TU München:Der Countdown zum Mars läuft

TU München: Bisher reisen Menschen nur in der Fantasie auf den Mars. So wie auf diesem Gemälde stellt sich die amerikanische Weltraumbehörde Nasa die Erkundung des Roten Planeten vor.

Bisher reisen Menschen nur in der Fantasie auf den Mars. So wie auf diesem Gemälde stellt sich die amerikanische Weltraumbehörde Nasa die Erkundung des Roten Planeten vor.

(Foto: Pat Rawlings/Nasa)

In 20 Jahren will die Nasa Astronauten zum Mars fliegen lassen. Experten sprechen vor TU-Studenten in Garching, die Teil der Mission werden könnten

Von Christina Hertel, Garching

Millionen Menschen haben im Fernsehen gesehen, wie Neil Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat. "Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit." Jeder kennt diesen Satz. Womöglich ereignet sich in etwa 20 Jahren der nächste große Schritt: die Landung auf dem Mars, dem roten Planeten. Die Nasa, die Raumfahrtbehörde der USA, plant in den 2030er-Jahren einen ersten bemannten Flug.

Wie das gehen soll und welche Probleme es momentan noch gibt, erzählten der Chief Technologist David Miller und Chief Scientist Ellen Stofan Studenten der Technischen Universität München (TUM) in Garching. "Ihr könntet Teil der Mission sein. Ihr alle werdet es wahrscheinlich erleben, wie der erste Mensch den Mars betritt", kündigten sie an.

15 Monate dauert die Reise

Einfach wird die Reise zum Mars nicht. Mindestens 15 Monate lang werden die Astronauten unterwegs sein. Acht Monate wird alleine der Hinflug dauern. So lange war bisher noch niemand im All. Bei 300 Tagen liegt bis jetzt der Rekord - und schon das war eine Sensation. Denn im All zu fliegen, ist anstrengend. Die Schwerelosigkeit ist eine Belastung für das Immunsystem, für Knochen und Muskeln.

TU München: Wie kommen wir zum Mars? Diese Frage beantwortet Ellen Stofan von der Nasa.

Wie kommen wir zum Mars? Diese Frage beantwortet Ellen Stofan von der Nasa.

(Foto: Robert Haas)

Bevor die Nasa Menschen zum Mars schicken kann, muss sie herausfinden, wie sie es überhaupt so lange im Weltraum aushalten können. Dafür möchte sie laut Stofan und Miller zunächst einen Umweg nehmen, und zwar über den Mond. Die Mondumlaufbahn soll sozusagen als Teststrecke dienen. Die Nasa kann sie nutzen, um neue Technologien zu testen. Das soll in den 2020er-Jahren passieren, danach ist der Mars an der Reihe.

Der beschäftigt Raumfahrer und Astronomen schon lang: Mehr als 30 Missionen gab es bereits - mehr als die Hälfte schlugen fehl. Alle waren bis jetzt unbemannt. Als erstes schickten die Russen 1960 eine Sonde auf den Weg zum Mars, doch sie verließ nicht einmal die Erdumlaufbahn. Die der Amerikaner konnte fünf Jahre später landen und die ersten Fotos schießen. Zu sehen war eine karge Oberfläche, so ähnlich wie eine Mondlandschaft, von Leben keine Spur.

TU München: Gebannt verfolgten die Studenten der Technischen Universität in Garching den Vortrag über einen ersten bemannten Flug zum roten Planeten.

Gebannt verfolgten die Studenten der Technischen Universität in Garching den Vortrag über einen ersten bemannten Flug zum roten Planeten.

(Foto: Robert Haas)

Mittlerweile weiß man aber, dass der Mars der Erde ähnlicher ist als gedacht. "Und deshalb ist er unser oberstes Ziel", sagt Ellen Stofan. Es gab dort wohl vor Milliarden Jahren Wasser und eine Atmosphäre. "Die Bedingungen waren ganz ähnlich wie bei uns auf der Erde." Mehr darüber herauszufinden, heiße auch, mehr über unseren eigenen Planeten zu erfahren. Dann könnte womöglich die Frage beantwortet werden, die die Menschheit schon so lange beschäftigt: Gibt es Leben außerhalb der Erde?

Doch um Menschen zum Mars schicken zu können, muss die Nasa zuerst eine neue Rakete bauen. Für sie gibt es bereits Pläne. Zuerst soll ein Prototyp geschaffen werden. Etwa hundert Meter lang soll dieser sein, also höher als die Freiheitsstatue. Die Rakete soll zunächst unbemannt starten, um ihre Leistungsfähigkeit zu zeigen. 70 Tonnen soll die Rakete transportieren können. Dann wird sie weiterentwickelt, und zwar zur leistungsfähigsten Rakete der Geschichte: 130 Tonnen Ausrüstung und vier Astronauten soll sie ins All bringen.

Wie bald danach Menschen auf dem Mars leben könnten, darauf wollte sich Stofan nicht festlegen. Anders als bei privaten Initiativen wie dem niederländischen Projekt "Mars One", das eine Siedlung auf dem roten Planeten errichten und Menschen dort dauerhaft ansiedeln will, sollen die vier Astronauten der Nasa auf jeden Fall wieder zurückkommen.

Vieles wird anders sein als beim ersten Flug zum Mond

"Es wäre auch schwierig, für sie Bedingungen zu schaffen, dass sie dort den Rest ihres Lebens bleiben könnten", sagt Stofan. Und ihr Kollege Miller fügt hinzu: "Es ist ja so: Selbst wenn die Astronauten nur zwei Tage auf dem Mars verbringen, werden sie den Rest ihres Lebens davon erzählen - und zwar mit Leidenschaft. Vom Mars aus könnten sie die nicht weitergeben."

Bei dem ersten bemannten Flug zum Mars wird vieles anderes sein als bei der ersten Reise zum Mond. Damals ging es auch um einen Wettlauf zwischen den USA und Russland. Jede der beiden Nationen wollte die erste sein. West gegen Ost. Das soll jetzt anders sein. Stofan betont, dass der Flug zum Mars nur mit einem internationalen Team möglich sei: "Es ist erstaunlich, wie gut verschiedene Nationen in einer Raumstation zusammenarbeiten, die auf der Erde eigentlich nicht die beste Beziehung zueinander haben. Es ist also auch ein bisschen Diplomatie."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: