Garching:Katholische Kirche mit lutherischem Fresko

Garching: Die Kirche St. Katharina in Garching hat eine interessante Geschichte.

Die Kirche St. Katharina in Garching hat eine interessante Geschichte.

(Foto: Catherina Hess)

St. Katharina ist das älteste Bauwerk in Garching. Im Inneren findet sich ein bemerkenswertes Relikt aus der Zeit, als auch in Bayern die protestantische Lehre an Einfluss gewann.

Von Gudrun Passarge, Garching

Gowirich ist mittlerweile jedem Kind in Garching bekannt. Der Namensgeber steht für mindestens 1100 Jahre Geschichte, die ein ganzes Jahr gefeiert werden. Doch Gowirich könnte nur etwas über die Zeit vor der ersten Jahrtausendwende erzählen. Da hätte St. Katharina mehr zu berichten. Die Kirche ist das älteste Bauwerk Garchings, sie hat ihre Ursprünge mindestens im neunten Jahrhundert nach Christus. Der Kirchenhistoriker Manuel Götz bezeichnet sie als "ein historisches Bilderbuch", denn sie weist die Spuren vieler Jahrhunderte auf und in all dieser Zeit war sie untrennbar mit Garchings Geschichte verbunden.

Vermutlich wäre die Arbeit des Kirchenhistorikers einfacher gewesen, wenn 1792 nicht der Pfarrhof gebrannt hätte und viele Unterlagen in Flammen aufgegangen wären. So bleibt trotz umfassender Recherche für den neuen Kirchenführer doch die ein oder andere Lücke. Fest steht aber, dass die Kirche anfangs im Besitz des Klosters Tegernsee war und später, bis zur Säkularisation um 1803 herum zum Kloster Weihenstephan gehörte. Fest steht auch, dass die Kirche anfangs der Maria Magdalena geweiht war, dass es 1524 jedoch einen Patroziniumswechsel zur heiligen Katharina von Alexandrien gab. Götz sieht als möglichen Grund dafür, "die Stiftung oder Erwerbung einer Reliquie der heiligen Katharina". Tatsächlich besitzt die Pfarrei einen Knochensplitter, der der Heiligen zugeschrieben wird.

Eine typische Landkirche

Die Garchinger Kirche ist in vielerlei Hinsicht eine typische Landkirche. Die Außenmauern zeigen die Stile der Zeit und ihr Inneres zeigt die Moden der Jahrhunderte. Der Unterbau des Turmes weist noch romanische Spuren auf und stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert, Chor, Langhaus und Sakristei wurden im 15. Jahrhundert im gotischen Stil umgebaut, doch die gotischen Rippen wurden in der Barockzeit abgeschlagen und sind nur noch in der Sakristei zu bewundern. Im 18. Jahrhundert wurde sie weitgehend umgestaltet, in der Schmidtschen Matrikel, die um 1740 herum Pfarreien und Kirchen des alten Fürstbistums Freising beschreibt, wird sie als "geschmackvoll renoviert und geziert" und als "eine der gelungensten unter den bekannten Landkirchen" bezeichnet, wie Götz berichtet.

Da waren die Stürme der Reformation in Bayern schon vorübergezogen, wenn auch nicht spurlos, wie ein bemerkenswertes Fresko in der Kirche belegt. Götz bezeichnet es als "Ausdruck einer sehr bewegten Zeit". Das nur noch halb erhaltene Fresko an der südlichen Langhauswand entstand wohl nach einer Vorlage von Lukas Cranach dem Älteren, Götz schätzt die Entstehung auf die Zeit zwischen 1540 und 1555.

Es zeige einen zentralen Punkt der Lutherischen Lehre von der Rechtfertigung des Sünders und trägt den Titel "Gesetz und Gnade". Allein durch Jesus und den Glauben werde der Sünder erlöst, so der Tenor des Bildes. Pfarrer Michael Ljubisic beschreibt den Unterschied zum katholischen Glauben und zitiert den Jakobusbrief: "Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke." Götz bringt es auf einen kurzen Nenner: "Bei den Katholischen muss man schon mithelfen."

Die Sakramente der Krankensalbung und der Firmung wurden nicht mehr gepflegt

Der Kirchenhistoriker interpretiert das Fresko als Ausdruck der Zeit. Für Garching ist nicht belegt, dass es lutheranische Tendenzen gegeben habe, allerdings spricht Götz auch in Bayern von einer "Zerrüttung des kirchlichen Lebens". Grund dafür seien etwa antiklerikale Tendenzen bei den Bauern gewesen. "Die Grenzen zwischen altem Glauben und neuer Lehre wurden zunehmend fließend." So berichtet eine Visitationsakte von 1560, dass der damalige Garchinger Pfarrer Johannes Fabri sich wohl "katholisch, unbeschwerlich und wol" halte. Gleichzeitig ist in dem Bericht aber auch davon die Rede, dass Sakramente der Krankensalbung und Firmung in der Pfarrei mit seinen 250 Kommunikanten nicht mehr die Regel waren. Das Fresko jedenfalls wurde wohl noch im 16. Jahrhundert, spätestens aber im 17. Jahrhundert übermalt und erst 1975 wieder freigelegt.

Nicht nur die rechte kirchliche Lehre war ein Thema im überschaubaren Dorf Garching. Auch die Bestellung der Priester war eines. "Seit dem Mittelalter haben die Garchinger ein Mitspracherecht bei der Besetzung gehabt", erzählt Götz. "Das ist eher selten, aber dafür gibt's etliche Belege." Auch dafür, dass es diverse Streitigkeiten gab. Denn die Garchinger verteidigten ihr Recht bis zur Säkularisation.

Der Mann, der nichts sagt, aber alles richtig macht

Die Kirche St. Katharina ist ein wahres Schatzkästlein. Die Stuckarbeiten von Franz Xaver Feichtmayr, die Orgel der Münchner Firma Maerz & Sohn, die Sterbeglocke aus dem Jahr 1622, das besonders schöne Kreuz aus der Spätgotik, der Taufstein aus dem 16. Jahrhundert und viele Skulpturen. So blickt auch der heilige Josef auf die Gläubigen herab, "der Mann, der nichts sagt, aber alles richtig macht", wie Pfarrer Ljubisic bemerkt. Es gäbe noch vieles aufzuzählen, und es gibt vieles in der Kirche zu entdecken.

Doch für die meisten Garchinger ist wichtig: Es ist ihre Dorfkirche. "Zum Leben, Lieben, Sterben", sagt der Pfarrer, denn es finden viele Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen hier statt. Oder man kann es so formulieren wie Günter Koller, der Vorsitzende des Fördervereins St. Severin. "Es ist der klassische Mittelpunkt des Ortes. Ich freue mich immer, wenn ich in der Nacht ankomme und der Turm ist angeleuchtet."

Zur Garchinger 1100-Jahr-Feier präsentiert sich auch St. Katharina mit Kirchenführungen und einer Ausstellung. Eröffnung ist am Freitag, 17. Juli, um 18 Uhr auf dem Kirchplatz vor St. Katharina, von 19 Uhr an hält Manuel Götz einen Festvortrag mit Orgelmusik: "Spuren des Wandels - die Pfarrei Garching in ihrer mehr als 1100-jährigen Geschichte". Die Kirchenführungen beginnen am Samstag, 18. Juli, um 10, 13, 15 und 17 Uhr und am Sonntag, 19. Juli, um 11.30, 13 und 16 Uhr.

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