Garching:Schnitzeljagd in der Pampa

Lesezeit: 2 min

Niklas Kemper und Dominik Sygulla (von links) haben eine App entwickelt, in der vor allem Neubürger Interessantes über Garching lernen können. (Foto: Florian Peljak)

Zwei Pfadfinder haben eine Garching-App entwickelt und dürfen nach Spanien reisen

Von Gudrun Passarge, Garching

Niklas Kemper, 18, und Dominik Sygulla, 17, sind zwei von 20. Sie gehören zu den ausgewählten Teilnehmern, die beim Explorer Belt der Pfadfinder mitmachen und sich durch Spaniens Wildnis schlagen dürfen. "Eine sehr coole Aktion", finden die beiden. Ermöglicht hat ihnen die Teilnahme auch die App, die sie für Garchinger Neubürger konzipiert haben. So ein Projekt war eines der Auswahlkriterien. Inzwischen ist der Brief mit der Einladung zum Explorer Belt eingetroffen. Das Abenteuer für die beiden startet im Sommer. Die App "Garching für Anfänger" ist dagegen schon im Netz.

Für Leute, die schon länger in Garching wohnen, ist die Frage leicht. Wann wurde die U-Bahnstation Garching in Betrieb genommen? Klar, war doch gerade erst die Zehn-Jahr-Feier mit Freibier. Also, 2006. Für Neubürger mag diese Frage schon schwieriger sein. Doch es gibt auch Aufgaben, bei denen selbst Einheimische ins Stolpern geraten könnten. Wie viele Menschen sind auf der Tür der Kirche St. Severin zu sehen? Eine Frage, bei der auch Aktive aus der Pfarrei auf Anhieb keine Antwort haben, wie eine nicht repräsentative Stichprobe ergab. Insgesamt sechs Stationen kann man mit der App ablaufen, die über Actionbound kostenlos heruntergeladen werden kann. Etwa 90 Minuten dauert die Tour von der Musikschule über den Obstgarten bis zur Stadtbücherei.

Die Idee dazu kam den beiden Pfadfindern, weil sie bei ihrer Bewerbung zum Explorer Belt etwas vorweisen mussten. Ein Motivationsschreiben, Beurteilungen zum Beispiel ihres Leiters und Stammesvorsitzenden, und eben ein Projekt, mit dem sie echtes Teamwork beweisen. Kemper, angehender Abiturient am Werner-Heisenberg-Gymnasium, und Sygulla, der demnächst sein Fachabitur in Unterschleißheim macht, entschieden sich für eine Schnitzeljagd für Neubürger. Da sie beide in Garching aufgewachsen sind, trugen sie eine lange Liste mit Orten zusammen, die ein Neubürger ihrer Meinung nach kennen sollte. Wie etwa die Isarauen oder die Kletterhalle und natürlich den Campus. Aber diese Orte haben sie zum Teil dann wieder gestrichen. "Es sollte ja keine Vier-Stunden-Schnitzeljagd sein", sagt Kemper.

Die technische Umsetzung dagegen sei einfach gewesen, erzählen die beiden Schüler. Actionbound sei wie ein großer Setzkasten, "da kann man einsetzen, was man will", sagt Dominik Sygulla. "Technisch war es überhaupt nicht anspruchsvoll", bestätigt auch Niklas Kemper. Sie schickten Freunde als Versuchskaninchen durch die Stadt und schon ging es los. Die beiden berichten von positiver Resonanz. Und auch die Rathausverwaltung, die sie auf die App hinwiesen, reagierte. Die Stadt hat einen Hinweis auf die Schnitzeljagd auf ihre Homepage gestellt.

Die beiden Schüler freut's. Noch größer ist jedoch die Vorfreude auf ihr spanisches Abenteuer. Dabei wissen sie noch nicht einmal genau, wo es hingeht: Irgendwo werden sie zu zweit ausgesetzt mit einer Karte, in der das Ziel eingezeichnet ist. Innerhalb von zehn Tagen müssen sie dieses Ziel erreichen, mit nur wenig Geld in der Tasche. Dazu gibt es diverse Aufgaben, die sie erfüllen müssen und die dazu dienen sollen, mit den Leuten und der Kultur des Landes in Kontakt zu kommen. Am Schluss treffen sich die zehn Teams, nachdem hoffentlich alle ins Ziel gefunden haben, und holen sich den verdienten Explorer Belt ab. Für die beiden ist das die Krönung ihrer bisherigen Pfadfinderlaufbahn beim Stamm St. Severin.

Seit elf Jahren sind sie dabei, und rühren kräftig die Werbetrommel für ihre Freizeitbeschäftigung. "Es lohnt sich, mal bei den Pfadfindern vorbeizuschauen", sagen sie, man könne dort Freunde finden. Und dann zählen sie viele Dinge auf, die sie schon erlebt haben: Hüttenwochenenden, Lager, Kanufahrten auf der Isar, Filmabende oder das weltweite Pfadfindertreffen in Japan 2014. Das sei schon cool gewesen. "Wir machen ganz verschiedene Sachen", erzählt Kemper. "Es ist eine Abwechslung vom Alltag", sagt Sygulla. So wie ihre Tour durch die spanische Pampa, bei der die beiden Freunde noch nicht wissen, wo und wie sie dort übernachten werden. Sprechen sie wenigstens Spanisch? Nein, sagen die beiden. Vielleicht wäre das dann auch zu einfach.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: