VerkehrDie Fußgängerstadt plant die Mobilitätswende

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Nirgendwo sonst im Landkreis München werden so viele Leihräder genutzt wie in Garching.
Nirgendwo sonst im Landkreis München werden so viele Leihräder genutzt wie in Garching. (Foto: Robert Haas)

Garching will neben dem Radverkehr besonders das Angebot an Carsharing und den Ärger über die Parksituation am Ort in Angriff nehmen. Nach einer umfassenden Analyse der Verkehrssituation sollen konkrete Maßnahmen folgen.

Von Elisabeth Marx, Garching

Welche Verkehrsmittel benutzen Sie? Was stört besonders am Verkehr? Welche Verbesserungsvorschläge gäbe es? Das haben die Stadt und das Planungs- und Beratungsbüro Team Red im vergangenen Jahr Bevölkerung und Beschäftigte am Ort gefragt. Jetzt sind die Ergebnisse da und es steht fest: „Garching ist eine Fußgängerstadt!“ So fasst jedenfalls Projektleiter Tobias Kipp vom beauftragten Büro die Ergebnisse zusammen. Innerhalb von 15 Minuten könnten die meisten Garchingerinnen und Garchinger alle wichtigen Wege im Alltag zu Fuß bestreiten, nur in den Randgebieten Hochbrück und Dirnismaning nicht. Garchings Sonderstatus im Landkreis München: Mit drei U-Bahn-Stationen ist die Stadt an das Münchner Verkehrsnetz angeschlossen.

Bei der Umsetzung der Mobilitätswende soll nun jedoch der Radverkehr an die Reihe kommen. Denn die Befragung hat auch gezeigt: Die Bürger haben großes Interesse am Radfahren. Doch das aktuelle Radverkehrskonzept ist noch auf dem Stand von 2009. Alle damals beschlossenen Maßnahmen sind entweder umgesetzt, in Planung oder wieder verworfen. Zudem ist Garching mittlerweile Teil der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen (AGFK) und steht damit unter Zugzwang.

Konkret wünschen sich die Bürgerinnen und Bürger mehr, bessere und vor allem sichere Radwege. Das könnte auch den Dauerstreit zwischen Fußgängern und Radfahrenden lösen. Doch auch das Miteinander von langsameren und schnelleren Radlern stellt eine neue Herausforderung dar.

Der Garchinger Stadtrat hält außerdem an den MVG-Leihrädern fest, schließlich werden nirgendwo sonst im Landkreis München so viele Räder ausgeborgt. Aktuell gibt es 15 Verleihstationen, alleine drei stehen am Forschungszentrum. Dort, an der Technischen Universität München, und am Businesscampus gibt es ebenfalls etablierte Carsharing-Angebote. Aber nur ein Prozent der Garchingerinnen und Garchinger greifen auf das bestehende Carsharing-Angebot zurück. Dabei kann man dank der MVG-App nicht nur Leihräder, sondern auch Leihautos nutzen. Wie die Nutzung verbessert werden kann, darüber ist man sich im Stadtrat nicht einig.

Im neuen Wohnquartier in Hochbrück sind weitere Carsharing-Stationen fest eingeplant. Dadurch könnte das Problem mit fehlenden Parkplätzen gelöst werden. Vor allem übers Wochenende parken in dem Stadtteil Lkw die Straßen, dann fehlen Anwohnern Stellplätze. Ein weiteres Problem sind Wohnmobile, die besonders im Winter Platz einnehmen. Ein von der CSU vorgeschlagenes Parkverbot für Wohnmobile ist allerdings schwierig umzusetzen, wie Tobias Kipp vom Beratungsbüro erklärt. Auch auswärtige Gäste sind ein Ärgernis. „Unsere Parkplätze am See scheinen der Geheimtipp für Wiesnbesucher zu sein“, sagt Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD). Die kostenlosen Parkmöglichkeiten mit Gratis-Duschen im Tennisklub verschärften die Lage noch.

Wie und wann die Herausforderungen konkret angegangen werden, soll nach einem Beschluss des Stadtrats zunächst die Rathausverwaltung erarbeiten. Anstatt ein detailliertes und allumfassendes Gesamtkonzept zu erarbeiten und dieses anschließend peu à peu umzusetzen, folgten die Stadtratsmitglieder geschlossen der Empfehlung des Experten und sprachen sich für einzelne, dringende und leicht umsetzbare Projekte aus. So soll der Fokus auf der Entwicklung eines neuen Radkonzeptes, vermehrten Carsharingangeboten und der Verbesserung der Parksituation liegen. Im diesjährigen Haushalt stehen der Verwaltung noch etwa 79 000 Euro zur Verfügung, im nächsten Jahr weitere 100 000 Euro.

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