Garching:Campus-Kita vor dem Aus

Garching: Die Münchner "Wichtel-Akademie" - hier ein Bild aus dem Kindergarten am Biederstein in Schwabing - betreibt auch die Kita auf dem Forschungscampus in Garching und wird dort den Betrieb bis Herbst einstellen.

Die Münchner "Wichtel-Akademie" - hier ein Bild aus dem Kindergarten am Biederstein in Schwabing - betreibt auch die Kita auf dem Forschungscampus in Garching und wird dort den Betrieb bis Herbst einstellen.

(Foto: Robert Haas)

Der bisherige Betreiber will die Tagesstätte wegen neuer Vorgaben des Max-Planck-Instituts bis Herbst aufgeben. Die Eltern von 86 Kindern suchen händeringend eine neue Einrichtung.

Von Irmengard Gnau, Garching

Es ist eine Horrorvorstellung für Eltern kleiner Kinder: In einem Schreiben teilt die Kita mit, dass der Betreuungsplatz des Kindes künftig wegfällt. Mit dieser Nachricht sehen sich gerade die Eltern der 86 Kinder konfrontiert, die eine der drei Krippen- und zwei Kindergartengruppen der Kindertagesstätte an der Boltzmannstraße in Garching besuchen. Der bisherige Betreiber der Kita, die Wichtel-Akademie aus München, hat angekündigt, die Kita zum Herbst aufzugeben.

Die Kindertagesstätte auf dem Forschungscampus der TU gibt es seit 2006. Die zwei Gebäude liegen eingebettet zwischen den Instituten, darum ein großer Garten. Die Kita ist beliebt wegen ihrer langen Öffnungszeiten, gerade auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der umliegenden Forschungseinrichtungen. Gebäude und Gelände gehören dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP), seit gut zehn Jahren betreibt die Wichtel-Akademie die Einrichtung als private Kindertagesstätte. Von den 98 Plätzen sind derzeit 86 belegt, 41 davon mit Kindern von Mitarbeitern des IPP, der Europäischen Südsternwarte Eso und weiteren Max-Planck-Instituten.

Auch Thomas Wagners Sohn besucht die Kita seit einem Jahr. Mit der Aussicht, dass ihre Kinder nach dem 31. August keinen Betreuungsplatz mehr haben sollen, wollen sich Wagner und die Mitglieder des Elternbeirats jedoch nicht zufrieden geben. Vergangenes Jahr habe sich herausgestellt, dass der Vertrag der Wichtel-Akademie mit dem IPP ausläuft, berichtet Wagner. Von da an nahmen die Dinge ihren Lauf. Im Dezember 2022 machte das IPP eine Neuausschreibung für den Betrieb der Kita - doch kein einziger Betreiber meldete sich darauf. Auch die Wichtel-Akademie wollte sich nicht um den Weiterbetrieb bewerben wegen der "neuen, unerwarteten Rahmenbedingungen", wie es in einem Schreiben der Geschäftsführerin an die Eltern heißt. Diese umfassten unter anderem Bedingungen wie die Mitbestimmung des IPP über das pädagogische Konzept und die Personalauswahl der Kita - Kriterien, die die Wichtel-Akademie als "massiven Eingriff sowohl in unsere pädagogische Arbeit, als auch in unsere personelle und wirtschaftliche Entscheidungshoheit" wertet.

Der Ausschreibungstext orientiere sich noch enger als bisher an den Regeln des Zuwendungsrechts für den öffentlichen Dienst, heißt es vom IPP. Pressesprecher Frank Fleschner sieht ein Grundproblem: "Der Gesetzgeber macht es uns als Forschungsinstitution sehr schwer, innerhalb des rechtlichen Rahmens Kinderbetreuung anzubieten." Man sei in Garching bislang an die Grenzen des Möglichen gegangen. Nun sei eine neue Ausschreibung nötig geworden, mit strengeren Bedingungen.

Die Stadt könnte als "Notnagel" einspringen

Potenzielle Neubewerber schreckte nach Fleschners Angaben vor allem die Gebäudesituation ab. Die beiden Häuser hätten wohl barrierefrei umgebaut werden müssen, um alle aktuellen Vorgaben zu erfüllen, damit ein neuer Anbieter die nötige Betriebsgenehmigung vom Landratsamt bekommt. "Solche umfangreichen baulichen Maßnahmen sind aber einerseits kurzfristig nicht durchführbar, andererseits haben wir als wissenschaftliches Institut keine rechtlich tragbaren Möglichkeiten, diese zu finanzieren und durchzuführen", sagt Fleschner.

Eine Möglichkeit gibt es noch, den Betrieb kurzfristig weiterzuführen: Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) stellt in Aussicht, dass die Stadt die Kita ab Herbst übernehmen könnte. "Wir sind bereit, den Notnagel zu geben", sagt Gruchmann. Schließlich wären auch 33 Garchinger Kinder von der Schließung betroffen, die sonst die Stadt unterbringen müsste. Anders als private Betreiber könnte die Stadt eine Übergangsgenehmigung für ein bis zwei Jahre erhalten, das habe ihm das Landratsamt in Aussicht gestellt, sagt Gruchmann.

Knackpunkt könnte allerdings die Personalfindung sein. 15 Erzieherinnen und Erzieher werden gebraucht, um die Kitagruppen offen zu halten. "Das kann nur funktionieren, wenn die Wichtel-Akademie mitspielt und uns hier unterstützt", sagt Gruchmann. Er verspricht, sich bei allen Beteiligten für eine dauerhafte Lösung einzusetzen. Das IPP kündigt an, zusammen mit der Eso und den anderen Max-Planck-Instituten auf dem Campus Belegungsrechte für 55 Kita-Plätze erwerben zu wollen.

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