Garching:Konsortium übernimmt AR Recycling

Garching: Auf dem Betriebsgelände in Hochbrück hat sich seit Mai schon einiges geändert.

Auf dem Betriebsgelände in Hochbrück hat sich seit Mai schon einiges geändert.

(Foto: Stephan Rumpf)

Gegen den Willen von Michael Klotz, der den Betrieb zusammen mit seinem verstorbenen Bruder Daniel aufgebaut hat, wurde die Firma in Garching-Hochbrück verkauft

Von Gudrun Passarge, Garching

Schon von außen ist sichtbar, das Gelände von AR-Recycling befindet sich in neuen Händen. Auf grünen Plakaten künden "Die Umweltmeister" dort ihre Dienste an. AR-Recycling hat seinen Standort in Hochbrück verkauft. Zu Unrecht oder besser, ohne seine Einwilligung, sagt Michael Klotz, der die Firma zusammen mit seinem verstorbenen Bruder Daniel aufgebaut hat. "Es war alternativlos, das Unternehmen zu verkaufen", sagt dagegen Stefan Graf. Er ist einer der Geschäftsführer der noch immer existierenden AR-Recycling GmbH und wurde vom Gericht eigens dazu eingesetzt, das Unternehmen zu verkaufen, wie er sagt.

Für die Nachbarn der Anlage ist in erster Linie interessant, was sich in Zukunft dort ändert. Die Dienstleistungen werden sich nach wie vor auf die Bereiche Sanierung, Recycling, Entsorgung und Schrottaufbereitung beziehen, teilt der neue Besitzer mit, eine Kooperation von den Grünen Engeln aus Nürnberg, der Geiger Unternehmensgruppe aus dem Allgäu und der Thyssen-Alfa aus Gräfelfing. Gemeinsam haben sie alle beweglichen Teile, die Hallen, die Maschinen und das Gelände von AR-Recycling übernommen sowie auch alle 150 Mitarbeiter. Die Übernahme ist seit Mai 2017 gültig.

Garching: Was für die Anwohner von Belang sein dürfte: Auch der Immissionsschutz soll verbessert werden.

Was für die Anwohner von Belang sein dürfte: Auch der Immissionsschutz soll verbessert werden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Brandschutz soll ausgebaut werden

Die neuen Eigentümer kündigen einige Verbesserungen an. "Es sind insbesondere umfangreiche Investitionen in den Immissionsschutz geplant", gerade im Hinblick auf Staub und Lärm, teilt ein Sprecher des Unternehmens mit. Außerdem sollen der Brandschutz ausgebaut, in die Arbeitssicherheit investiert werden und auch die Betriebsabläufe optimiert werden.

Dass es jüngst trotzdem wieder gebrannt hat auf dem Gelände, dazu heißt es aus dem Unternehmen, dass man erst seit wenigen Wochen am Standort tätig sei. Die neuen Eigentümer arbeiten derzeit daran, die dort lagernden Müllmengen zu reduzieren, mehr als 1800 Tonnen wurden schon abgebaut. Besonders dankbar sei man dem Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM), der nach intensiven Verhandlungen einiges an Verbrennungskapazität für den Müll zur Verfügung gestellt habe, aber der Abfall ging zum Teil auch in den Raum Nürnberg und in andere bayerische Städte.

Garching: Einige Müllhaufen auf dem Außengelände der Entsorungsfirma sind schon kleiner geworden.

Einige Müllhaufen auf dem Außengelände der Entsorungsfirma sind schon kleiner geworden.

(Foto: Stephan Rumpf)

Außerdem haben die neuen Besitzer eine firmeneigene Brandwache installiert, die rund um die Uhr das Gelände überwacht und mit eigens installierten Wasserwerfern auch Brände bekämpfen kann. Das sei auch jüngst gelungen, teilt der Sprecher mit. Als die Feuerwehr kam, sei der Brand schon gelöscht gewesen, die Feuerwehr habe aber noch geholfen, den Haufen auseinanderzunehmen und das Material zu wässern, damit es sich nicht noch einmal entzündete. Die Feuerwehr hatte im vergangenen Jahr mehrere Einsätze auf dem Gelände, weil sich Müllberge entflammt hatten. Der damalige Geschäftsführer Michael Klotz hatte das auch damit begründet, dass es Engpässe gebe, den Müll loszuwerden, weshalb er sich auf dem Gelände gestapelt habe.

Der Zustand der Buchhaltung sei "einzigartig schlecht"gewesen

Heute sitzen andere Geschäftsführer in den Büros in Hochbrück. Für die neuen Besitzer ist es Johannes Gritz. Für AR-Recycling ist es außer Stefan Graf noch Felix Klotz. Der 30-Jährige ist der Neffe von Michael Klotz und vertritt als ältester von fünf Söhnen die Interessen der Erbengemeinschaft, die Daniel Klotz hinterlassen hat. Die GmbH gehörte je zur Hälfte Michael Klotz und der Erbengemeinschaft. Felix Klotz führt seit dem 11. Juli 2016 die Geschäfte, so sah es ein gerichtlicher Vergleich vor. Die Söhne von Daniel Klotz hatten geklagt, "weil wir keine Unterlagen bekommen haben und ernsthaft Angst um die Zukunft hatten", berichtet Felix Klotz.

Der Umweltingenieur ist ebenfalls vom Fach und hat zuvor bei einem Mitbewerber in der Branche gearbeitet. Der Richter wollte ihm die Gelegenheit geben, sich einzubringen. So wurde vereinbart, Felix Klotz und einen Fachmann für Sanierungen und Unternehmensverkäufe als Geschäftsführer einzusetzen, um den Verkauf voranzubringen, wie die beiden Geschäftsführer berichten. Gleichzeitig überschrieb Michael Klotz der Erbengemeinschaft ein Prozent der Stimmrechte für ein halbes Jahr. Graf sagt, diese zeitliche Begrenzung sei der Geburtsfehler gewesen, "denn ich habe es in meiner Laufbahn noch nie erlebt, dass ein Unternehmensverkauf in einem halben Jahr über die Bühne gehen kann, wenn man von Null startet".

Graf schildert, es habe massive Probleme gegeben, der Zustand der Buchhaltung sei "einzigartig schlecht" gewesen, Felix Klotz spricht von einem Schuldenstand im siebenstelligen Bereich. Unter diesen Bedingungen mit Kaufinteressenten zu verhandeln, sei kein leichtes Unterfangen gewesen, zumal in der Branche "jeder über die Unterhosenfarbe des anderen Bescheid weiß", wie Graf sagt. "Es wäre erforderlich gewesen, dass alle Gesellschafter an einem Strang ziehen und den Verkauf unterstützen. Eine Seite hat es nicht getan und den Verkauf hintertrieben", sagt Graf.

Die alten Geschäftsführer wickeln ihr Unternehmen ab

Felix Klotz kann die Beweggründe seines Onkels nicht nachvollziehen, denn auch er hätte für die Schulden haften müssen. Für ihn sei entscheidend gewesen, neue Besitzer zu finden mit finanziellen Ressourcen, die "den Mitarbeitern eine Zukunft bieten können und von der Einstellung her den Betrieb wieder zur alten Größe bringen". Graf, der betont, er sei neutral, "für mich gibt es keine guten und bösen Klotzens", berichtet, es habe ein Angebot gegeben, von jemandem, der Michael Klotz nahestehe, das sei aber "schlechter gewesen und technisch unannehmbar" im Vergleich zum jetzigen Deal, bei dem die Gesellschafter mit einer schwarzen Null herausgingen, und auch die Pension von Michael Klotz sei gesichert, versichert sein Neffe.

Der Verkauf sei rechtens gewesen, da Michael Klotz zwischenzeitlich als Gesellschafter ausgeschlossen worden und deswegen sein Einverständnis nicht mehr notwendig gewesen sei. Der Onkel dagegen wirft seinem Neffen vor, Fakten geschaffen zu haben, "die ich nicht mehr ändern konnte". Zudem sei der Betrieb zu einem "Schleuderpreis verramscht worden".

Der neue Recyclingbetrieb mit den grünen Umweltmeistern arbeitet schon heftig auf dem Gelände, baut Müllberge ab und saniert Flächen. Währenddessen sitzen die beiden Geschäftsführer von AR-Recycling in ihrem alten Büro und wickeln die Firma mit ihren Altlasten ab. Ein kompletter Verkauf des Unternehmens wäre laut Graf gar nicht möglich gewesen, "wegen all der Verfehlungen und der Versäumnisse vor dem 11. Juli 2016, die von der damaligen Geschäftsführung zu verantworten sind." Das reiche auch in die Zeit hinein, als Daniel Klotz noch lebte. Felix Klotz rechnet damit, vorerst im Vollzeitjob an der Abwicklung zu arbeiten, später plant er einen Neuanfang anderswo. Bis dahin stehen ihm etliche Termine bevor. Michael Klotz hat mehrere Gerichtsprozesse angestrengt, er will nicht weniger, als dass "die Verkäufe rückgängig gemacht werden". Die Familienangehörigen treffen sich derzeit wiederholt bei Mediationsterminen. "Der Wille zur Einigung ist da", sagt Felix Klotz.

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