Garching:Grüne kritisieren Stillstand am Forschungsreaktor

Seit einem Vorfall im März 2020 fließen am FRM II keine Neutronen.

Landtagsabgeordnete der Grünen kritisieren den Stillstand des Forschungsreaktors in Garching und eine aus ihrer Sicht irreführende Informationspolitik der TU München hierzu. Seit zweieinhalb Jahren steht die Forschungsneutronenquelle FRM II, die sich mitten auf dem Forschungscampus der TU in Garching befindet, aus verschiedenen Gründen still.

Seit dem 17. März 2020 fließen dort keine Neutronen mehr. Im Mai 2020 wurde ein Störfall aus dem März bekannt, als nach einem Fehler während einer Reinigung das radioaktive Nuklid C14 austrat; die Menge überschritt den vorgegebenen Jahresgrenzwert. In Folge dessen mussten die Betreiber das Sicherheitskonzept überprüfen. Danach verhinderte ein Defekt an der sogenannten Kalten Quelle das Wiederanlaufen des Reaktors. Aktuell muss der Zentralkanal ausgetauscht werden. Dieser Austausch gestaltet sich schwierig. Nach Angaben der Betreiber wird der Forschungsreaktor voraussichtlich Anfang 2024 wieder anlaufen können.

Diese lange Zeit des Stillstands habe nicht nur mit den defekten Bauteilen zu tun, sondern auch damit, dass das Wissen um die Herstellung solcher Bauteile wohl nicht gut dokumentiert wurde, argwöhnen die Grünen. Dazu passt aus Sicht der Oppositionspolitiker nicht die Informationspolitik des FRM II. "Jeden Monat wird eine Erfolgsmeldung über die wissenschaftliche Arbeit der TU München mit Neutronen veröffentlicht, obwohl seit mehr als zweieinhalb Jahren keine Neutronen mehr produziert wurden. Hier schmückt sich die TU wohl mit sehr alten oder fremden Federn", kritisiert Markus Büchler, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Oberschleißheim.

Man werte aktuell zum Teil Daten aus, die schon in früheren Versuchen am FRM II gewonnen wurden, sagt dazu FRM-II-Sprecherin Anke Görg. Außerdem würden auch Ergebnisse vorgestellt, die anderswo gewonnen würden, an denen Wissenschaftler aus Garching beteiligt sind. Die Zeit des Stillstands werde genutzt, um unter anderem zu überlegen, wie die Instrumente am FRM II verbessert werden können. So soll etwa eine Anlage ins Reaktorbecken eingebaut werden, die Molybdän 99 herstellt, ein Radioisotop, das Mediziner zur Früherkennung von Krebs einsetzen.

Der FRM II gilt als einer der leistungsstärksten Forschungsreaktoren in Europa. Umweltschützer kritisieren die Betreiber, weil sie bislang noch hoch angereichertes Uran einsetzen, das als potenziell waffenfähig angesehen wird.

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