TU München:Fachübergreifend forschen für die Energiewende

TU München: Der Rohbau steht: Die künftige Munich School of Engineering auf dem Campus der TU in Garching.

Der Rohbau steht: Die künftige Munich School of Engineering auf dem Campus der TU in Garching.

(Foto: Robert Haas)

Im Neubau der Munich School of Engineering in Garching führt die TU Naturwissenschaftler verschiedener Fakultäten zusammen, die sich mit der Energiewende beschäftigen. Sie sollen nicht nur technische Lösungen suchen, sondern auch die Akzeptanz der Bevölkerung erhöhen.

Von Benjamin Köster, Garching

Alles unter einem Dach. So lässt sich der Neubau der Munich School of Engineering (MSE) wohl beschreiben. In der MSE bündelt die Technische Universität München (TU) ihre fachlich verzweigte Energieforschung und bringt Wissenschaftler aus Ingenieurs- und Naturwissenschaften in einem Gebäude zusammen. Der Institutsneubau auf dem Campus Garching, der voraussichtlich im Frühjahr 2017 fertiggestellt sein wird, verfügt über knapp 2300 Quadratmeter Nutzfläche und kostet etwa 17 Millionen Euro. Er sei eine Schlüsselmaßnahme des Freistaates, mit der die Energiewendepolitik wissenschaftlich begleitet werden solle, heißt es dazu in einer Mitteilung der TU.

"Das ist ein Signal, dass wir über Fakultätsgrenzen hinaus zusammenarbeiten möchten"

"Das ist ein Signal, dass wir über Fakultätsgrenzen hinaus zusammenarbeiten möchten und das auch können", sagt MSE-Direktor Thomas Hamacher. Energieforschung werde immer wichtiger, so Hamacher. "Haushalte werden über Photovoltaikanlagen oder Blockheizkraftwerke teilweise selbst zu Erzeugern." Das verändere den Markt und führe zu mehr Aufgaben für das Energienetz.

Den Forschern der MSE geht es um die Umsetzbarkeit. Dabei kommen dann auch die unterschiedlichen Forschungskulturen der Fachrichtungen zum Tragen. Während die Physiker nach der Machbarkeit schauen, haben die Ingenieure stets das Endprodukt im Blick: Wie kann das gebaut werden? Wie kann das günstig hergestellt werden? Dinge, die sonst zu selten zusammen gedacht werden, wie Hamacher findet.

Hamacher selbst ist Physiker. Hatte er sich zu Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere noch der Forschung über Elementarteilchen verschrieben, überzeugte ihn als junger Doktorand ein Professor von der Energieforschung. "So was hängt immer an Persönlichkeiten, die einen begeistern können." Seit 2010 ist er nun an der TU München, seit 2013 hat er den Lehrstuhl für Erneuerbare und Nachhaltige Energiesysteme inne.

Was technisch machbar ist, scheitert oft am Widerstand der Bevölkerung

Aber die MSE will sich nicht nur auf die technische Seite der Energiewende zurückziehen. "Viele Aspekte der Energiewende könnten wir bereits technisch umsetzen", sagt Hamacher. Es scheitere dann aber oftmals am Widerstand in der Bevölkerung. "Warum wehren sich die Leute?", fragt sich Hamacher und stellt das auch als eine der Fragen, mit denen sich die MSE befassen wird, heraus. "Wir wollen die Energiewende auch von der anderen Seite angehen." Damit sei Bürgerbeteiligung gemeint.

Im Neubau ist extra dafür ein Forumssaal für Publikumsveranstaltungen geplant, außerdem werde die MSE mit Sozialwissenschaftlern und Philosophen zusammenarbeiten. "Wir wollen schauen, wie wir zusammen mit Bürgern die Energiewende voranbringen können", erklärt Hamacher. "Keiner bei uns sagt, dass er weiß, wie die Energiewende insgesamt funktioniert, aber wir wollen es versuchen." Es gehe darum, Dinge auszuprobieren, was mitunter auch anstrengend werden wird. "Es ist viel Arbeit, die auf uns zukommt."

Ob es manchmal frustrierend sein kann, dass Erkenntnisse der Wissenschaft aus politischen Gründen nicht realisiert werden? Nein, sagt Hamacher. "Es ist unsere Pflicht als Wissenschaftler immer wieder auf Möglichkeiten hinzuweisen." Insgesamt sei die Forschung für die Energiewende eine wunderschöne Arbeit. "Weil es einfach getan werden muss."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: