Garching:In Metall gestanztes Statement

CCL Design München

CCL Design stellt in Garching auf die Besitzer zugeschnittene Einstiegsleisten für Autos her.

(Foto: Lukas Barth)

Die Autotür öffnet sich, und es leuchtet der Schriftzug "Beherrscher". Die CCL Design in Garching stellt Einstiegsleisten her

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Äste knacksen gefährlich, die Blätter der Bäume ducken sich weg, als die 43-Tonnen-Maschine sie leicht touchiert. Ein Spezialkran hievt die schwere Last auf die andere Seite des Grundstücks in die Einfahrt der CCL Design. 10.40 Uhr, nach fast zwei Stunden Vorbereitung ist das Herz der Maschine am Boden. Männer einer Spezialfirma kümmern sich um die neue Transfer-Presse, sie schieben Panzerrollen unter die Ecken - jeder Handgriff sitzt. Produktionsleiter Raimund Holzer beobachtet mit leichter Nervosität, ob alles nach Plan läuft. Die neue Maschine soll künftig circa 12 000 Einstiegsleisten am Tag fertigen, Einstiegsleisten, wie sie in vielen Autos mittlerweile zur Standardausrüstung gehören und die mancher auch nutzt, um spezielle Botschaften zu vermitteln. Wie etwa jener Autofahrer, dem beim Öffnen seiner Porsche-Tür der Schriftzug "Beherrscher" entgegenleuchtet.

Holzer hat den Tag gut vorbereitet. Für die neue Maschine wurde der Boden der Halle in Hochbrück mit 50 Tonnen Beton verstärkt, außerdem musste ein Loch aus der Betondecke darüber ausgeschnitten werden, damit die Presse aufgerichtet werden kann. Sieben Monate hat die Firma warten müssen, die Presse hat schon einen langen Weg hinter sich. Hergestellt wurde sie in Taiwan, aber das eigentliche Know-How, die Software, die komme aus Deutschland, betont Holzer. CCL braucht die Maschine, um die Nachfrage schnell genug zu befriedigen. Denn Einstiegsschienen aus Edelstahl, Aluminium oder Carbon, unbeleuchtet oder mit LED-Hintergrund, sind längst kein Nischenprodukt mehr. Die Anfänge des Betriebs reichen bis 2001 zurück, als Alfred Held dem Handel mit Einstiegsschienen eine Produktion angliederte. Mercedes war der erste Kunde. Damals wurden etwa 50 Daimler im Monat ausgestattet, heute bekommt der Automobilkonzern 6000 Schienen am Tag geliefert. Auch jeder Porsche bekommt seine Einstiegsleiste aus Garching, so wie auch zahlreiche andere Autohersteller im oberen Preissegment hier ordern.

"Früher war die Schiene als Schutz für den Lack gedacht, heute es ein Designstück", urteilt Werksleiter Christian Nöstlehner. Der Betrieb, der mit einer Handvoll Mitarbeiter begonnen hat, beschäftigt mittlerweile etwa 250 Menschen. Nöstlehner berichtet, der Frauenanteil betrage etwa 95 Prozent, die Frauen arbeiten rund um die Uhr in drei Schichten. Zu tun haben sie trotz Maschinen immer noch viel, denn ohne Handarbeit geht es noch nicht. Eine Mitarbeiterin steht gerade an ihrem Arbeitsplatz und ist damit beschäftigt, die Mittelfläche des Buchstabens O auszuschneiden, der beim Schriftzug Turbo wieder auf die Leiste geklebt werden muss, damit kein Loch bleibt. Ein Mittel-O nach dem anderen purzelt auf die Arbeitsfläche, wird von der Folie befreit und aufgeklebt.

Wo der Blick auch hinfällt, Einstiegsschienen in zig Variationen sind überall aufgestapelt. Nöstlehner zeigt auf eine leere Kiste mit Haltevorrichtungen. Die ist für Porsche gedacht. Der Automobilhersteller teilt stets am Vortag mit, welche Typen am nächsten Tag produziert werden und in welcher Reihenfolge. In derselben Reihenfolge und mit Seriennummer am Rand versehen werden die Einstiegsleisten dann in die Kiste einsortiert und pünktlich verschickt. Auch Ersatzteile für ältere Wagen liefert der Betrieb. Oder er fertigt Einzelaufträge. Das können Sondermodelle sein, oder aber Sonderwünsche einzelner Kunden. Wenn etwa ein Scheich verschiedene Luxus-Autos in verschiedenen Farben ordert, möchte er meist auch seine personalisierte Einstiegsleiste haben. Frei nach dem Motto, meine Yacht, meine Villa, meine Einstiegsleiste. Genauso wie der Manager eines großen Autokonzerns, der seinen Namen liest, wenn er vorne einsteigt. Seiner Frau dagegen hat er den Titel der "First Lady" verliehen.

Nöstlehner berichtet, dass manche Kunden schon ulkige Ideen hätten, wie sie ihre Leiste gestalten wollen. Er höre manchmal die Mitarbeiterinnen im Büro kichern, wenn wieder ein sehr kreativer Wunsch hereinkam. Unterschriften, die Namen der Angetrauten mit Heiratsdatum, das sind Alltäglichkeiten. Aber es gibt auch Autobesitzer, die sich wirklich Gedanken machen und eine Kampfansage an die Konkurrenz in Metall stanzen lassen. Wie jener Porsche-Besitzer, der offensichtlich eine gewisse Abneigung gegenüber Besitzern einer italienischen Luxus-Marke hegt. Er bestellte ein Strichmännchen, das auf den Ferrari-Schriftzug uriniert.

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