Süddeutsche Zeitung

Gastronomie:Foodtruck als Vorhut

Bis sein Feldkirchner Lokal öffnet, verkauft Boran Kuscu Burger

Von Anna-Maria Salmen, Feldkirchen

Ein eigenes Restaurant zu eröffnen, ist der Traum vieler Köche. Wer ihn verwirklicht, fiebert meist einer feierlichen Eröffnung entgegen und kann es kaum erwarten, Gäste zu bewirten. Ähnlich erging es auch Boran Kuscu. Als Küchenchef war er beinahe 16 Jahre lang in mehreren Gastronomiebetrieben tätig - dabei kochte er unter anderem für die Profifußballer des FC Bayern. Im vergangenen Herbst machte der gelernte Koch sich mit einem Cateringunternehmen selbständig, nun erfüllte der 31-Jährige sich den Traum vom eigenen Lokal: Seit Kurzem ist Kuscu der neue Wirt der Sportgaststätte des TSV Feldkirchen. "Zum Königshof" wird das Restaurant heißen, das er jedoch bislang noch nicht eröffnen konnte - wie so vielen Gastronomen machte auch ihm die Corona-Krise einen Strich durch die Rechnung.

Am Anfang sei er enttäuscht gewesen, dass er den Betrieb noch nicht regulär aufnehmen dürfe, sagt Kuscu. "Ich habe mich sehr auf meinen eigenen Laden gefreut." Aber Not mache eben erfinderisch: Kurzerhand kaufte der Koch sich einen Foodtruck und stellte ihn vor der Gaststätte auf. Seit einigen Wochen verkauft er eine Auswahl an Gerichten aus dem Wagen.

Gastronomiebetriebe dürfen nun zwar unter Auflagen wieder öffnen. Bei seinem Lokal werde es aber noch ein wenig länger dauern, kündigt Kuscu an, denn "innen muss noch alles renoviert werden". Die Theke erneuern, Stromleitungen verlegen, die Einrichtung verschönern, neue Küchengeräte einbauen - "es gibt einiges zu tun". Er sei ein Ordnungsmensch, sagt Kuscu über sich selbst. "Bis nicht alles von A bis Z steht, werde ich nicht öffnen."

Kuscu schätzt, dass die Arbeiten bis zum Sommer andauern werden. Wenn alles bereit ist, will er seinen Gästen im "Königshof" bayerische Küche servieren. Streng auf Schweinebraten, Knödel und Ähnliches will der Wirt sich eigener Aussage nach aber nicht beschränken. "Ich mache Sachen für jedermann", sagt er. Auf der Speisekarte werden demnach auch viele Nudelgerichte, Salate und täglich frische, selbstgemachte Kuchen stehen. Eine Besonderheit werden außerdem die bunten Buns für Burger sein, die eine Bäckerei eigens für das Feldkirchner Restaurant herstellt.

Seine Burger verkauft Boran Kuscu derzeit auch im Foodtruck vor dem Eingang der Sportgaststätte. Die Kreation kommt offenbar gut an, wie der Koch erzählt: "Manche Gäste kommen nur dafür aus Vaterstetten oder Ebersberg nach Feldkirchen. Ich habe sogar schon Stammkunden, die fast täglich einen Burger bei mir kaufen." Die Solidarität, die er schon vor der Eröffnung seines "Königshofs" an seinem neuen Arbeitsort beobachtet, überraschte Kuscu: "Ich wollte mich eigentlich zuerst nur mit dem Wagen hinstellen, damit die Leute mich zumindest schon sehen. Aber die Unterstützung in Feldkirchen ist der Wahnsinn."

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Quelle:
SZ vom 29.05.2020
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