Was für ein tränenreicher Abschied von einem Plastikbecher. Er schaukelt langsam immer weiter in Richtung Mitte des Germeringer Sees. Alle Versuche, ihn mit Schnüren einzufangen oder gar mit nackten Waden mutig in die Fluten zu steigen, sind fehlgeschlagen, das kleine Mädchen aus der Kindergartengruppe ist untröstlich.
Als der Becherretter in Aktion tritt, sind die Kinder gerade unterwegs und bekommen nichts mit. Günter Bonin, 60, eigentlich Weltenretter, hat sich behände für ein paar Fotos auf den Seehamster geschwungen. Mit dem Boot, das sonst Algen, Entenkot oder Plastik einsammelt, fährt er eine elegante Kurve und schon hat er den Becher im Netz. "Wir retten auch Fußbälle und Kinderspielzeug", sagt er auf seine flapsige Art. Aber eben nicht nur.
Das Beispiel zeigt, wie das Prinzip funktioniert, das sich der Unternehmer ausgedacht hat, der sein Geld mit IT-Firmen verdient hat. Der Seehamster, er ist der dritte seiner Art, der vierte wird gerade gebaut, zeigt im Kleinen, wie die Rettung der Weltmeere von Plastikmüll funktionieren soll. Das wird dann seine große Schwester, die Seekuh übernehmen, die gerade in Lübeck gebaut wird und Ende September getauft werden soll. Wie der kleinere Seehamster ist sie wie ein Katamaran aufgebaut. Zwölf Meter lang, zehn Meter breit, soll sie so ausgestattet werden, dass sie bis zu drei Tonnen Müll an Bord nehmen kann.
Vor allen Dingen Kunststoff, der immer mehr Gewässer verschmutzt, was für viele Tiere tödlich ist. Bonin hat Zahlen parat: "Allein vier Tonnen Plastik kommen jeden Tag über die Donau ins Schwarze Meer." 150 Millionen Tonnen sollen sich Schätzungen zufolge weltweit angesammelt haben.
Günther Bonin ist ein begeisterter Segler. Er erzählt, wie er eines Tages als Skipper mit der Samarkand auf großer Fahrt war zwischen Vancouver und San Diego. Eine abenteuerliche Reise, die für ihn mit einem Entschluss endete. Er beobachtete während einer Nachtwache, wie ein Frachter den Müll auf See verklappte, um sich die Müllgebühren im Hafen zu sparen. Zuerst ärgerte er sich, dann dachte er über eine Lösung nach. "Geht nicht, gibt's nicht", habe er sich gesagt. Wenn zig Millionen Fischer alle Fische aus dem Meer holen können, dann, so überlegte Bonin, müsse es doch auch möglich sein, mit den Netzen den Müll wieder rauszufischen.
Der Unternehmer steht am Germeringer See in der Sonne und plaudert. Modische Sonnenbrille, dunkle Stoppelhaare, grau-melierter Bart, ein T-Shirt mit seinem Vereinslogo, Jeans und Jeansjacke - irgendwie alterslos. Der Mann strahlt Unternehmungsgeist aus. Aber das war vor einigen Jahren anders, sagt er.