Garching:Stadt verschiebt den Umbau des Bürgerhauses

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Das Bürgerhaus wurde 1979 eröffnet und müsste saniert werden. (Foto: Florian Peljak)

Mängel beim Brandschutz treiben die Kosten für die Sanierung in die Höhe. Deshalb werden jetzt erst einmal Einsparmöglichkeiten gesucht.

Von Gudrun Passarge, Garching

Der Brandschutz wirft die Pläne zum Umbau und zur Sanierung des Garchinger Bürgerhauses über den Haufen. Weil die Kosten von zuletzt 6,4 Millionen Euro nach neuesten Berechnungen auf 8,8 Millionen Euro steigen würden, entschied sich der Stadtrat in seiner Sitzung am Dienstag, das Projekt zu verschieben.

Die Verwaltung soll mehr Zeit bekommen, um die Wirtschaftlichkeit und die Plausibilität der geplanten Maßnahmen zu prüfen und vor allem auch, um "Einsparpakete" zu präsentieren, denn im Haushalt sind lediglich 4,4 Millionen Euro für die Sanierung eingestellt.

Die Zertifikate für die Brandschutztüren im Untergeschoss fehlen

"Hier kommt einiges Unangenehmes zusammen", urteilte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) über den Vortrag des Architekten Andreas Irl von Raumtailor. Irl hatte zuvor erläutert, dass sich bei näherer Prüfung herausgestellt habe, dass der Brandschutz in Teilen des Hauses nicht so ausgeführt sei, wie er sein sollte. "Eine zeitnahe Behebung der Mängel wäre anzuraten", sagte Irl. So fehlten etwa Brandschutztüren im Untergeschoss, wobei es sich möglicherweise doch um zertifizierte Brandschutztüren handle, doch dazu müsste die Verwaltung Belege in den Akten suchen. Und auch im Foyer gebe es Defizite.

Laut Brandschutzkonzept wäre das Foyer als Flur einzuschätzen, deswegen müssten auch dort die Holztüren durch Brandschutztüren ersetzt werden. Erhebliche Umbauten erfordert auch die nötige Sanierung des Grabendaches. Damit verbunden ist ein zweiter Rettungsweg für die Galerie im Saal, der über dieses Dach geführt werden müsste. Bei der Sanierung jedoch muss der Lesegarten der Bücherei zurückgebaut werden, um im Nachhinein wieder errichtet zu werden.

Teuer würde auch die von der Stadt gewünschte Lüftungsanlage, die 35 Dezibel nicht überschreiten dürfte, damit im Bürgerhaus Theaterstücke aufgeführt werden können. Hier deutete die stellvertretende Bauamtsleiterin Olga Stein eine ganz neue Lösung an. Die Energie-Wende Garching (EWG) hatte vorgeschlagen, eine kostengünstigere Lüftung mit Hilfe der Geothermie zu entwickeln, auch das will die Verwaltung prüfen. Der Bürgermeister machte deutlich: "Wir brauchen Zeit, um dem allem auf den Grund zu gehen."

Kein einziger Dachdecker hat sich auf die Ausschreibung hin gemeldet

So habe sich beispielsweise auch eine geplante Auswechselung der Holzfenster aus energetischer Sicht als völlig ineffektiv herausgestellt, wobei Irl klarstellte, dass dies nicht für die Saalfenster gelte. Und zudem habe die Stadt das Problem, dass nach ihrer Ausschreibung kein Dachdecker ein Angebot gemacht habe, was wohl an der guten Lage der Bauwirtschaft liegt. Bei einem erneuten Versuch müsse allerdings erst geprüft werden, ob die Ausschreibung EU-weit laufen müsse, sagte Gruchmann. "Es muss etwas passieren", stellte er fest, aber es gehe um den Zeitpunkt.

In der Diskussion war unstrittig, dass die Sanierung des 1979 eröffneten Bürgerhauses dringend erforderlich ist. Bloß wie diese aussehen soll, wurde unterschiedlich bewertet. Ingrid Wundrak (Grüne) sagte, "ich bin froh, dass wir noch mal nachdenken müssen". Vor allem freute sie sich über den Erhalt der Fenster, in denen nur blinde und kaputte Scheiben ausgetauscht werden sollen. Man solle nur erledigen, was unbedingt nötig sei, forderte sie. "Das Haus ist schön - so wie es jetzt ist." Ähnlich argumentierte auch Josef Euringer, Fraktionssprecher der Bürger für Garching. Er betonte: "So eine Riesensanierung werden wir uns nicht leisten können." Die Lüftung sei aber unbedingt nötig.

Im Herbst soll die Planung weitergehen

Florian Baierl (Unabhängige Garchinger) plädierte ebenfalls dafür, "das ein oder andere noch mal auf den Prüfstand zu stellen" und erwartete "Abspeckpakete" von der Verwaltung. Schließlich votierten die Stadträte einstimmig dafür, der Verwaltung mehr Zeit zu geben, um hinsichtlich einer Kosten-Nutzen-Rechnung die beste Lösung zu finden. "Im Herbst könnten wir dann wieder in die konkretere Planung einsteigen", stellte Gruchmann in Aussicht. Ursprünglich hätte die Dachsanierung schon in diesem Jahr stattfinden sollen.

Bis zum Herbst will Architekt Irl nicht nur verschiedene Varianten überprüfen, sondern er will auch ein Modell vom Bürgerhaus präsentieren und noch Gespräche mit dem Behindertenbeirat führen, der in die Umbauplanung mit eingebunden werden soll.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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