Gasthaus Ruf:Knödel mit gutem Ruf

Lesezeit: 2 min

Seit 1866 wird im Oberaltinger Dorfwirtshaus zünftig Bayerisches serviert. Bis heute lassen Schweinsbraten, Kalbsleber und Rehgulasch die Gäste vor Zufriedenheit seufzen.

Gertrude Fein

Semmelnknödeln müsse es heißen, sagte Karl Valentin, weil ja nicht nur eine Semmel verarbeitet werde. Also müsste es eigentlich auch Kartoffelnknödeln heißen, richtet man sich nach dem Valentin. Nicht nur sprachlich eignen sich die Knödel zur Haarspalterei, sondern auch Aussehen und Konsistenz können zum Gegenstand kleinlicher Rechthaberei werden.

Im Gasthaus Ruf kann man gemütlich zusammensitzen - und sich über Karl Valentins Semmelnknödeln unterhalten. (Foto: Georgine Treybal)

Einer liebt sie ziemlich trocken, eher mehlig, ein anderer etwas glasig, leicht gummiartig. Und jeder wird darauf bestehen, dass nur sein Knödel der wahre Knödel ist. Das ist die Erklärung dafür, dass dasselbe Wirtshaus für seine Knödel entweder gepriesen oder geschmäht wird.

Im Gasthaus Ruf in Oberalting sind die Kartoffelknödel mehr von der glatten, gummiartigen Sorte, aber das hält auch die Anhänger der Gegenfraktion nicht davon ab, dort mit Lust einen Schweinsbraten (8,80 Euro) oder eine Portion Spanferkel (10,80) zu verspeisen. Vor allem diese Schweinereien locken seit langer, langer Zeit die Gäste an, und nicht nur die aus der näheren Umgebung.

Seit 1866 ist das Wirtshaus - ein stattlicher Bau - im Besitz der Familie Ruf. Die Dorfwirtschaft mit ihrem baumbestandenen Wirtsgarten hat sich zu einem Treffpunkt für Anhänger der gepflegteren bayerischen Küche entwickelt. Hier wird bis ins letzte Detail auf Qualität geachtet. Das Fleisch von Tieren aus der Umgebung wird in der familieneigenen Metzgerei vorbereitet. Fische und Wild kommen aus den nahen Seen und Wäldern.

Dass die Familie Ruf nicht nur bei den Speisen auf Qualität setzt, sondern auch beim Personal, zahlt sich aus. Das gemütliche Lokal mit seinen edel holzvertäfelten Stuben ist fast jeden Tag gut besucht. Egal, wie hoch es herging, Service und Küche waren dem Betrieb gewachsen, auch bei Sonderwünschen. Dass die Gerichte auch bei größeren Tischgesellschaften gleichzeitig serviert werden, scheint selbstverständlich zu sein.

Aber nun zur Hauptsache, zum Essen. Es lohnt sich, mit einer kräftigen Leberspätzle- oder einer Markklößchensuppe (3,20 Euro) zu beginnen, auch wenn für den Hauptgang dann weniger Platz im Magen ist. Dabei bräuchte man den dringend, weil niemand gerne etwas auf dem Teller zurücklässt. Dafür schmeckt es einfach zu gut beim Ruf.

Die Portion Sauerbraten (11,80), die sogar einen Wanderer nach der Umrundung des Ammersees hätte sättigen können, wurde ganz ohne Wanderung aus purem Genuss bis zum letzten Fitzelchen aufgegessen. Das Gleiche passierte mit dem "Ruf Pfander'l" (12,50), eher eine Pfanne mit Filets und hausgemachten Spätzle. Genau nach Wunsch gebraten kam der Zwiebelrostbraten (14,50) zum Gast, eine dicke, mürbe Lendenscheibe, jeder Bissen ein Genuss.

Als Tagesempfehlung gab es einmal Kalbsleber mit Zwiebeln und Äpfeln, trotz aller Zartheit mit charakteristischem Lebergeschmack (12,80). Dass der Eigengeschmack bei Innereien und Wild oft durch Einlegen bis zur Unkenntlichkeit heruntergefahren wird, ist ein Jammer, aber leider in vielen Betrieben üblich. Im Gasthaus Ruf hatte das Rehgulasch noch den typischen Wildgeschmack, fein abgerundet durch zerstoßenen Wacholder (14,80). Wegen Überfüllung musste das Kosten der Nachspeisen ausfallen.

Zum Essen wird meist Bier getrunken. Neben Hellem und Pils gibt es das köstliche König Ludwig Dunkel vom Fass (3,40) und trübes Kellerbier in der Flasche (3,40). Der Schoppen Pinot Grigio (4,30) ist wie die 0,75-Liter-Flasche Wasser (5,10) eigentlich zu teuer. Aber irgendwo muss die Kalkulation aufgehen. Und wenn vier Personen etwa 80 Euro hinlegen für ein Essen, das alle vor Zufriedenheit seufzen lässt, ist dagegen auch nichts zu sagen.

Reservieren sollte man möglichst im Gastraum links vom Eingang. Im Raum rechts sind die Lampen so hoch angebracht, dass sie kein angenehmes Licht geben.

GASTHAUS RUF, 82229 Seefeld-Oberalting, Marienplatz 2, Telefon 08152/76363. Geöffnet donnerstags bis dienstags von 10 bis 24 Uhr, Mittwoch Ruhetag Reservierung empfohlen; Punkte: Qualität 5, Service 5, Ambiente 4,5

© SZ vom 09.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: