Garching:Kommunikation ist alles

Der Behindertenbeirat der Stadt Garching zieht eine positive Bilanz - und formuliert Wünsche an die Politik. Um auf Probleme hinzuweisen, soll es eine Rollstuhltour mit Stadträten geben

Von Gudrun Passarge, Garching

Das Beispiel zeigt, dass es für Menschen mit Behinderung nicht immer einfach ist, am Alltagsleben in Garching teilzunehmen. Gerd Rumpf, Vorsitzender des Behindertenbeirats, erzählte von seinem Wunsch, Karten fürs Römerhoftheater zu bekommen. Das ging nicht, weil es keinen Aufzug für Rollstuhlfahrer gab. Inzwischen gibt es jedoch die Möglichkeit, mit Hilfe geschulter Mitarbeiter den Lastenaufzug zu benutzen, "aber jetzt bekomme ich keine Karten mehr, weil alles ausverkauft ist", sagte Rumpf im Stadtrat. Dort stellte er die Jahresbilanz des Beirats vor und bemerkte, "dass oft die Kommunikation das Problem ist".

Seine Bilanz fällt trotz einiger Negativbeispiele positiv aus. "Garching wird Stück für Stück barrierefreier", oft nur in kleinen Schritten, aber so lobte Rumpf die Stadt, weil sie jedes Jahr Bushaltestellen barrierefrei umbaut. 100 000 Euro seien dafür dieses Jahr eingestellt, sagte Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD), das reiche in der Regel für zwei bis drei Haltestellen. Lobend erwähnte er auch die Fahrradparkplätze für Sonderfahrräder, den Einbau von Anlagen im Rathaus für Menschen mit Hörschädigung und die Zusammenarbeit mit der Abteilung Soziales im Rathaus. "Christopher Redl hat immer ein offenes Ohr für uns."

Ein Positivbeispiel ist auch der Neubau von Galileo im Forschungszentrum. Da sei der Projektentwickler auf sie zugekommen und habe sich Hinweise geholt. "Wir haben vieles noch verändern können, aber nicht alles", sagte Rumpf. Was für die Menschen mit Behinderung ein besonderes Problem darstellt, ist die Wohnungssituation. "In Garching eine Wohnung zu finden ist relativ schwer, aber in Garching eine barrierefreie Wohnung zu finden ist schlichtweg aussichtslos." Er appellierte an die Stadt, bei Neubaugebieten darauf zu dringen, dass ein bestimmter Anteil solcher Wohnungen gebaut wird: auch etwa im Dachgeschoss.

Für die Zukunft wünschte sich Rumpf, mehr an Planungen beteiligt zu werden. Zwar habe der Beirat eine Rohbaubesichtigung der neuen Toiletten am Maibaumplatz gemacht, dort habe die Architektin beschieden, es werde nach Din-Normen gebaut. Hinterher, als alles montiert war, stellten die Beiräte fest, dass die WC-Schüssel zu tief montiert war. Zudem ist sie aus Edelstahl, "im Winter ist es unmöglich, darauf zu sitzen". Jetzt müsse das nachträglich geändert werden. "Das ist schlecht gelaufenn." Diese Erfahrung mache der Beirat häufiger, "wir müssen immer nachlaufen, damit geht bei uns leider viel Zeit verloren."

Stattdessen sollte die Stadt lieber rechtzeitig auf die Beiräte zukommen, auch mit den Stadträten möchte Rumpf die Zusammenarbeit intensivieren.

Für die nächste Zeit plant der Beirat einige Projekte. Er will Kummerkästen für Anregungen und Hinweise aufstellen: am Rathaus, am Seniorentreff, in Hochbrück und an der evangelischen Kirche. Es ist auch ein Rundgang mit den Stadträten geplant: im Rollstuhl durch Garching. Wichtig ist Rumpf auch der Behindertensport. Hier liefen Gespräche mit dem VfR Garching. Geplant sei eine gemischte Gruppe von Menschen mit und ohne Behinderung. Dafür werden zunächst Interessenten gesucht, dann müsste noch über die Sportart entschieden werden.

Der Bürgermeister nahm die Hinweise auf und sagte, "an der Kommunikation müssen wir offensichtlich noch feilen". Barrierefreiheit bei Neubauten sei inzwischen eine Selbstverständlichkeit, bei den Altlasten, wie etwa der Musikschule, bemühe man sich um Verbesserungen. So werde dort beispielsweise auch eine behindertengerechte Toilette eingebaut. Für die Zukunft stellte er mit dem geplanten Bau für die Volkshochschule an der Telschowstraße in Aussicht, dass dort auch behindertengerechte Wohnungen entstehen könnten. Dasselbe gilt für das Neubaugebiet in Garching-Hochbrück. Dort sei ein Investor beteiligt, der vom Fach sei und ein spezielles Interesse an solchen Wohnungen habe.

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