Garching:Keine Straße für Martin Luther

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Der Reformator in Bronze. In Garching reicht es vorerst nicht einmal für ein Martin-Luther-Schild. (Foto: dpa)

Die evangelische Kirchengemeinde der Laudatekirche möchte eine Straße in Garching nach dem Reformator benennen, doch im Stadtrat ist man sich nicht einig und vertagt das Thema

Von Gudrun Passarge, Garching

Wo gäbe es in Garching Platz für Martin Luther? Ein Antrag der evangelischen Gemeinde der Laudatekirche hat die Stadträte vor große Probleme gestellt. Die Kirchengemeinde wünschte sich zum 500. Jahrestag des Thesenanschlags zu Wittenberg im nächsten Jahr eine Straße oder einen Platz mit dem Namen des Reformators. Doch in der Stadtratssitzung zeichnete sich keine Mehrheit für den Vorschlag der Verwaltung ab, die Telschowstraße zwischen Niels-Bohr- und Schleißheimer Straße umzubenennen.

Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) unterstützte die Idee. Er erklärte, man habe einen Bereich gesucht, in dem möglichst wenige Anwohner betroffen sind, in diesem Teilstück sei es gar nur einer außer der Kirche selbst, die dann die Adresse Martin-Luther-Straße 1 oder 3 haben könnte. Wobei ihn Josef Euringer, Fraktionssprecher der Bürger für Garching sogleich korrigierte. Wenn, dann gebe es auf dieser Seite nur gerade Nummern, die Kirche bekäme allenfalls die zwei.

Lieber ein Weg in der Kommunikationszone

Euringer, der zuvor erfolglos versucht hatte, den Tagesordnungspunkt auf den nicht-öffentlichen Teil zu verschieben, konnte sich mit dieser Idee überhaupt nicht anfreunden. Er machte Sicherheitsbedenken geltend und hatte stattdessen einen eigenen Vorschlag: In der Kommunikationszone sollte sich doch ein Weg oder eine Straße finden lassen, die nach dem Reformator benannt werden könnte. Dieser Idee schloss sich auch Jürgen Ascherl an.

Der Fraktionssprecher der CSU sah die Teilung einer Straße "eher kritisch" und wenn schon, dann sollte dieses Straßenstück eher nach einem verdienten evangelischen Pfarrer aus Garching benannt werden. Und wenn das nicht gehe, dann eben in einem neuen Baugebiet, das sei allemal leichter als in einem bereits bestehenden Bereich etwas zu ändern.

Das allerdings kollidiere mit dem Wunsch der Kirchengemeinde, zum 500. Jahrestag im nächsten Jahr ein Zeichen setzen zu wollen, wendete Joachim Krause ein. Der SPD-Fraktionssprecher vermutete, "da werden wir mit der Kommunikationszone wohl noch nicht so weit sein". Er fand die Idee der Verwaltung nicht schlecht und forderte seine Kollegen im Stadtrat auf, auch zu berücksichtigen, was die Kirchengemeinde sich wünsche. Und bei nur einem Anwohner komme es sicherlich nicht häufig vor, dass Rettungskräfte vorfahren müssten. Der Feuerwehr traute er außerdem zu, die Straße trotz neuen Namens zu finden.

Oder doch lieber im Neubaugebiet am Kanal

Doch er fand wenig Mitstreiter. Bastian Dombret (FDP) meinte, "ich wäre glücklich, wenn wir eine andere Lösung fänden" und Dritter Bürgermeister Walter Kratzl (Grüne) brachte den Vorschlag ein, vielleicht eine Straße im geplanten Neubaugebiet am Schleißheimer Kanal in Hochbrück nach Luther zu benennen, das müsste schneller gehen als die Kommunikationszone.

Ganz ablehnend äußerte sich dagegen sein Fraktionskollege Werner Landmann. Genauso wenig wie er dafür gestimmt habe, der katholischen Kirche zur Aufstellung ihrer Patrona Bavariae öffentlichen Grund zur Verfügung zu stellen, sei er jetzt dafür, den Protestanten eine öffentliche Straße zu widmen. "Wie gehen Sie dann in anderen Fällen vor?", wollte er vom Bürgermeister wissen. Er befürchtete, die Stadt würde hier ein Fass aufmachen "mit schlechten Folgen." Oder wolle die Stadt etwa, wenn in Hochbrück eine Moschee gebaut werden, "den Seilerweg in Mohammedstraße umbenennen?"

Bürgermeister Gruchmann ließ am Schluss erst gar nicht über die Straßenumbenennung abstimmen. "Wir sollten noch mal intern darüber sprechen", sagte er. Martin Luther muss sich noch ein wenig gedulden.

© SZ vom 27.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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