Garching:Himmlische Familiensatire

szenenbild: krach im hause gott

Bernhard Bettermann spielt Satan, der mit Stiefbruder Jesus für den Erhalt der Menschheit plädiert.

(Foto: Oliver Paul)

Bei "Krach im Hause Gott" wird die Zukunft der Welt verhandelt

Von Udo Watter, Garching

Wem wäre beim Blick auf die chaotische Welt und ihre merkwürdigen Bewohner nicht schon mal der Gedanke gekommen, das alles habe keinen rechten Sinn mehr? Von wegen permanenter historischer Fortschritt: Der Mensch ist das gefährlichste Tier auf diesem Planeten, dessen Bodenschätze er auch noch auf erschreckend kurzsichtige Weise versaubeutelt. In den Worten Einsteins: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."

Kein Wunder, dass derjenige, der das der Bibel zufolge alles geschaffen hat, irgendwann auch die Schnauze voll hat von seiner missratenen Schöpfung: In Felix Mitteres Mysterienkomödie "Krach im Hause Gott", die am Donnerstag, 29. September, im Garchinger Bürgerhaus zu sehen ist, ruft ein resignierter Herrgott jedenfalls die engsten Familienmitglieder zusammen, um mit ihnen das Ende der Welt zu beschließen. Während sich der Heilige Vater und der Heilige Geist quasi einig darüber sind, das Experiment Mensch sei gescheitert, bilden Sohn Jesus und Satan eine Allianz der Verteidigung. Sie haben unter Menschen gelebt und wissen, wie die Welt funktioniert. Sie treten für den Erhalt der Spezies ein und halten Gott die Qualitäten seiner Schöpfung vor Augen. Mitten hinein in diese Konferenz der um Satan erweiterten Runde der Dreifaltigkeit erscheint Maria. Mit Witz und Charme mischt sie die Männerrunde auf, entlarvt überkommene Machtstrukturen, rückt die Religionsgeschichte zurecht und bringt die himmlischen Herren ganz schön aus der Fassung. Mit dem Ergebnis, dass die Frage nach der Vernichtung der Menschheit zunächst vertagt wird.

Die 1994 uraufgeführte Religionssatire, die mit ihren metaphysischen Fragen zeitlos aktuell ist - wann scheint die Welt nicht gerade aus den Fugen geraten? - wird in Garching in der kammerspielartigen Inszenierung von Regisseur Nikolaus Büchel gezeigt. Unter den Schauspielern des Ensembles sind einige aus Film oder Fernsehen bekannt: Bernhard Bettermann etwa, der im Kinofilm "So weit die Füße tragen" die Hauptrolle spielte und diesmal den charmanten Satan gibt, oder Mimi Fiedler als Maria und Jörg Reimers als Gott. Büchel sieht in der "himmlischen Komödie" des Tirolers Felix Mitterer ein Stück mit vielen, mitunter erhellenden Aspekten: "Lachen im Theater ist ja ein Erkenntnismoment: Man erkennt etwas wieder." Familiendrama, Hierarchien-Konflikte, die Stellung der Frau und natürlich auch religiös-heilsgeschichtliche Facetten spielen eine Rolle - inszeniert mit gehobenen komödiantischen Anspruch. "Götter, die Menschen gleichen? Vielleicht allzu sehr? Oder umgekehrt? Menschen wie Götter? Geschaffen als Ebenbild. Wer müsste dann wen abschaffen?" Nicht zuletzt solchen Fragen stellt sich Büchel.

"Krach im Hause Gott" wird im Bürgerhaus Garching, am Donnerstag, 29. September, gezeigt, Beginn ist um 20 Uhr. Karten zu 21, 18 oder 15 Euro gibt es im Kulturreferat Garching, Rathausplatz 3, Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr, Donnerstag von 15 bis 18 Uhr (Telefon: 089/320 89 138), per E-Mail: kartenvorverkauf@garching.de oder online über www.garching.de und www.reservix.de.

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