Garchinger Zwergzebus:Wer will mich?

Zebu

Xaverl kam durch einen Kaiserschnitt zur Welt. Seine Mutter, erzählt Christine Scherr, habe ihn geliebt, aber sie wollte ihn nicht an ihr Euter lassen. Also wohnt er momentan im Garten der Zebuzüchterin und bekommt die Flasche.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Zwergzebu Xaverl und seine Herde müssen ihre Weide in Garching räumen. Besitzerin Christine Scherr verkauft deshalb Tiere und sucht eine neu Bleibe.

Von Gudrun Passarge, Garching

Xaverls Tage im Garten von Christine Scherr sind gezählt. Das Zwergzebukalb, das sie mit der Flasche aufgezogen hat, wird bald kastriert und kommt dann auf die Weide zu den anderen Tieren. Noch stehen die etwa 150 Rinder in Hochbrück. Doch auch das ist nicht von Dauer. Die Rinderhalterin hat die Kündigung erhalten. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat Scherr schriftlich mitgeteilt, am 1. September Räumungsklage einzureichen, wenn die Zwergzebus die Weide bis dahin nicht verlassen haben.

Zwergzebus sind kein alltäglicher Anblick in Oberbayern, man schaut zweimal hin, wenn man sie zwischen den Kiefern der Heidelandschaft in Hochbrück herumlaufen sieht. 2004 hat die 67-Jährige mit der Zucht begonnen, elf Tiere waren es am Anfang. Warum sie die Zwergzebus so fasziniert haben? "Einfach, weil sie klein und widerstandsfähig sind. Und weil sie unproblematisch und anspruchslos sind." Natürlich auch, weil sie "exzellentes Fleisch" liefern. Scherr kann noch einige Vorteile dieser Rasse aufzählen. Zum Beispiel, dass Zwergzebus sich ihr Futter selbst verdienten, "weil sie in Naturschutzgebieten alles sauber auffressen".

Doch trotz all dieser guten Eigenschaften hat Christine Scherr gewaltige Probleme mit ihrer Herde, mehr als zehn Jahre dauern nun schon die Auseinandersetzungen mit dem Veterinäramt des Landratsamts. Der Streit drehte sich unter anderem um die richtige Haltung und die Ohrmarken. Scherr weigerte sich jahrelang, die Kälber zu markern und berief sich auf eine EU-Verordnung. Im Gegenzug verweigerte ihr das Landratsamt trotz Untersuchungen die Bescheinigung, dass die Herde frei vom Erreger BHV1 ist. Die Folge: Sie durfte die Tiere nicht verkaufen, die Herde wuchs.

Mit dem Landratsamt gab es ein klärendes Gespräch

Mittlerweile hat ein Gespräch mit der Behörde stattgefunden, das Scherr als sehr positiv bezeichnet. Es habe wohl einige Missverständnisse gegeben, sagt sie, und hofft, dass sie jetzt ausgeräumt seien. Sie werde allen Tieren Ohrmarken anlegen, auch den Kälbern, die Marken lägen schon bereit. Außerdem möchte sie Tiere verkaufen. Um die 60 herum stehen schon auf einer Liste für einen Viehhändler aus Schleswig-Holstein, sie werden demnächst abgeholt.

Das alles löst jedoch nicht das Problem, wohin die Herde nun ziehen soll. Jetzt sucht Scherr also, fährt immer wieder zu Besichtigungsterminen. Am liebsten wäre ihr ein Hof, auf dem sie, ihre Tochter und die Zebus leben könnten. Wenn es aber keinen Hof gibt, dann müssen es eben geeignete Flächen sein, die sie von ihrem Wohnort bei Petershausen aus gut erreichen könnte. Fünf Hektar Land würden ausreichen für etwa 40 Tiere, die sie behalten möchte. Christine Scherr selbst wird dann gar nicht mehr Halterin sein, sie möchte einen Schnitt machen und die Herde an ihre 25 Jahre alte Tochter Marie-Sophie übergeben.

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