Garching:Einzahlung aufs Ökokonto

Im Mallertshofer Holz werden große Flächen naturfachlich aufgewertet. Die Stadt Garching verschafft sich so 125 Hektar an Ausgleichsflächen. Und die Feldlerche erhält dort neue Areale zum Brüten

Von Gudrun Passarge, Garching

Eine geplante Aufwertung von Naturräumen im Mallertshofer Holz hat zwei denkbar unterschiedliche Profiteure: Die Stadt Garching erhält dringend benötigte Ausgleichsflächen - eine Grundbedingung, damit in der sogenannten Kommunikationszone, also einem neuen Stadtquartier, die Bagger anrollen können. Und die Feldlerche kann von Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck nach Garching umziehen. Sie erhält im Nationalen Naturerbe speziell hergerichtete Brutfelder. Die Stadt muss zunächst 1,6 Millionen Euro aufbringen. Für die Pflegekosten in Zukunft sind für weitere 25 Jahre noch einmal 2,5 Millionen Euro vorgesehen. Kosten, die nicht unumstritten waren, als jüngst im Bauausschuss des Stadtrats beraten wurde.

In großen Teilen war das Mallertshofer Holz schon seit 1993 Naturschutzgebiet. Doch 2013 übergab der Bund 433 Hektar Land an die Kommunen Eching und Garching, die als Nationales Naturerbe deklariert sind. Der Garchinger Anteil beträgt 249 Hektar. Die Gesamtfläche wird vom Heideflächenverein betreut. In einer umfassenden Untersuchung des Landschaftarchitektenbüros Schober aus Freising wurden die Bestände ausgewertet, Gefährdungen und Konflikte thematisiert; daraus resultierend hat das Büro einen Pflege- und Entwicklungsplan erarbeitet. Darin sind etwa als Ziele festgehalten, Kalk-Trockenrasen-Flächen auszuweiten und Flächen, auf denen früher Ackerbau betrieben oder auch Klärschlamm ausgebracht wurde, aufzuwerten.

Mallertshofer Holz mit Heiden

Das Mallertshofer Holz wird vom Heideflächenverein betreut. Nun wurde ein Pflegekonzept vorgestellt, um dort Flächen ökologisch aufzuwerten. Manch einer fand das übertrieben und zu kostspielig.

(Foto: Florian Peljak)

Christine Joas, die Geschäftsführerin des Heideflächenvereins, erläuterte, der Plan solle in drei Stufen umgesetzt werden. Im ersten Bauabschnitt entstünden so 93 Hektar, die Garching als Ausgleichflächen zur Verfügung stünden. Dazu werde auf 8,9 Hektar der Boden abgezogen, um dann Saatmaterial aus der Garchinger Heide auszubringen. Außerdem sollen etwa 83 Hektar Weideland aufgewertet werden. Die Planungen dafür sollten noch in diesem Jahr erfolgen, die Arbeiten selbst könnten 2018 vorgenommen werden.

Der zweite und dritte Bauabschnitt sind zeitlich noch nicht festgelegt. Dabei ist vorgesehen, Laubmischwald anzulegen und über ehemaligen Kiesgruben extensives Grünland zu schaffen. Insgesamt würde Garching nach Abschluss der Arbeiten 125 Hektar an Ausgleichsflächen verfügen. Joas zeigte im Ausschuss den Stadträten eine Karte, auf der auch die Brutareale der Feldlerche eingezeichnet sind. Dieser Vogel hat sich auf dem ehemaligen Flughafengelände in Fürstenfeldbruck/Maisach angesiedelt und muss bald unter anderem einer Umgehungsstraße weichen. Die Ausgleichsflächen dafür liegen auf Echinger und Garchinger Flur, sind aber bei den 125 Hektar Ausgleichsflächen für Garching nicht mitberechnet.

Feldlerche

Alauda arvensis: Die Feldlerche zieht nach Garching.

(Foto: Florian Peljak)

In der Diskussion kritisierte Albert Biersack (CSU) die Kosten der Maßnahmen. "Es ist mir unverständlich, wie hier mit Geld und Werten um sich geschmissen wird." Landwirte könnten dieselben Arbeiten wesentlich günstiger anbieten als etwa zertifizierte Fachbetriebe. Christine Joas antwortete darauf, sie arbeite gerne mit Landwirten zusammen, "aber es ist schwierig jemanden zu finden, der alle Geräte dafür hat". Stadtrat Biersack kritisierte zudem, dass im Mallertshofer Holz spezielle Flächen für die Feldlerche geschaffen würden und "Ausgleichsflächen im Übermaß".

Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) betonte, die Feldlerche brauche eben bestimmte Bedingungen und könne beispielsweise nicht in den Isarauen angesiedelt werden. Und die Arbeiten für die Ausgleichsflächen müssten eingeleitet sein, bevor ein Baubeginn in der Kommunikationszone erfolgen könne. Bauamtsleiter Klaus Zettl sprach von einem Bedarf von sieben bis acht Hektar als Ausgleich für die Bebauung in der Kommunikationszone. Die Kosten für die Ausgleichsmaßnahmen ließen sich für diese acht Hektar anteilig auf die Eigentümer umlegen. Florian Baierl, Fraktionssprecher der Unabhängigen Garchinger, wollte deswegen wissen, ob nicht auch der Freistaat dort seine Ausgleichsflächen nehmen könnte, wenn er wieder am Campus baut. Zettl sprach von "Verhandlungssache", aber zwingen könne man niemanden. Die Flächen im Mallertshofer Holz seien wie ein Ökokonto. Auch andere Bauträger könnten auf dieses zurückgreifen, müssten dafür aber auch bezahlen.

Trotz aller Diskussion stimmte der Bauausschuss schließlich ohne Gegenstimme für das Pflege- und Entwicklungskonzept im Mallertshofer Holz, das auch vorsieht, mit dem teils belasteten Material, das auf einigen Flächen abgezogen wird, einen Wall nördlich des Garchinger Sees anzulegen. Was auch einen gewissen Lärmschutz zur Folge hätte.

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