Die extreme Preissteigerung bei Erdgas, die wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine bis zum Winter auf Deutschland zukommt, macht die Geothermie für immer mehr Menschen als Quelle der Wärmegewinnung für ihr Haus interessant. Auch in Garching meldet der städtische Anbieter Energiewende Garching (EWG) eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Anschlüssen. Die Erdwärme allein könne aber nicht der Hebel für eine nachhaltige Energiewende im Land sein, mahnt EWG-Geschäftsführer Christian Maier.
Wie Maier in einem Halbjahresbericht erklärte, hat das Garchinger Geothermieprojekt im vergangenen Jahr 2021 knapp 58 500 Megawattstunden Wärmeenergie erzeugt, das sind fast 9000 Megawattstunden mehr als angestrebt. Allerdings musste die EWG - wie es bei vielen Geothermieanlagen derzeit noch der Fall ist - zu Spitzenlastzeiten mit Gas zuheizen, auch um die steigende Nachfrage erfüllen zu können. Daher müssten sich auch Erdwärmekunden auf Preissteigerungen gefasst machen, warnt Maier.
Die Frage, die sich stellt: Welche Energieform bietet sich wo an?
Andererseits sieht der Geschäftsführer in der Gaskrise die Chance, jetzt in alternative, nachhaltige Energiequellen zu investieren. Dabei ist die Geothermie für ihn ein wichtiger Baustein, nicht aber der einzige. "Für eine Wende ist ein Energiemix notwendig", sagt Maier. Welche Form der Energiegewinnung aber bietet sich wo an? In einem Pilotprojekt wird Haushalten in Garching daher nun angeboten, ihr Haus einer digitalen Lageanalyse zu unterziehen. Dabei wird sowohl die Entfernung der Immobilie zum bestehenden Fernwärmenetz untersucht wie auch geeignete Dachflächen für Photovoltaik und die Grundwassersituation.
In Garching will die EWG ihre Leistung ausbauen: Bis Sommer 2023 soll, so der Plan, den Anteil der Wärmeleistung aus der Tiefe noch einmal um die Hälfte steigen. Gelingen soll das insbesondere durch eine klügere digitale Steuerung des Netzes sowie durch eine effizientere Nutzung der Wärme im Wasserkreislauf in den angeschlossenen Häusern.