Garching:Erste Hilfe für Jungunternehmer

Garching: Gemeinsam ans Ziel: Martin Heibel von Xpreneuers (stehend) hilft den Jungunternehmern Janosch Maier, Michael Geisinger und Mario Becherer (v. li.).

Gemeinsam ans Ziel: Martin Heibel von Xpreneuers (stehend) hilft den Jungunternehmern Janosch Maier, Michael Geisinger und Mario Becherer (v. li.).

(Foto: Robert Haas)

Von ihren Ideen können Landwirte, Kardiologen und die Deutsche Bahn profitieren: Das Xpreneur-Projekt der TU steht Start-up-Gründern zur Seite.

Von Gudrun Passarge, Garching

Ein Computer, der Zuckerrüben von Unkraut unterscheiden kann und Hacken veranlasst, das unerwünschte Kraut mechanisch zu entfernen; ein Computer, der medizinische Bilder analysiert und Kardiologen Empfehlungen für den passenden Katheter gibt - das sind nur zwei der Ideen von Start-ups, die einen der begehrten Plätze im Technologie-Incubator Xpreneurs ergattert haben. Das Projekt von "UnternehmerTUM" der TU München bietet 21 Teams für drei Monate maßgeschneiderte Bedingungen, um ihr Unternehmen voranzubringen. Mario Becherer von Laralab, dem Start-up, das sich mit den Herzkathetern befasst, umschreibt die Vorteile des Programms so: "Es ist alles möglich, man muss nur danach fragen."

Die Jungunternehmer arbeiten in Garching und den Highlight-Towers

Der Andrang, in den Incubator zu kommen, war groß. Mehr als 60 Teams haben sich gemeldet, haben Formulare ausgefüllt, Videos eingeschickt und sich im Mai in einer zweiten Runde persönlich vorgestellt. 21 Teams haben es geschafft. Ihre Unternehmen kommen etwa aus den Bereichen Mobilität, Medizintechnik, Smart City und Industrie 4.0. Die jungen Unternehmer haben ihre Büros zum Teil in Garching, zum Teil in den Highlight-Towers in München bei IBM, das dort das Watson Internet-of-Things-Center betreibt.

Vier Vertreter sitzen in der Runde im Tower und erzählen, wie sie von dem Projekt profitieren. Michael Geisinger vertritt die Dynamic Components GmbH. Er freut sich über die repräsentativen Räume bei IBM. Die seien wichtig, weil sie Kunden empfangen müssten. Dynamic Components haben eine Technologie entwickelt, mit der vorausschauende Wartung in Aufzügen oder bei Rolltreppen möglich ist. Kurz, Sensoren vermitteln ein Bild vom Zustand der Technik und erkennen Verschleißerscheinungen rechtzeitig, bevor etwas kaputt geht.

Der Techniker kann also alarmiert werden, bevor der Aufzug ausfällt. Zu den ersten Kunden der jungen Firma gehört die Deutsche Bahn. Geisinger erzählt, dass ihnen der Mentor schon sehr weitergeholfen hat. Ein sehr erfahrener Mann, der lange Jahre als technischer Vorstand in einem großen Unternehmen gearbeitet hat. Konkret beschäftigte die Jungunternehmer die Frage, ob sie nur mit ihren Gewinnen wirtschaften und langsam wachsen wollen, oder ob sie mit Hilfe von Investorengeldern ihren Mitarbeiterbestand mehr als verdoppeln sollen. Die Entscheidung ist gefallen, Dynamic Components hat sich für die Investorenvariante entschieden.

Die Start-up-Gründer profitieren von der Erfahrung der Mentoren

Janosch Maier dagegen geht es zunächst darum, an Kunden heranzukommen. Er vertritt die Crashtest Security GmbH, die standardisierte Sicherheitstests erarbeitet hat, um beispielsweise Betreiber von Online-Shops vor Hacker-Angriffen zu schützen. Auf Anregung aus dem Incubator haben sie ihre Zielgruppe nun auf die Webseiten eingegrenzt, die mit PHP-Technik betrieben werden, immer noch mehr als 80 Prozent aller Seiten, wie Maier ausführt.

Moritz Mangold spielt auf die Philosophie des Projekts an. "Was mir hier gut gefällt, ist der Leitgedanke: Die Unternehmer stehen an erster Stelle." Es gebe keine Pflichtveranstaltungen, "es geht wirklich vor, dass ich mein Start-up nach vorne bringe". In seinem Fall ist das Acrai, ein Unternehmen, welches sich vorgenommen hat, den Einsatz von Herbiziden im besten Fall unnötig zu machen, also nicht weniger als eine landwirtschaftliche Revolution. Ermöglichen soll das eine Maschine, die an den Traktor angehängt wird. Sie soll das Unkraut mechanisch jäten. Angeleitet wird sie von einem selbstlernenden System, das über eine Kamera die Pflanzen erkennt.

Im Moment erproben die Jungunternehmer ihr System noch, das Prototypengeld von zunächst 5000 Euro haben sie gerne angenommen, weitere finanzielle Unterstützung ist möglich. Die Maschine läuft derzeit über verschiedene Probefelder, das nächstgelegene ist in Mintraching (Neufahrn), aber es beteiligt sich auch ein Landwirt aus Nördlingen. Die Landwirte seien sehr offen für die Idee, erzählt Mangold.

Außer finanziellen Vorteilen und der Expertise der Fachleute erwähnt er auch den Austausch mit den anderen Teams. Wenn es etwa darum geht, Projektstudierende einzustellen oder eine Vertraulichkeitserklärung unterschreiben zu lassen, ist es hilfreich, wenn andere da schon Erfahrungen haben, "dann wird einem das Leben schon sehr erleichtert", sagt er. Positiv sei auch der Austausch mit Start-ups, die es schon geschafft haben, sich am Markt zu etablieren. "Das sind für uns hochinteressante Leute." Die Workshops, der Mentor, das Netzwerk, von dem sie profitierten, die Vier sind voll des Lobes für das Projekt.

Im September können sich Start-ups für die nächste Runde bewerben

Dessen Leiter, Martin Heibel, sitzt dabei und hört es gerne. Heibel ist selbst Unternehmer, er gehört zu den Gründern von Intraworlds, ein Betrieb mit circa 50 Mitarbeitern. Seit Januar läuft das Incubator-Projekt, das finanziell von Unternehmern wie Susanne Klatten, aber auch von der Heinz Nixdorf Stiftung und dem bayerischen Wirtschaftsministerium unterstützt wird. Xpreneurs soll eine Lücke schließen, erklärt Heibel. Es geht darum, jungen Unternehmern zu helfen, in den Markt zu kommen, mögliche Investoren zu finden, Netzwerke zu nutzen, um Kunden zu gewinnen. Die Teams werden da abgeholt, wo sie stehen, ganz am Anfang. Momentan kommen sie aus einem Umkreis von circa 100 Kilometern rund um München, eines ist aus Luxemburg. Doch der Fokus ist durchaus darauf gerichtet, "dass wir uns international aufstellen", wie Heibel sagt.

Das würde auch bedeuten, dass die Jungunternehmer von außerhalb beherbergt werden müssten. Möglich werden soll das im neuen Kreativquartier in München an der Dachauer Straße. Dort plane UnternehmerTUM zusammen mit der Stadt, ein Haus zu bauen, in dem sich das umsetzen lasse. Aber das wird noch ein Weilchen dauern. Über Arbeitsmangel wird sich Heibel trotzdem nicht beschweren können. Die nächste Runde für neue Teams wird im September starten.

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