Garching:Das Zukunftsviertel im Münchner Norden

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In Garching-Hochbrück entsteht ein neues Wohngebiet mit 50 Einheiten. Vergeben werden die meisten Wohnungen im Einheimischen-Modell. (Foto: Florian Peljak)

Im Stadtteil Hochbrück entsteht ein Wohnquartier mit mehr als 7000 Quadratmeter Fläche. Die Entwickler setzen gleichermaßen auf Nachhaltigkeit und Preise im Einheimischen-Modell, die sich Menschen noch leisten können.

Von Sabine Wejsada, Garching

Wo im Moment eine große Baulücke klafft, sollen mittelfristig 118 Wohnungen im Projekt „Futuria“ bezogen werden können: Direkt gegenüber dem Business-Campus im Garchinger Ortsteil Hochbrück entsteht ein großes gemischt genutztes Quartier, in einem ersten Abschnitt werden Wohnungen errichtet, dann folgen Gewerbebauten sowie Flächen für den Einzelhandel und weitere Firmen. Das Wohngebiet ist an die 7400 Quadratmeter groß, im nördlichen Bereich sind acht Häuser geplant, im Süden zwei Bauten.

Noch bis zum 7. Oktober können sich Garchingerinnen und Garchinger für die Eigentumswohnungen bewerben, die von der Stadt im Einheimischen-Modell vergeben werden. Zur Auswahl stehen 39 Einheiten unterschiedlicher Größen. Die Vergabe der Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen erfolgt nach den vom Stadtrat festgelegten Kriterien des Garchinger Wohnmodells. Neben einer Einkommensobergrenze kommt auch ein Punktesystem zum Tragen, in dem etwa ehrenamtliches Engagement, Kinderzahl und die Zeit, wie lange jemand schon in der Stadt lebt oder arbeitet, eine Rolle spielen. In einer weiteren Runde können noch einmal elf Wohnungen durch die Stadt Garching vergeben werden.

Das Quartier verantwortet die seit 50 Jahren bestehende BHB Unternehmensgruppe Grünwald, die von Melanie Hammer, der Tochter des verstorbenen Firmengründers geleitet wird. Spricht man mit ihr über „Futuria“, dann gerät die studierte Architektin ins Schwärmen: In dem neuen Quartier in Hochbrück werde konsequent auf modernen Komfort und Nachhaltigkeit gesetzt. Die Architektur, Technologien und Ressourcenschonung sollen ihren Worten zufolge auf der einen Seite den ökologischen Fußabdruck reduzieren und andererseits die Energieeffizienz maximieren – für ein komfortables und umweltbewusstes Wohnen mit guter Anbindung durch die U-Bahn nach München und an den Forschungscampus.

Verbaut würden hochwertige Materialien, auch wenn in Garching eben keine Luxuswohnungen entstehen, die angesichts der teuren Bodenpreise und Baukosten kaum noch einer bezahlen kann. Zum Einsatz kommen Ziegel und Recyclingbeton. Angebunden an die örtliche Geothermie, bekommen die Häuser PV-Anlagen und Fassaden, die Schadstoffe filtern. Ein hauseigenes Car- und Bikesharing sowie über eine Haus-App buchbare MVV-Karten sollen den künftigen Bewohnern Flexibilität bieten, wie sie von einem Ort zum nächsten gelangen wollen. In Planung sind zudem eine Packstation und Fahrradwerkstatt, der kurzen Wege wegen.

Ein Ort zum Wohlfühlen soll das Quartier „Futuria“ in Hochbrück werden. (Foto: Illustration: VIZOOM)

Auch bei den Außenanlagen setzt der Bauträger auf Nachhaltigkeit. Laut Hammer werden bereits gut gewachsene Obstbäume und Beerensträucher zum Naschen gepflanzt, es wird ein Sportparcours vom Treppenhaus bis zu den Freiflächen angelegt, zudem gibt es einen Barfußpfad sowie Zonen zur Entspannung für Mensch und Insekten. Für die Kinder der künftigen Bewohner des Viertels am Kelten-/Hardtweg steht ein großer Spielplatz zur Verfügung, auf dem ein Pfau thront. Das Tier hat für Melanie Hammer eine persönliche Bedeutung, wie sie sagt: Der Pfau stehe für Unsterblichkeit und Ewigkeit. Eine Reminiszenz an ihren verstorbenen Vater.

Die Zahl der Stellplätze wird um ein Viertel reduziert

Ein besonderes Highlight ist nach den Worten der 42-Jährigen der „Moonwalk“ im Quartier. Dabei handelt es sich um einen Boulevard mit lumineszierenden Elementen im Boden, der Passanten den Weg erleuchtet, ohne Strom zu verbrauchen. Und auf eine weitere Sache ist die Futuria-Chefin stolz: Zusammen mit der Stadt Garching sei es gelungen, ein Mobilitätskonzept für das Baugebiet aufzulegen, dass eine Reduzierung der Stellplätze für die Bewohner um ein Viertel von 172 auf 129 vorsieht, dazu kommen vier Plätze für Fahrzeuge des Carsharings. So könne die Tiefgarage nur eingeschossig gebaut werden.

Wichtig ist Hammer neben moderner Mobilität, Nachhaltigkeit und Artenschutz noch eins: der „Geist“ eines Ortes, auf dem ihr Unternehmen etwas bauen will. Bevor überhaupt die ersten Entwürfe Gestalt annehmen, schaue sie sich das Grundstück an, erkunde die Umgebung, Geschichte und Atmosphäre sowie das Licht, sagt Hammer.

Für sie sei Garching als Einpendler-Stadt nicht nur wegen seiner guten Lage und Wirtschaftsdaten mit Forschungsstandort und Business-Campus äußerst attraktiv, sondern habe überdies einen hohen Wohnbedarf, so Hammer. Der Münchner Norden habe ganz generell in den vergangenen Jahren eine enorme Zugkraft entwickelt, sagt sie und mutmaßt, dass die Universitätsstadt schon bald „das Zukunftsviertel von München“ werden könne.

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