Die Bundesstraße 472 in Garching-Hochbrück gilt gemeinhin weder für Auto- noch für Radfahrer als Paradies. Auf den vier Spuren herrscht häufig dichter Verkehr, an den Kreuzungen sind Staus und lange Wartezeiten zu den Stoßzeiten alltäglich – wie auch brenzlige Situationen an den Abbiegespuren für Radler. Doch das soll sich mit dem Weiterbau des ersten Radschnellwegs im Freistaat bald ändern. Mit einer etwa 200 Meter langen und mehr als fünf Meter hohen Brücke für Radfahrer über die B 471, die bereits in zwei Jahren Radler sicher zur Technischen Universität und den Forschungseinrichtungen in Garching und zurück nach München bringen soll.
Bereits in dieser Woche könnte der Ausschuss für Bauen und Schulen des Münchner Kreistags die Planungen für das Bauwerk auf den Weg bringen. In seiner Sitzung an diesem Mittwoch, 11. September, soll die öffentliche Ausschreibung der Objektplanung für die Mega-Brücke über die Bundesstraße abgesegnet werden. Allein die Beauftragung eines Büros und die Ausarbeitung der detaillierten Planung werden von der Verwaltung im Landratsamt mit mehr als 400 000 Euro beziffert.
Die Brücke über die B 471 ist Bestandteil des dritten Bauabschnitts des Radschnellwegs innerhalb der Stadt Garching. Im Juli dieses Jahres ist das erste Teilstück abgeschlossen worden, das nahe der Kreuzung der Bundesstraßen 13 und 471 beginnt und drei Kilometer entlang des Schleißheimer Kanals führt, diesen auf einer neuen Brücke überwindet, nach Norden abbiegt und kurz vor dem U-Bahnhof Garching-Hochbrück endet. Der neue Fahrrad-Highway mit einer Breite von teilweise mehr als vier Metern und den markanten grün-weißen Markierungen hat etwa drei Millionen Euro gekostet. Bereits die ersten Wochen haben gezeigt, dass der kurze Abschnitt des Radschnellwegs, der durch einen etwa 2,50 Meter breiten Gehweg ergänzt wird, bestens angenommen wird.
Wenn der Radschnellweg dereinst fertiggestellt sein wird, sollen auf ihm tagtäglich Tausende Pendlerinnen und Pendler die etwa 20 Kilometer zwischen dem Stachus und Garching sowie auf einer Abzweigung in die Stadt Unterschleißheim mit Geschwindigkeiten von bis zu 30 Kilometer pro Stunde bewältigen können. Allerdings sind die Planungen in der Stadt München längst nicht so weit fortgeschritten wie im nördlichen Landkreis München. In Umsetzung ist in München bisher lediglich ein etwa 500 Meter langes Teilstück zwischen Lenbachplatz und dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus. Die Streckenführung in Richtung Norden ist aufgrund der extrem beengten Platzverhältnisse bisher nicht geklärt.
In Garching steht inzwischen fest, wo die beiden folgenden Abschnitte verlaufen sollen, obwohl es auch hier lange und intensive Diskussionen über die optimale Trasse gab. Im kommenden Jahr wird zunächst der Bauabschnitt Nord realisiert. Dieser beginnt nördlich der B 471 an der Kreuzung der Garchinger Westumfahrung mit dem Schafweideweg. Durch diesen verläuft der Radschnellweg nach Osten, am Ende des Schafweidewegs wird er weiter nach Norden auf die bestehende Fahrradstraße „Am See“ geführt, um schließlich südlich des Garchinger Sees wieder nach Osten abzubiegen. Teilweise wird wegen der beengten Platzverhältnisse auf den Bau von Gehwegen verzichtet, in manchen Bereichen wird er als Fahrradstraße angelegt, die eine etwas geringere Breite aufweist als ein klassischer Radschnellweg.
Kurz vor der bestehenden Brücke über die A 9 nach Osten wird die Strecke aber als vollwertiger Radschnellweg ausgebaut. Entlang der Nürnberger Autobahn wird der Radschnellweg dann auf einer Länge von etwa 750 Meter nach Norden geführt, ehe er hier wieder auf die Westumfahrung trifft und nach Osten einschwenkt. An der Kreuzung mit der Staatsstraße 2350 soll zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls eine Brücke für Radfahrer entstehen, denn von hier aus soll der Radschnellweg entlang der Staatsstraße über Dietersheim und Mintraching bis nach Freising fortgeführt werden, wodurch der Universitätscampus dort mit dem in Garching verbunden würde. Allerdings sind die Pläne im Landkreis Freising auch aufgrund der angespannten Haushaltslage des Landkreises zuletzt ins Stocken geraten.
Die Brücke über die B 471 soll im Zuge des Bauabschnitts Mitte im Jahr 2026 realisiert werden. Die Zufahrt soll über eine Rampe östlich des U-Bahnhofs-Hochbrück erfolgen. Das Stelzenbauwerk wird mitten durch die Park-and-ride-Anlage geführt, quert schließlich die B 471 und schwenkt nach Osten über die U-Bahngleise ein, ehe der Radschnellweg nördlich der Bundesstraße auf die Zeppelinstraße gelangt. Derzeit gehen die Planer allein für das Brückenbauwerk von Kosten in Höhe von etwa sieben Millionen Euro aus. Damit stellt die Querung über die Bundesstraße das teuerste Einzelvorhaben beim Bau des Radschnellwegs dar, dessen Errichtung auf dem Gebiet des Landkreises München insgesamt mit etwa 35 Millionen Euro veranschlagt wird.
Geprüft werden soll darüber hinaus, ob die bereits bestehende Brücke südlich des U-Bahnhofs in den Radschnellweg integriert werden kann. Diese wird bereits von Fußgängern und Radfahrern genutzt, eine bauliche Erweiterung könnte gegebenenfalls die Lösung sein, heißt es aus dem Münchner Landratsamt.