Garching:Was können Kirche und Glauben heute noch geben?

Garching: Hält der Kirchenbesuch noch etwas für Menschen von heute bereit? Diese Frage treibt Gläubige aus Garching um.

Hält der Kirchenbesuch noch etwas für Menschen von heute bereit? Diese Frage treibt Gläubige aus Garching um.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Engagierte Gläubige der katholischen Pfarrei St. Severin in Garching regen mit einer Ausstellung und weiteren Aktionen zum Nachdenken über Spiritualität an. Am 19. Mai gibt es in der Stadt zum ersten Mal eine "Lange Nacht der Kirchen".

Von Irmengard Gnau, Garching

"Was ist Kirche? Was macht uns aus?", die Fragen prangen dieser Tage in großen, bunten Grafitti-Buchstaben entlang des Treppenaufgangs der U-Bahnstation Garching. Mit einer Ausstellung im öffentlichen Raum wollen engagierte Mitglieder der katholischen Gemeinde Passierende anregen, darüber nachzudenken, was ihn oder sie berührt, was Halt gibt und Bedeutung hat für das eigenen Leben. Und welche Rolle Spiritualität und Glauben dabei spielen können.

Die Ausstellung baut sich in drei Etappen auf und lässt bewusst einige Tage Zeit für eigene Reflexion. Bis Mitte April werden alle Elemente vervollständigt sein. Konzipiert hat die Schau der Förderverein der katholischen Pfarrei St. Severin, dem Simone Koch seit 2021 vorsteht. "Die Kirche an sich steht in der Öffentlichkeit zurzeit sehr schlecht da", sagt Koch. Vor allem die Fälle von Missbrauch und dessen Vertuschung, die in der jüngeren Vergangenheit ans Licht kamen, werfen dunkle Schatten auf die Institution. Auch dass sich einige Kirchenoberen einer tiefer gehenden Strukturveränderung verweigern, frustriert viele. Das klammert die Ausstellung auch nicht aus. "Wir in Garching haben aber eigentlich die Erfahrung gemacht, dass viele Initiativen der Kirche unsere Gesellschaft im Kleinen sehr positiv prägen. Und das wollen wir vermitteln", sagt Koch. Viele Garchinger wüssten beispielsweise gar nicht, wo sich Menschen inspiriert durch ihren Glauben alles engagierten, von der Flüchtlingshilfe über den Garchinger Tisch bis zur Hospizarbeit.

Die Initiatorinnen und Initiatoren wollen dabei nicht missionieren, sondern einen Anstoß geben, sich mit der Bedeutung von Kirche, Glauben und Spiritualität in einem modernen Lebensalltag auseinanderzusetzen. Der Ort im Schaukasten auf dem Weg zur U-Bahn ist bewusst gewählt: "Wir wollen nicht nur in unserer Blase bleiben, sondern alle Menschen ansprechen", sagt Nicola Gerhardt, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von St. Severin. Gerade nach der Corona-Zeit will die katholische Gemeinde wieder präsenter werden in der Stadtgesellschaft, etwa mit regelmäßigen Kinoabenden und anschließender Diskussion und einem Sonntagscafé, das einmal im Monat zum Beisammensein einlädt.

Auch den monatlichen Pfarrbrief hat die Gemeinde modernisiert und will nun stärker Themen aufgreifen, die von allgemeinem Interesse sind. "Wir haben viele Leute, denen ihr Glaube wirklich wichtig ist und die sagen: Es ist eben nicht egal, wenn es uns als Kirche nicht mehr gibt", so Gerhardt. Gerade angesichts der erschütternden Vorfälle in der Amtskirche, sagt Gerhardt, wolle man zeigen: "Kirche ist mehr als das. Wir haben eine grundpositive Botschaft, wir wollen die Leute wiedergewinnen für die Idee des Guten." Gerade das christliche Menschenbild sei gegenwarts- und zukunftsfähig - dass jeder Mensch unabhängig von Alter, Aussehen, Geschlecht oder Glauben als Abbild Gottes wertvoll sei und seine Würde habe.

Bei der ersten "Langen Nacht der Kirchen" in Garching haben Interessierte am 19. Mai dann die Gelegenheit, die christlichen Gotteshäuser - die katholischen Kirchen St. Severin und St. Katharina, die evangelische Laudatekirche ebenso wie die neuapostolische Kirche an der Münchner Straße - als Räume der Reflexion wie auch des Austauschs kennenzulernen. Von 20.30 Uhr an bis Mitternacht werden Musik, ausgewählte Texte und Lichtinstallationen die Kirchen erfüllen.

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