Süddeutsche Zeitung

Garching:Mehr Bioprodukte, weniger Fleisch

Die Garchinger Stadträte wollen bei der Verpflegung in Kitas und Schulen auf gesunde Ernährung und Tierwohl achten

Von Gudrun Passarge, Garching

Einmal in der Woche Fisch, mindestens dreimal in der Woche Gemüse - die Stadt Garching ist gerade dabei, ein Verpflegungskonzept für Schulen und Kindertageseinrichtungen zu erstellen. Geplant ist eine Ausschreibung für circa 500 Mittagessen in acht städtischen Kindertagesstätten und Horten, den Grundschulen West und Hochbrück sowie der Mittelschule. Sie muss wegen des Umfangs europaweit erfolgen. Bei der Diskussion im Stadtrat brachten die Lokalpolitiker noch einige Anregungen ein, die jetzt in das Konzept integriert werden sollen. So plädierte etwa Michaela Theis von den Unabhängigen Garchingern dafür, sich noch mehr als bisher an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu orientieren.

Das Konzept, das jetzt vorgestellt wurde, ist gemeinsam mit dem Fachpersonal der Stadt und der auf Verpflegungsmanagement spezialisierten Firma S&F erstellt worden. Deren Berater Uwe Thiele skizzierte die Eckpunkte im Stadtrat. So sollen etwa zwei Menüs angeboten werden, eines davon ovo-lacto-vegetarisch, also fleischlos, aber mit Ei und Milchprodukten. In den Kindergärten soll Gemüse sortenrein sein, Schweinefleisch fehlt aus kulturellen Gründen auf der Speisekarte, überhaupt soll Fleisch nicht übermäßig angeboten werden. Gentechnisch veränderte Lebensmittel sind verboten, auf Geschmacksverstärker sollte ebenfalls verzichtet werden, ebenso wie auf Palmöl weitgehend. Für Bio-Produkte wird ein Anteil von mindestens 20 Prozent gewünscht. Viele Einzelpunkte werden in der Ausschreibung aufgeführt, so auch der Verzicht auf Aluminium, dagegen wird fairer Handel und die Beachtung von Tierwohl vorausgesetzt.

Trotz dieser sehr detaillierten Ausarbeitung hatten die Stadträte noch zahlreiche Anmerkungen. So wollte etwa Felicia Kocher von den Grünen wissen, ob es nicht möglich sei, gerade bei Fleisch und Fisch Bioprodukte zu verlangen. Cornelia Otto, Leiterin des Fachbereichs Bildung und Soziales im Rathaus, gab allerdings zu bedenken, dass vorgesehen ist, von den Eltern elfmal im Jahr 70 Euro als Essenspauschale zu verlangen, was über die Stadt abgerechnet wird. Sollten mehr Bioprodukte gewünscht werden, müsste die Stadt an dieser Stellschraube drehen und die Preise erhöhen, sagte sie. "Aber es ist doch schade, wenn man genau da spart", sagte Kocher, die aber den Hinweis in der Ausschreibung lobte, dass weniger Fleisch vorgesehen ist.

Nach der Regionalität erkundigte sich der Fraktionssprecher der CSU und Zweiter Bürgermeister Jürgen Ascherl. Auf den Einwand von Thiele, es sei in einer europaweiten Ausschreibung nicht möglich, regionale Produkte vorzuschreiben, erwiderte Ascherl, die Staatsregierung sei gerade daran, die Regionalität in den staatlichen Kantinen mit 25 Prozent zu verankern. Später soll das Angebot zu 50 Prozent aus Bio-Produkten oder regionalen Lebensmitteln bestehen. Er bat darum, das bei der Ausschreibung zu berücksichtigen.

Ganz genau hatte sich Michaela Theis mit dem Speisenangebot auseinandergesetzt. Die vierfache Mutter und Lehrerin zitierte aus den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die mehr Fisch, mehr Gemüse und mehr Milchprodukte in der Woche vorsehen als das Garchinger Konzept. Sie regte an, sich genau an diese Empfehlungen zu halten. "Die Kinder sollen auf eine gesunde Ernährungsweise hingeführt werden", sagte sie. Dem schloss sich auch Bastian Dombret von der FDP an. Cornelia Otto versprach, alle Anregungen zu prüfen und so weit möglich mit einzuarbeiten. Im September soll dann über das Konzept abgestimmt werden.

Die Vergabe der Mittagsverpflegung soll auf zwei Jahre erfolgen. Ein Team aus Lehrkräften, erzieherischem Personal, Elternvertretern und Vertretern der Stadt soll das Essen evaluieren. Wenn's schmeckt, kann jeweils um ein Jahr verlängert werden.

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Quelle:
SZ vom 29.07.2020
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