Süddeutsche Zeitung

Gastronomie:Die Biergarten-Saison in Haar fällt aus

Das Gasthaus Zur Post wird wohl erst Anfang nächsten Jahres wieder eröffnen statt heuer im April, weil sich die Sanierung des Traditionslokals verzögert. Bürgermeister Bukowski spricht von einer "Riesen-Sauerei".

Von Bernhard Lohr, Haar

Mit den ersten Sonnenstrahlen wächst die Lust, sich wieder in den Biergarten zu setzen. In Haar denkt man da an den Gasthof Zur Post. Doch daraus wird in diesem Frühjahr nichts - und wohl auch nicht später im Jahr. Denn dessen Sanierung zieht sich in die Länge. Erst kommendes Jahr dürfte dort wieder Bier ausgeschenkt und Schweinebraten aufgetischt werden. Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) hat die Verzögerung jetzt im Bauausschuss des Gemeinderats bekannt gegeben und seinem Ärger darüber Luft gemacht. Er sprach von einer "Riesen-Sauerei". Bei einem Runden Tisch an Donnerstag wurde mit allen Projektbeteiligten Tacheles geredet. Die Gemeinde steht wegen des Gasthofumbaus massiv unter Druck, denn das Gebäude gehört ihr.

Der Gasthof mitten im Ort hat einen festen Platz im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde. Die Wirte-Familie Dabernig mit ihren Wurzeln in Südtirol stand dafür mit bodenständiger Küche, der Stammtisch war immer besetzt und in den vielen Gasträumen und im Biergarten war stets was los. Doch Wirt Karl Dabernig verabschiedete sich im Herbst 2021 mit 67 Jahren in den Ruhestand, das sollte der Auftakt zur Sanierung sein. Geplanter Eröffnungstermin damals: zur neuen Biergartensaison im April 2023.

Doch schon Ende 2021 kam man nicht wie gewünscht in die Gänge. Wie das Rathaus jetzt darlegt, gab es wegen des hohen Planungsaufwands und der Corona-Pandemie Probleme. Weil sich die Konzepte verzögerten, konnten die Bauleistungen nicht ausgeschrieben werden, so verging Monat um Monat. Trotzdem glaubte man im Rathaus noch vor einem Jahr, den Eröffnungstermin halten zu können. Doch bereits zwei Monate später war dieser obsolet. Auf Anraten des Architekten einigte man sich auf einen Eröffnungstermin mit Zeitpuffer. Neuer Termin sollte am 14. Juli 2023 sein. Doch der hat sich jetzt auch erledigt.

Die neuen Pächter warten ungeduldig darauf, dass es endlich losgeht

Bürgermeister Bukowski lassen die Verzögerungen nicht kalt. Die Haarer warteten mit Ungeduld auf die Eröffnung, sagte er erst unlängst. Dass die Anspannung im Rathaus groß ist, hat auch mit der Tatsache zu tun, dass der neue Pächter offenbar bereits ungeduldig wartet. Zwar wurde noch kein Nachfolger offiziell vorgestellt, doch sickerte bereits im vergangenen Sommer durch, dass es bereits einen neuen Wirt gibt. Das bestätigt die Rathausverwaltung jetzt indirekt, indem sie mitteilt, dass die zeitlichen Verzögerungen auch aufgrund der "bereits bestehenden vertraglichen Verpflichtungen mit dem Gaststättenpächter schwer zu akzeptieren" seien. Die Gemeinde habe sich juristische Beratung geholt, so Bürgermeister Bukowski diese Woche im Bauausschuss des Gemeinderats. Durch die Verzögerung entgeht der Gemeinde zudem Pacht. "Es entsteht ein finanzieller Schaden", sagt Bukowski.

Peter Schießl (SPD) fragte im Ausschuss nach, wie es sein könne, dass das Rathaus von der Entwicklung derart überrumpelt werde. "Wir haben regelmäßig nachgefragt, ob der Termin im Juli 2023 zu halten ist." Bukowski bekannte, man sei selbst überrascht worden. Laut Horst Blank, dem stellvertretenden Leiter der Abteilung Bautechnik, war eine Mitarbeiterin stutzig geworden sei, weil die Abläufe auf der Baustelle nicht mit dem Bauzeitenplan übereingestimmt hätten. Nach mehrmaligem Nachhaken habe man von der langfristigen Verzögerung erfahren. "Das hat uns auch erstmal schockiert", sagte Blank. Die Begründung der Projektverantwortlichen sei dünn.

Viel Neues kam beim Runden Tisch, bei dem Bukowski "Klartext" ankündigte, am Donnerstag offenbar nicht heraus. In einer Mitteilung der Gemeinde vom Freitag ist von einer Eröffnung Anfang 2024 statt - wie zuletzt beabsichtigt - September 2023 die Rede. Ein zentraler Grund sei die Erneuerung der Lüftungsanlage für die Küche. Wegen der weltweiten Chip-Krise habe sich die Lieferzeit auf mehr als fünf Monate verlängert. Weitere Informationen soll es im Bauausschuss im April geben.

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