Garching:Madonna mit Park

Garching: Religiöses Symbol oder Zeichen für die Völkerverständigung? An der Patrona Bavariae der Künstlerin Lioba Leibl (im Bild mit einem Modell) scheiden sich die Geister.

Religiöses Symbol oder Zeichen für die Völkerverständigung? An der Patrona Bavariae der Künstlerin Lioba Leibl (im Bild mit einem Modell) scheiden sich die Geister.

(Foto: Toni Heigl)

Die Stadt gestaltet die Grünanlagen um den Platz am Römerhofweg, auf dem der Förderverein St. Severin im September eine Patrona Bavariae aufstellt

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Patrona Bavariae bekommt ihren Park. Geplant ist, dass die Statue, die der Förderverein St. Severin anlässlich der Kirchenweihe vor 50 Jahren aufstellen will, im September ihren Platz am Römerhofweg gegenüber der Gaststätte Augustiner beziehen kann. Der Verein soll die Madonnenfigur aufstellen, die Stadt wird die Grünflächen drumherum gestalten. "Das wäre sowieso in der städtischen Planung gewesen, den Parkbereich attraktiver zu gestalten", sagte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) und betonte Synergieeffekte. Kosten wird das die Stadt etwa 70 000 Euro.

In der Diskussion im Bauausschuss des Stadtrates wunderte sich Grünen-Sprecher Hans-Peter Adolf darüber, dass die Stadt bereit ist, die Verkehrssicherung der Figur zu übernehmen. Immerhin sei die Stadt zur Neutralität verpflichtet. "Ich finde es absolut untragbar, dass die Stadt ein religiöses Symbol finanziert", sagte er. Dann könnten auch andere religiöse Gruppen kommen und so etwas fordern. Damit löste er noch einmal eine Grundsatzdiskussion aus. Der Bürgermeister fand, man könne die Madonna der Künstlerin Lioba Leibl auch als Skulptur verstehen, die dort für Völkerverständigung aufgestellt wird. Leibl hatte zu ihrer Figur gesagt, es gehe ihr um Menschenwürde und um das Aufeinanderzugehen. Deswegen auch bricht sich ihre Madonna einen Stern aus ihrer Krone und reicht ihn dem Betrachter. Zu den Kosten sagte der Bürgermeister, sie seien zu verschmerzen, da der Verein die Aufstellung selbst finanziere. Zweiter Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching), der im Förderverein St. Severin aktiv ist, erinnerte daran, dass die Patrona auch für 70 Jahre ohne Krieg stehe. Für ihn sei sie Kunst im öffentlichen Raum.

SPD-Fraktionschef Joachim Krause verteidigte das Engagement der Stadt. "Wo steht das, dass der Staat zu religiöser Neutralität verpflichtet ist?", wollte er von Adolf wissen. Der schickte ihm nach der Sitzung noch ein seiner Meinung nach entsprechendes Gerichtsurteil per E-Mail, was aber auch nichts daran ändert, dass beide hier unterschiedliche Positionen vertreten. Krause findet es in Ordnung, die größte Religionsgemeinschaft in Garching zu unterstützen, und wurde unterstützt von Nihan Yamak (SPD), die sagte, es gehe um gewissen Respekt: "Die Patrona Bavariae steht ja nicht irgendwie für Hexenverbrennung oder so was", vielmehr sei sie ein Kunstwerk. Ulrike Haerendel (SPD) hat dazu ebenfalls eine differenzierte Meinung. Sie habe auch gegen die Aufstellung der Madonna gestimmt und sei der Ansicht: "Solche Symbolik ist aus der Zeit gefallen." Aber jetzt finde sie, gehe es nicht mehr um Grundsatzfragen, sondern um den Park. "Die Platzgestaltung ist durchaus schön."

Die Madonna mit Kind als zentrale Figur ist von beleuchteten Sternen im Boden umgeben. Zwei Bänke gegenüber der Skulptur laden zum Verweilen ein. Rund um die Patrona wird ein Staudenband gepflanzt, ergänzt von Heckenelementen. Vom zentralen Platz führen je ein kleinerer Weg zum Römerhofweg, zur Bürgermeister-Hagn-Straße und zum breiten Verbindungsweg vom Römerhofweg zum Augustiner. Er wird 2,50 Meter breit und ist für Fußgänger und Radler gedacht und stellt die schnellste Verbindung vom Maibaumplatz zur Gaststätte her. Am Ende dieses Weges an der Bürgermeister-Hagn-Straße stellt die Stadt noch einmal 15 Fahrradständer gegenüber vom Augustiner auf, wie Umweltreferent Christoph Marquart erläuterte. Anfangen wollen die Gärtner nach dem 1. Mai, wenn der Maibaum steht.

Die Parkgestaltung wurde einstimmig angenommen, gegen den Vertrag der Stadt mit dem Förderverein St. Severin stimmte einzig Hans-Peter Adolf.

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