Nun kommen noch einmal knapp 300 000 Euro dazu: Nach kontroverser Debatte hat der Garchinger Stadtrat mehrheitlich diese Summe für die ohnehin umstrittene Sanierung des Stadions am See freigegeben, allerdings nicht ohne die Stadtverwaltung zu schelten. Vor allem Albert Biersack und Manfred Kick von der CSU sowie Hans-Peter Adolf (Grüne) kritisierten die steigenden Ausgaben und warfen der Bauabteilung im Rathaus vor, bei dem Projekt geschludert und Architekten sowie Firmen nicht genügend auf die Finger geschaut zu haben. „Die Kosten laufen uns davon“, beklagte etwa Biersack. Die Stadt müsse besser aufpassen. Grünen-Fraktionssprecher Adolf assistierte: „Bei richtiger Steuerung wäre das nicht passiert.“ Dass es bereits beim Rohbau eine Kostensteigerung von einem Drittel gebe, sei nicht hinzunehmen. Die Erklärungen von Bauamtsleiter Klaus Zettl verhallten im Stadtrat mehr oder minder.
Mehr als 45 Jahre nach seiner Eröffnung wird das Stadion am Garchinger See derzeit runderneuert. Die Stadt wird dafür nach neuester Kostenschätzung knapp acht Millionen Euro in die Hand nehmen. Die Liste der Arbeiten, um die Sportstätte wieder in Schuss zu bringen, ist lang: So ist eine Erneuerung des Tribünengebäudes geplant, es entstehen moderne Funktionsräume und Sanitäranlagen, auch das Dach muss ersetzt werden. Zudem ist die Umrüstung der Flutlichtanlage im Stadion auf LED beschlossen und es wird eine neue Laufbahn geben.
Die Stadt kann bei dem Projekt mit einem Zuschuss von 2,4 Millionen Euro aus dem Bundesförderungsprogramm für die Sanierung von Sportstätten rechnen, ist dabei aber an Fristen gebunden. Und genau das ist offenbar die Krux. Denn das Stadion muss fertig werden – und dafür braucht es Geld. Und das nicht zu knapp, denn die seit der Corona-Pandemie horrend gestiegenen Baukosten belasten die Kommunen nicht nur im Münchner Umland.
Als die Baumaßnahmen 2020 beschlossen wurden, ging die Stadt noch davon aus, dass diese 4,5 Millionen Euro kosten. Angesichts steigender Planungs-, Material- und Baukosten haben sich die Ausgaben laut der jüngsten Berechnung fast verdoppelt. Tendenz: weiter steigend. Als es nun um eine sogenannte Mehrkostenmeldung für das Gewerk Rohbau und Gerüstarbeiten in Höhe von gut 280 000 Euro ging, musste sich die Stadtverwaltung herbe Kritik anhören.
Bei Abbrucharbeiten ist man auf Asbest gestoßen
Dabei ist diese Mehrung nach den Worten von Bauamtsleiter Klaus Zettl vor allem darauf zurückzuführen, dass die Arbeiter beim Abbruch des Bestandsgebäudes auf Asbest gestoßen sind. In der Fassade des Kellers sei das krebserregende Material verbaut worden, was in der damaligen Zeit gängig gewesen sei. Das habe sich bei der Vorerkundung nicht angedeutet, sagte Zettl der SZ. Zudem habe es zwischen den beteiligten Firmen Unklarheiten gegeben, die einen Stillstand auf der Baustelle nach sich gezogen hätten.
Man sei gerade dabei, zu versuchen, die Unternehmen in Regress zu nehmen, so der Garchinger Bauamtsleiter. Anregungen der Kritiker im Stadtrat, das Geld nicht freizugeben, sondern es sich bei Planern und Ausführenden zu holen, erteilt Zettl eine Absage: Solche juristischen Auseinandersetzungen könnten Jahre dauern, die Sanierung des Stadions müsse aber in einem festgelegten Zeitfenster abgeschlossen sein, um die Bundeszuschüsse zu bekommen.

Sanierungen und Umbauten von Bestandsliegenschaften sind vielfach eine Wundertüte für Kommunen, auch wenn die Bauverwaltungen in Städten und Gemeinden vor dem Start der Arbeiten Schadstoffgutachten machen lassen, wie Zettl versichert. Doch oft sei das ganze Ausmaß erst dann zu überblicken, wenn das Gebäude oder im Fall des Garchinger Stadions die ersten Mauern abgebrochen seien, so der Bauamtsleiter. Überdies gibt es Planänderungen beim Baustellenbetrieb für die Betonarbeiten, um den Zeitplan für die Erneuerung von Tartanbahn, Sprunggruben und Weitwurfanlage einhalten zu können. Die Arbeiten hätten ursprünglich von der Ostseite des Stadions aus stattfinden sollen, müssen nun aber nach Westen verlegt werden, wie es aus dem Rathaus heißt. Auf diese Weise müsse die Stadt nicht mit Kosten wegen einer Verlängerung der Bauzeit rechnen.
Bis spätestens Ende Juli soll laut Zettl der Rohbau fertig sein, in den Wochen davor könnten die Außenanlagen und auch die Erneuerung der Laufbahnen abgeschlossen sein. Eine Wiedereröffnung des Stadions am See ist nach den Worten des Bauamtsleiters für das Frühjahr 2026 angedacht. So lang muss der Stadtrat übrigens nicht warten, um eine neue Kostenberechnung vorgelegt zu bekommen. Diese soll Zettl zufolge bereits in der nächsten Sitzung erstellt sein. Ob die Ausgaben weiter steigen, darüber mag der Garchinger Bauamtsleiter nicht spekulieren.