Eigene Tomaten mit Hilfe des Smartphones im Wohnzimmer ziehen? Die Nase voll davon, sich am Flughafen auf der Suche nach dem Gate zu verirren? Kein Problem, die Start-up-Unternehmen von Tech-Founders haben die passenden Lösungen und Ideen parat. Jetzt kriegen sie Unterstützung von einem neuen Partner.
Tech-Founders ist ein zweimal jährlich stattfindendes Förderprogramm von "Unternehmer-TUM", dem Zentrum für Unternehmensgründung der Technischen Universität München. In drei Monaten mit intensivem Training und Coaching bereitet es innovative Technologie-Start-ups aus der ganzen Welt auf eine erste Risikokapitalrunde vor. Am Ende steht als krönender Abschluss der Demo Day, bei dem sich die Jungunternehmer möglichen Investoren vorstellen. Neben vielen Tipps und Kontakten stellt das Programm den jungen Unternehmen 25 000 Euro Entwicklungsbudget, Zugang zu einer Hightech-Prototypen-Werkstatt und Büroräumen zur Verfügung. Wichtig für den Erfolg des Förderungsprogramms sind seine Industriepartner. Sie bringen das unternehmerische Fachwissen und den nötigen Praxisbezug mit ins Spiel.
Die Zusammenarbeit bietet für beide Seiten Vorteile. Für Start-ups kann sie der Durchbruch zum Erfolg sein: "Mit einem starken Partner als Referenz lassen sich Kunden und Investoren leichter gewinnen", sagt Lorenz Hartung, Managing Director von Tech-Founders. Die kooperierenden Unternehmen wiederum ziehen Vorteile aus dem technologischen Pioniergeist, der hohen Geschwindigkeit und der Risikobereitschaft der Start-ups.
Bisher haben sich schon BMW, Festo, Bosch, Siemens und Munich Re an dem Förderprogramm beteiligt. Nun konnte Tech-Founders die Hypo-Vereinsbank als neuen Partner gewinnen. Die Zusammenarbeit mit dem großen Kreditinstitut bietet eine bereichernde Erweiterung des Themenspektrums des Förderungsprogramms: Jetzt können auch Start-ups aus der Finanztechnologie, die neuartige Lösungen von Anwendungssystemen im Finanzdienstleistungsbereich entwickeln, aufgenommen werden. "Mit Tech-Founders bringen wir die Innovationskultur und die Kreativität von Start-ups mit der Expertise und der Erfahrung etablierter Unternehmen zusammen", sagt Hartung. "Damit entstehen ideale Voraussetzungen für die Entwicklung innovativer Produkte und Services entlang kunden- und bankspezifischer Anforderungen, die unser neuer Partner Hypo-Vereinsbank schnell für seine Kunden nutzen kann." Der institutionalisierte Austausch mit der globalen Technologie-Community, Start-up-Unternehmen und akademischen Einrichtungen gehöre daher gezielt zur Geschäftsstrategie seines Unternehmens, erklärt Boris Scukanec, Chief Digital Officer und Leiter Konzernentwicklung der HypoVereinsbank.
Obwohl das Programm der Technischen Universität München erst seit gut einem Jahr existiert, ist es weltweit schon sehr gefragt: Teams aus mehr als 45 Ländern bewerben sich regelmäßig dafür. Dementsprechend international sind die zehn Start-up-Teams, die aktuell am Programm teilnehmen. Sie kommen aus Spanien, England, Schweden, Portugal und Deutschland. Ihre Expertise der Jungunternehmer reicht von Software-Entwicklung über Automation and Robotics bis hin zu Finanztechnologie.
Einen Eindruck von dem Ideenreichtum der Start-ups vermittelte der jüngste Demo Day von Tech-Founders, als die jungen Start-ups ihre Geschäftsideen vor Investoren, Partnern und Medien vorstellten. Eines von ihnen ist Plants and Machines. Die Idee: Selbst angebautes Gemüse für jedermann direkt aus dem eigenen Wohnzimmer. Die Population in den Städten wächst stetig. Gleichzeitig steigt jedoch die Nachfrage nach lokal angebautem Gemüse. Von Robotern kontrollierte Minitreibhäuser sollen dieses Problem lösen. Sie stellen automatisch die besten Wachstumsbedingungen für Pflanzen her, kontrollieren Bewässerung, Licht, Feuchtigkeit, Ventilation und Temperatur. Plants and Machines wollen hoch hinaus: Ihre Technologie soll sich nicht nur auf den privaten Gebrauch beschränken, sondern im großen Stil auf größere Farmen mitten in der Stadt ausgeweitet werden. Mögliche Standorte könnten etwa leere Fabrikanlagen oder Hochhausdächer sein. Auch Supermärkte und Restaurants könnten ihren Kunden Gemüse anbieten, das direkt an Ort und Stelle angebaut worden wäre. "Unsere Vision sind grüne Städte, gesunde Lebensmittel, saubere Luft und glückliche Farmer auf dem Mars", heißt es humoristisch auf der Website des Unternehmens.
Eine Innovation ganz anderer Art stellt Axel Katalan von Pointr vor. Der Londoner beschreibt die Idee seines Teams vereinfacht als "Google Maps für Innenräume". Nie wieder gestresst und orientierungslos im Flughafen zum Gate hetzen, sondern entspannt einem Navigationsgerät folgen - das ist der Grundgedanke. Im Londoner Flughafen Heathrow wird die Navigation via Pointr bereits getestet. Auch in Ausstellungen, Bahnhöfen oder Bibliotheken könnte das Produkt Anwendung finden.
Nicht minder innovativ und nützlich sind die Konzepte der Start-ups der neuen Runde. Die Ideen reichen von spezieller 3D-Technik über intelligente Park-Sensor-Systeme bis hin zu kartografischer Darstellung von Risikoanalyse bei Finanznetzwerken. Nur vollständig entwickelt und perfektioniert müssen sie noch werden. Bis zum Frühsommer haben die Start-ups dafür noch Zeit, bevor sie ihre Produkte am 2. Juni auf dem nächsten Demo Day an den Mann bringen.