Zurück zu den Wurzeln: Nach Jahren in München ist das Halbleiterlabor der Max-Planck-Gesellschaft nach Garching zurückgekehrt. Mit einem Festakt und einem mit internationalen Wissenschaftlern besetzten Symposium hat das Institut am Montagnachmittag den Umzug aus der Landeshauptstadt und die Einweihung seines neuen Gebäudes auf dem Forschungscampus im Münchner Norden gefeiert.
Der Standort am Isarauenweg bietet reichlich Platz für Wissenschaftler und Ingenieure und steht nach den Worten von Patrick Cramer, dem Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), für einen Aufbruch in neue Forschungswelten. In unmittelbarer Nachbarschaft zu mehreren anderen Max-Planck-Instituten sowie der Technischen Universität (TU) München und der Ludwig-Maximilians-Universität sollen in Garching zukünftig neue Anwendungsformen für Detektoren und Sensoren entwickelt werden, die etwa in der Weltraumforschung und Quantenphysik zum Einsatz kommen. Der modern ausgestattete und insgesamt 2600 Quadratmeter umfassende Neubau bietet ausreichend Platz für die insgesamt 45 Mitarbeiter der Einrichtung und beheimatet eine großzügige Reinraumfläche von insgesamt 1500 Quadratmetern.
Entstanden in den Achtzigerjahren aus einer Kollaboration der Max-Planck-Institute für Physik und Extraterrestrische Physik ist das Halbleiterlabor seit 2013 eine eigenständige zentrale Einrichtung der Max-Planck-Gesellschaft. Entwickelt und gebaut werden dort Strahlungssensoren auf Siliziumbasis und Detektorlösungen, die kommerziell nicht erhältlich sind. Sie werden für die Anforderungen und Herausforderungen wissenschaftlicher Experimente in den Bereichen Hochenergie-, Material- und Astrophysikforschung produziert. Die Technologie wird mittlerweile in großem Maßstab in der Teilchenphysik sowie satellitenbasierten Röntgenastronomie, Biologie und in der Materialwissenschaft angewendet.
Für Laborleiterin Jelena Ninkovic ist das Ziel der Arbeit vor allem eines: „Das Unsichtbare sichtbar machen – auf der Erde und im Weltall.“ Mit dem Neubau werde der Wissenschaftsstandort Garching weltweit führend in der Detektortechnologie, denn das neue Halbleiterlabor ermögliche nicht nur die Forschung, sondern unter anderem auch die Konzeption von neuen Sensoren sowie die Entwicklung von neuen Fertigungstechnologien, so Ninkovic.
Seit 2023 ist das Halbleiterlabor zudem ein integraler Bestandteil des Munich Quantum Valley, einem Forschungsverbund, der sich auf die Entwicklung innovativer Quanten- und Photonik-Technologien konzentriert. In enger Zusammenarbeit mit der TU und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften werde an der Entwicklung von supraleitenden Qubits gearbeitet, die in Quantencomputern zum Einsatz kommen. Auch Kooperationen mit der Industrie seien geplant.
„Wir wollen Talente anziehen, die den Zugang zu Expertise und hervorragenden Bedingungen schätzen“
Mit dem Umzug nach Garching werde ein neues Kapitel aufgeschlagen, sagte MPG-Präsident Cramer bei der Eröffnung. „Wir erweitern den Standort im Norden von München ganz bewusst.“ Auf der einen Seite erhoffe man sich bahnbrechende wissenschaftliche Durchbrüche bei Sensoren und Detektoren, aber auch eine weitere Erhöhung der Attraktivität des Forschungscampus. „Wir wollen Talente anziehen, die den Zugang zu Expertise und hervorragenden Bedingungen schätzen.“
Die Baukosten für die neuen Halbleiterlabore in Garching belaufen sich auf gut 39 Millionen Euro, der Freistaat hat davon 5,6 Millionen Euro übernommen. Geld, das man guten Gewissens in die Hand genommen hat, wie Staatsminister Eric Beißwenger (CSU) sagte, der in Vertretung von Ministerpräsident Markus Söder zur Eröffnung gekommen war. Mit seinen Universitäten und Instituten auf dem Forschungsgelände sei Garching das „Science Valley“ Bayerns. Und dieses locke „internationale Köpfe“ in den Freistaat, der Forschung und Wissenschaft fördere, wo es nur gehe, so Beißwenger: „Bayern spielt in der Hightech-Champions-League.“
Ein herzliches „Willkommen daheim“ überbrachte Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) den Mitarbeitern des Halbleiterlabors, weil sie nun an ihren ursprünglichen Standort zurückgekehrt sind. Die Stadt sei unheimlich stolz auf „unseren Forschungscampus“ – und profitiere natürlich auch finanziell von der Strahlkraft der Einrichtungen, sagte Gruchmann und erinnerte daran, dass erst Mitte Juni dieses Jahres der Softwarekonzern SAP zusammen mit der TU ein neues Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz am Campus Garching eröffnet hat. Der Gebäudekomplex mit einem Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro bietet Platz für 700 Beschäftigte von SAP sowie 120 Forscherinnen und Forscher der Technischen Universität, die gemeinsam an Softwarelösungen arbeiten. Die Verbindung zwischen TU und dem Unternehmen besteht seit mehr als 20 Jahren.