach Münchner Vorbild

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Schanigärten, wie hier im Glockenbachviertel in München vergangenen Sommer, kommen gut an. (Foto: Stephan Rumpf)

Ismaning ermöglicht Wirten mit sogenannten Schanigärten ein Zusatzgeschäft im Freien

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Kaum eine andere Branche leidet so sehr unter den coronabedingten Einschränkungen wie die Gastronomie. Seit fast sechs Monaten sind Restaurants und Lokale geschlossen, die Wirte können sich allenfalls mit Mitnahme- und Liefergeschäft über Wasser halten. Wann sie wieder Gäste empfangen können, ist angesichts des angespannten Infektionsgeschehens derzeit nicht absehbar. Schon im ersten Lockdown vor einem Jahr waren die Gaststätten und Cafés bis Ende Mai geschlossen, im Sommer dann konnten sie ihre Terrassen, Gärten und Innenräume unter strengen Hygieneauflagen wieder aufsperren. Seit Anfang November aber ist wieder alles zu.

Um den pandemiegebeutelten Wirten am Ort zu helfen, hat der Ismaninger Gemeinderat am Donnerstagabend auf Antrag aller Fraktionen einstimmig entschieden, in der Kommune sogenannte Schanigärten nach Wiener Vorbild zu erlauben. Betreiber von Lokalen sollen auf den zugehörigen oder angrenzenden Parkplätzen und öffentlichen Flächen vor ihrer Gaststätte Tische und Stühle aufstellen können, damit mehr Kunden ein Plätzchen finden und der Corona-Abstand leichter eingehalten werden kann. So lassen sich die Freischankbereiche vergrößern und die Gastronomen könnten mit ausreichenden Einnahmen rechnen, trotz der notwendigen Abstände zwischen den Gästen.

Josef Steinkohl, Vorsitzender der Fraktion der Freien Wähler im Ismaninger Gemeinderat, sagte, mit einem solchen Angebot wolle man den Wirten helfen, ihre durch die Corona-Krise enormen Umsatzeinbußen zumindest ein bisschen abzufedern. Alle Lokalpolitiker sind sich bewusst, dass eine Kompensation der Einnahmeausfälle wegen der nicht nutzbaren Innenräume durch die Erlaubnis, Parkplätze und den öffentlichen Raum für Tische und Stühle zu nutzen, nur marginal ausfalle, heißt es in dem fraktionsübergreifenden Antrag. Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) bezeichnete das Ansinnen als "eine Corona-Hilfe der praktischen Art".

SPD-Gemeinderat Andreas Schätz, als Polizist mit der Gewerbeaufsicht beschäftigt, berichtete dem Gremium aus seiner Erfahrung heraus, dass die Gastronomen in der Landeshauptstadt die Möglichkeit, mithilfe der Schanigärten mehr Gäste draußen bedienen zu können, sehr zu schätzen wüssten. München hatte im vergangenen Sommer, als eine Bewirtung von Gästen durch sinkende Inzidenzen wieder möglich war, gute Erfahrungen mit den Schanigärten gemacht. Der Name Schani ist übrigens ein anderes Wort für Kellner, die in Wien immer noch großes Ansehen genießen; ursprünglich kommt der Ausdruck vom französischen Vornamen Jean, manche sagen auch, er beziehe sich auf "Gianni", weil italienische Wirte in der österreichischen Hauptstadt vor ihren Kaffeehäusern die ersten Tische im Freien aufstellten.

© SZ vom 24.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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