Garching:Ein Bus für alle

Garching: Hans Ulrich Kilian ist auch im Winter mit dem Haarer Fahrservice für Bürger unterwegs.

Hans Ulrich Kilian ist auch im Winter mit dem Haarer Fahrservice für Bürger unterwegs.

(Foto: Claus Schunk)

Testweise will die Stadt ein Bürgertaxi einführen. Details wie die Finanzierung sind noch offen

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Universitätsstadt Garching plant, ein Bürgertaxi einzuführen. Sie reagiert damit auf zwei fast gleichzeitig eingegangene Anträge. Einmal hat der Seniorenbeirat sich für einen Bürgerbus für alle Garchinger ausgesprochen, zum anderen hat die CSU einen Antrag auf ein Senioren-/Behindertentaxi gestellt. Um die Nachfrage zu testen, hat die Verwaltung vorgeschlagen, einen sechsmonatigen Testlauf zu starten. An einem Tag in der Woche sollte allen Garchingern zwischen 10 und 14 Uhr der kostenlose Transport mit einem Bürgertaxi angeboten werden. Der Stadtrat fand das Konzept jedoch nicht ausgefeilt genug. Er sprach sich dafür aus, noch mit dem Seniorenbeirat und dem Behindertenbeirat abzusprechen, wie die Details aussehen sollen.

Bürgermeister Dietmar Gruchmann sprach von einem Pilotprojekt. An einem Tag in der Woche sollte das Taxi, das auch einen Rollstuhl transportieren kann, allen Bürgern zur Verfügung stehen. Während der Probephase wollte die Stadt genau untersuchen, wer das Taxi benutzt, zu welchen Zeiten die Fahrten gefragt sind und ob es Sonderwünsche gibt, etwa die Begleitung beim Einkaufen. Der Versuch soll für die Bürger kostenfrei sein, dafür müssten im Haushalt 6500 Euro eingestellt werden. Der Bürgermeister berichtete im Stadtrat, dass ein Bürgerbus auch Thema der Nordallianz sei. "Alle sind sehr interessiert daran", berichtete er. Möglich wäre etwa, einen Pool von Fahrzeugen gemeinsam zu nutzen.

Die Stadträte sahen die Einrichtung eines Bürgertaxis grundsätzlich positiv, hatten aber noch einige Einwände. "Über diesen Antrag hätte man vorberaten sollen", monierte etwa der Sprecher der Unabhängigen Garchinger, Florian Baierl. Er wollte vor allem wissen, für wen das Angebot tatsächlich gedacht sei und führte aus, Garching sei "sehr gut versorgt mit Bussen". Und sein Fraktionskollege Harald Grünwald bezweifelte, dass ein Vormittag in der Woche ausreiche, um eine aussagekräftige Evaluierung hinzubekommen. Er machte den Vorschlag, die Zeiten von Montag bis Freitag auf 9 bis 17 Uhr auszuweiten und dafür den Testlauf auf vier Monate zu verkürzen.

Auch über die Frage, was der Transport kosten soll, wurde debattiert. Der Bürgermeister nannte das Beispiel in Haar. Dort gebe es ein gemeindeeigenes Fahrzeug mit einem "eigenen Chauffeur der Kommune", 2017 wurde der Bürgerbus dort 2200 mal in Anspruch genommen, die Bürger zahlten zwei Euro pro Fahrt. "Da kann man drüber nachdenken", sagte Gruchmann.

Die Verwaltung hatte mehrere Optionen dargelegt und auch Beispiele aus anderen Kommunen angeführt. So bietet Unterschleißheim etwa einen ähnlichen Service kostenlos für Menschen mit Beeinträchtigungen an jeweils dienstags und donnerstags zwischen 9 und 12 Uhr. Die Stadt Garching habe die Möglichkeit, alles in Eigenregie umzusetzen wie in Haar, oder aber beispielsweise auf einen Fahrdienst als Kooperationspartner zurückzugreifen. Auch eine Mischform wäre denkbar, also die Anschaffung eines Fahrzeugs durch einen Kooperationspartner und die Einstellung eines eigenen Fahrers.

"Wir sollten das Paket nicht zerreden", sagte Jürgen Ascherl, Fraktionschef der CSU. Der Stadtrat hat sich für die testweise Einführung eines Bürgertaxis ausgesprochen, die Einzelheiten der Pilotphase müssen aber noch geklärt werden, auch das Budget ist noch offen.

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