Garching:Mit 18 in den Stadtrat

Garching: Felicia Kocher hat als Ortssprecherin der Grünen schon viel gelernt. Jetzt sitzt sie im Stadtrat.

Felicia Kocher hat als Ortssprecherin der Grünen schon viel gelernt. Jetzt sitzt sie im Stadtrat.

(Foto: Privat)

Felicia Kocher will in Garching Klimaschutz und Jugendthemen anbringen

Von Gudrun Passarge, Garching

Dass sie sich nicht gut vorbereiten würde, kann wahrlich niemand behaupten. Felicia Kocher kämpft sich gerade durch ein Buch über kommunales Baurecht. "Ich habe schon spannendere Bücher gelesen", sagt sie mit einem Lachen in der Stimme. Die 18-Jährige wird im neuen Garchinger Stadtrat die jüngste gewählte Vertreterin sein. Kocher, Schülerin der 12. Klasse in der Ismaninger Waldorfschule, wird als eine von vier Grünen in dem Gremium sitzen.

Kocher ist eine von mehreren jungen Leuten, die sich seit geraumer Zeit bei den Garchinger Grünen engagieren. Sie ist mit 16 in die Partei eingetreten und schon seit mehr als einem Jahr leitet sie den Ortsverband zusammen mit Rolf Schlesinger. "Ich habe mich schon immer für Politik interessiert", sagt sie und erzählt, dass sie sich früher stark für den Tierschutz eingesetzt hat. Es gab kleine Erfolge, mal ein Spendenerfolg, mal ein Dankesbrief, aber letztlich sei es "ein Fass ohne Boden, genau wie die Umweltpolitik". Zur Partei kam sie über ein Schulpraktikum im Landtag, "da habe ich gesehen, wie Parteien aufgebaut sind". Sie schaute bei den Garchinger Grünen vorbei, "dann kam ich nicht mehr davon los".

Dass sich junge Leute politisch engagieren, kommt nicht mehr so häufig vor wie früher. "Viele fühlen sich nicht vertreten von den Politikern, oder sie fühlen sich nicht angesprochen." Kocher findet es dagegen wichtig, sich einzubringen und hofft, durch ihr Beispiel zu zeigen, "dass es für junge Leute interessant sein kann, ,sich zu engagieren". Sie habe in den eineinhalb Jahren an der Spitze des Ortsverbands schon viel dazugelernt. Trotzdem hatte sie nicht vor, Stadträtin zu werden, aber sie wurde ermutigt. Und dann kam die Wahlnacht. Kocher stand auf Platz eins der Liste, am Ende bekam sie hinter Bürgermeisterkandidat Hans-Peter Adolf die zweitmeisten Stimmen bei den Grünen, "damit bin ich ganz zufrieden". Sie erzählt, es war eine sehr spannende Wahlnacht, weil bis zum letzten Wahllokal nicht klar war, wie viele Sitze die Grünen bekommen würden. Am Schluss fehlten dann nur 0,1 Prozent für den fünften Sitz, berichtet Kocher.

Die junge Frau mit dem Faible für Baskenmützen saß schon seit längerem immer wieder in Sitzungen als aufmerksame Beobachterin. Und auch inhaltlich setzte sie sich mit Garchinger Themen auseinander. So verfasste sie etwa für die Schule eine Arbeit über das Garchinger Klimaschutzkonzept, das 2010 beschlossen worden war. "Es wurde ziemlich aufwendig erarbeitet", sagt sie und lobt besonders die Bürgerbeteiligung. Das Konzept sei einstimmig beschlossen worden, "aber dass so viel unter den Tisch gefallen ist, finde ich sehr schade". Ihrer Meinung nach fehlt besonders der Klimaschutzmanager, "der das Gesamte steuert", denn schließlich seien beim Klimaschutz vom Bauen über den Verkehr bis zur Umwelt viele verschiedene Bereiche betroffen. Die Grünen hatten in einem Antrag im vergangenen Jahr so einen Klimaschutzmanager gefordert, aber keine Mehrheit dafür im Stadtrat gefunden. Kocher fordert eine Überarbeitung des Konzepts, wie es auch schon der Stadtrat beschlossen hat, und vor allem wünscht sie sich, "dass es dann zügig umgesetzt wird".

Welchem Ausschuss sie künftig angehören wird, weiß sie noch nicht. "Ich glaube, ich muss mich ordentlich ins Zeug legen", sagt sie und macht dabei den Eindruck, dass sie bereit ist sich einzuarbeiten, ganz gleich, welche Themen auf sie zukommen. "Ich bin relativ flexibel, ich habe kein Fachgebiet." Ob sie etwa als jüngste Stadträtin eine Verbindung zu Jugendlichen herstellen könnte und beispielsweise mitarbeitet, um ein Jugendparlament oder einen Jugendbeirat aufzubauen, dazu kann sie noch nichts sagen, "da ist noch nichts Konkretes besprochen worden". Die Schülerin, die im nächsten Jahr ihr Abitur vor sich hat, hielte es für eine gute Idee, einen Jugendbeirat einzurichten und die Posten zu koppeln, also etwa automatisch Schülersprecher als Mitglieder aufzunehmen, "dann läuft es nicht so ins Leere", sagt sie, weil dann sofort eine Verbindung da ist.

Auf jeden Fall wird es spannend sein zu beobachten, welche Rolle sie in einem Stadtrat findet, von dem sie sagt, dass immer die gleichen mitreden und viele Argumente darauf hinausliefen, "das haben wir schon immer so gemacht". Mehr Elan hätte sie sich manchmal gewünscht, sagt die 18-Jährige. Mehr Jugendlichkeit wird es auf jeden Fall geben.

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