Garching:Krautköpfe und Max-Planck-Institute

Bei der Feier zum 25. Jahrestag der Garchinger Stadterhebung erzählen die Redner launige Anekdoten und loben die Weitsicht von Altbürgermeister Helmut Karl

Von Gudrun Passarge, Garching

Ein "ausgekochtes Schlitzohr" sei er gewesen, "mit allen kommunalpolitischen Wassern gewaschen". Die Rede ist von Helmut Karl, der von 1972 bis 2002 als Bürgermeister die Geschicke Garchings lenkte und wesentlich zur Entwicklung vom Bauerndorf zur Universitätsstadt beigetragen hat. Anlass für die Würdigung des 2012 verstorbenen Altbürgermeisters waren die Platzbenennung nach Helmut Karl am Schwanenbrunnen im Zentrum und der 25. Jahrestag der Stadterhebung vom 14. September 1990. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) betonte, für seinen Vorgänger und Parteifreund habe der Begriff Stadt mehr als Wachstum bedeutet. "Stadt Garching bedeutet für uns Heimat mit Qualität und Zukunft", hatte Karl gesagt.

Es war ein rundum harmonischer Festabend im Bürgerhaus zur Feier der Stadterhebung, bei dem auch viel gelacht wurde. Immerhin zeigte Gruchmann zu Beginn einen Ausschnitt aus der legendären Fernsehsendung "Jetzt red i", die den Weg bereitet hat für die Stadterhebung. Sie zeigt einen aufgeräumten Helmut Karl, der den damaligen Landrat Joachim Gillessen (CSU) sehr in Bedrängnis bringt mit dem Anliegen, erste Stadt im Landkreis zu werden. Recht schmallippig und völlig überrumpelt fragt Gillessen: "Bringt's wirklich was?"

Einweihung Helmut-Karl-Platz, Garching

Seit Montag trägt der Platz am Schwanenbrunnen in Garching den Namen von Helmut Karl. Das war schon eine große Feier wert.

(Foto: Florian Peljak)

Doch das ist Geschichte, eine, die alle Redner genüsslich weiterspinnen. Auch der jetzige Landrat Christoph Göbel (CSU), der Helmut Karl noch kennengelernt hat, als er selbst Bürgermeister in Gräfelfing war, und in ihm ein großes Vorbild sah, erlaubt sich die ein oder andere Anspielung auf den düpierten Vorgänger. "Garching hat Zeichen gesetzt und wollte immer einen Schritt voraus sein", bescheinigte er der Universitätsstadt.

Auf deren besondere Rolle ging auch Staatssekretär Bernd Sibler (CSU) vom Wissenschaftsministerium ein. Er hob besonders den Campus hervor und sagte Garching "geniale Zukunftsperspektiven" voraus. "Garching ist uns in der Tat lieb und teuer", bemerkte er mit Blick auf die Investitionen des Freistaats auf Garchinger Grund, an einer Universität von "Weltspitzenrang".

Damit gab er dem Präsidenten der Technischen Universität, Wolfgang A. Herrmann eine Steilvorlage, die dieser allzu gerne aufgriff. Herrmann erläuterte in seiner halbstündigen Rede, wie sich der Campus entwickelt hat. 1990, also im Jahr der Stadterhebung, habe es gerade mal 3000 Studenten in Garching gegeben, aktuell sind es 15 000. Zudem arbeiten heute 3700 Universitätsmitarbeiter in Garching, das bedeutet, es sind mehr als in der Innenstadt. Herrmanns hartes Urteil für den Campus von früher: "Es war alles andere als eine Universität." Vor allem habe ein Gesamtkonzept gefehlt. Doch das hat sich inzwischen geändert. Die Fakultät der Elektrotechnik, die noch nach Garching komme, runde den Campus ab. Herrmann wurde nicht müde, die einzigartige Stellung des Campus in der Welt der Wissenschaft herauszustreichen, die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftsinstituten und auch der Industrie. General Electric sei schon auf dem Campus, "auch Siemens ist eingeladen, auf unseren Campus zu kommen", sagte der TU-Präsident. Für die Zukunft könne er sich noch diverse Projekte vorstellen, so auch ein Zentrum für Wasserforschung in Garching anzusiedeln. Der Freistaat habe ohne Leibniz-Rechenzentrum bereits 1,7 Milliarden Euro in Garching investiert, aber, sagte Herrmann mit Blick auf Sibler, um oben zu bleiben seien weitere Anstrengungen nötig.

Wolfgang Herrmann

TU-Präsident Wolfgang A. Herrmann wurde ausgezeichnet mit der goldenen Verdienstmedaille der Stadt.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Keine Frage also, dass die Entwicklung weitergehen wird, was sich auch in Garching bemerkbar machen wird. Die Festredner waren sich einig, dass beides eng miteinander verknüpft ist. Dass Garching zum Beispiel keine U-Bahn bekommen hätte ohne den Campus. Der TU-Präsident hat Helmut Karl übrigens bereits als Student kennengelernt, als er beim damaligen Bürgermeister Erich Zeitler (SPD) in Ismaning wohnte. Wenn die Herren Bürgermeister sich im Salon trafen, durfte Herrmann Hintergrundmusik am Klavier spielen. Natürlich hat er mitbekommen, wovon in den Gesprächen die Rede war: "Da ging es um Krautköpfe und um Max-Planck-Institute." Schon damals war Garching eben anders. Bürgermeister Gruchmann pries seine Stadt als weltoffen und tolerant, als eine sozial und ökologisch orientierte Gemeinschaft. Eine, die zudem gerne feiert: Im Oktober jährt sich die erste U-Bahnfahrt nach Hochbrück zum 20. Mal.

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