Süddeutsche Zeitung

Garching:Mit Flüchtlingen in die Berge

Projekt des Garchinger Integrationsbeirats wird ausgezeichnet

Interview von Gudrun Passarge, Garching

Der Garchinger Integrationsbeirat ist ein besonders reges Gremium. Es gibt ihn seit 2005, insgesamt engagieren sich dort zehn Beiräte und sieben Beisitzer, die aus unterschiedlichen Ländern kommen. An diesem Mittwoch wird der Beirat mit dem bayerischen Integrationspreis ausgezeichnet. Vorsitzender ist Claudio Cumani.

SZ: Haben Sie damit gerechnet, den Preis zu bekommen?

Claudio Cumani: Wir haben uns dafür beworben und eine unabhängige Jury hat uns ausgewählt. Am Anfang waren wir sehr überrascht. Jetzt freuen wir uns, so viel Geld für verschiedene Ausflüge zu bekommen, die wir bisher nicht machen konnten.

Wie viel Geld bekommen Sie denn?

2000 Euro. Wir haben unser besonderes Projekt, für das wir jetzt ausgezeichnet werden, 2012 ins Leben gerufen. Wir gehen mit den Familien aus unterschiedlichsten Ländern in die Berge zum Wandern, oder auch mal in ein Museum. So waren wir zum Beispiel im Wasmeier-Museum und die Kinder haben dort Butter gemacht. Unser Traum ist es aber, auch mal auf einer Hütte zu übernachten, das ist jetzt wohl möglich. Und vielleicht können wir in Zukunft noch mehr Familien ansprechen, denn weil wir immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, war der Ausflug, besonders für Familien, manchen wohl zu teuer.

Was ist das genau für ein Projekt?

Es geht darum, einander kennen zu lernen. Beim Wandern, beim Reisen, und als Italiener muss ich sagen, auch beim Essen. Jeder hat immer etwas Spezielles als Brotzeit dabei, landestypische Spezialitäten, da kann man viel probieren. Grundsätzlich ist es eine ganz einfache Idee. Die Menschen sollen nicht nur in einem Zimmer sitzen, sondern gemeinsam etwas unternehmen. Wir machen zum Beispiel im Juli einen Ausflug mit unseren minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen. Da fahren wir nach Murnau und werden dort im Moos wandern. Anschließend gehen wir in ein Café, in dem schon seit längerem Flüchtlinge arbeiten. Da können sich unsere Flüchtlinge mit ihnen austauschen.

Warum glauben Sie, haben Sie den Preis gewonnen?

Der Titel des Preises in diesem Jahr war "Werte und Traditionen". Dazu passt unser Projekt. Es ist nur ein Weg, dieses Land kennen zu lernen. Wir haben die Natur kennen gelernt, gesehen, wie die Bauern gearbeitet haben, und das alles in fröhlicher Atmosphäre, aber mit Experten, die viel Wissenswertes vermittelt haben. Wir haben die Menschen zusammengebracht. Jeder hat von jedem etwas gelernt. Und wir haben Bayern kennen gelernt.

Sie machen das Projekt ja nicht alleine.

Nein, die Garchinger Sektion des Alpenvereins und die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz unterstützen uns. Der Alpenverein übernimmt die Planung der Touren und mit der BN-Gruppe machen wir das ganze Jahr über naturpädagogische Veranstaltungen. So waren wir beispielsweise in der Garchinger Heide oder wir feiern jedes Jahr im Garchinger Obstgarten Erntedank. Von dem Geld werden wir alle profitieren. Wir haben einfach mehr Möglichkeiten, das Projekt noch weiterzuentwickeln.

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Quelle:
SZ vom 08.06.2016
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