TU-Mensa:Daumendrücken, dass die Spülmaschine hält

TU-Mensa: Die TU Mensa in Garching versprüht den Charme der Siebzigerjahre.

Die TU Mensa in Garching versprüht den Charme der Siebzigerjahre.

(Foto: Catherina Hess)

Ein Besuch in der TU-Mensa in Garching zeigt: Der geplante Neubau ist überfällig. Doch bis der in drei Jahren eröffnet wird, müssen Studenten und Mitarbeiter noch mit dem Altbau und der Technik aus den Siebzigerjahren auskommen

Von Gudrun Passarge, Garching

Wenn das Ventil der alten Anlage mal wieder nicht mitspielt, wird der Schweinsbraten auf dem Speiseplan gestrichen. "Dann greifen wir zu Convenience-Produkten, und es gibt eben Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat. Verhungern lassen wir hier niemand", sagt Franz Weißenbeck, Betriebsleiter der TU-Mensa in Garching. Er hat gelernt zu improvisieren, denn die Küche der Mensa ist in die Jahre gekommen und funktioniert nicht immer so, wie sie soll. Aber ein Ende ist absehbar. Die Technische Universität plant, die alte Mensa aus den Siebzigerjahren abzureißen und eine neue dahinter zu bauen. Möglicher Bezug könnte 2018 sein.

Ein trister Tag mit grauen Wolken, ein trister grauer Betonbau mit großen Fenstern, drinnen gibt es graue Tabletts, die entweder mit der Linsensuppe für einen Euro oder die Hähnchenbrust Hawaii mit Currysauce gefüllt werden (2,60 Euro). Der Hauptansturm ist schon vorbei.

Täglich werden 5000 Essen ausgegeben

Jetzt im Wintersemester gibt die Mensa täglich etwa 5000 Essen aus, doch nach 14 Uhr ist es eher ruhig. Ab und zu tröpfelt noch ein Grüppchen oder ein Duo herein, sie haben freie Tischwahl bei 1200 Sitzplätzen. Nur noch eine Ausgabe von vier Linien ist geöffnet. Die Studenten greifen sich ein Tablett, wählen aus und sehen zu, wie sich die Linsen auf dem Tablett verteilen. "Das ist wirklich noch ein Relikt", sagt Gabriele Niethammer, Architektin des Studentenwerks, das die Mensen der Uni betreibt. Das Gebäude haben sie von der TU gepachtet. Das Tablett ist wohl mit das augenfälligste, was darauf hinweist, wann die Mensa geplant wurde. Kulinarisch ist das eine Katastrophe. "Selbst ein Rinderfilet würde auf dem Tablett nicht hübsch aussehen", sagt Betriebsleiter Weißenbeck.

Aber es gibt noch mehr, was wie ein Fossil aus grauer Vorzeit ausschaut. Weißenbeck und Niethammer stehen vor der Spülmaschine, ein riesiger Edelstahlkasten, der gerade einen einzelnen Löffel ausspuckt. Am anderen Ende sind zwei Mitarbeiter dabei, die Maschine mit dem Schlauch zu reinigen. "Die Spülmaschine hat den Ausschlag für den Neubau gegeben", sagt Niethammer. Sie sei sehr anfällig, und Ersatzteile seien immer schwieriger zu bekommen. "Es gibt tatsächlich nur noch einen Bastler, der sie noch herrichten kann." Wenn sie ausfällt, stellt sie den ganzen Betrieb auf den Kopf.

Eine Woche könne die Küche mit Einweggeschirr weitermachen, sagt Weißenbeck, aber dann? Der Betriebsleiter, der sein Handwerk als Koch im Bayerischen Hof gelernt hat, vergleicht die Spülmaschine mit einem alten Auto: "Irgendwann ist der Punkt gekommen, wo es sich nicht mehr lohnt, es zu reparieren. Wir sind über diesen Punkt drüber hinaus." Deswegen haben sie auch noch eine zusätzliche Spülmaschine für das Schwarzgeschirr, also das Kochgeschirr, angeschafft, das entlaste die Haupt-Spülstraße. "Wir hoffen, dass sie noch drei Jahre hält", sagt Niethammer. "Alle drücken jeden Tag die Daumen."

Denn in drei Jahren soll die neue Mensa fertig sein. Das zweigeschossige Gebäude mit Technikgeschoss ganz oben und einem Innenhof soll hinter der alten Mensa entstehen. Es gefällt nicht jedem. Als es jüngst im Bauausschuss des Garchinger Stadtrats vorgestellt wurde, stimmte Ingrid Wundrak (Grüne) als einzige dagegen. "So was ist eine Unverschämtheit, uns so was hierher zu stellen", sagte sie und kritisierte damit die optische Erscheinung. Geplant ist ein Gebäude, das maximal 12,16 Meter hoch ist. Die Nutzfläche von 5729 Quadratmetern bietet Platz für Küchen, Lager-, Kühl- und Personalräume, eine Campus-Kneipe und Gasträume für 1780 Besucher. Täglich ist geplant, 5300 Essen in der neuen Mensa auszugeben plus 2000 Essen, die an das Stu-Café und eine Ausgabemensa im Neubau der Fakultät Elektro- und Informationstechnik gehen. Die TU rechnet mit Kosten von 44,5 Millionen Euro.

Die neue Mensa soll einen Qualitätssprung bringen

Betriebsleiter Weißenbeck und Architektin Niethammer sehen da rosige Zeiten auf sich zukommen. Das Konzept für die neue Mensa werde zwar gerade erst erarbeitet, dennoch sind sich beide einig: "Das wird ein Qualitätssprung." Dazu gehört, dass die gut 20 000 Menschen am Campus künftig die Wahl haben werden. Sie können sich vermutlich im "Free flow" bewegen, also zwischen Pastastand und Salatbar pendeln, oder doch eher an der Fleischtheke anstehen.

Natürlich ist dann auch Schluss mit den hässlichen Tabletts. Dazu gehört aber auch, dass in der Küche endlich wieder modernste Geräte stehen, die ganz andere Zubereitungsweisen ermöglichen, etwa "just in time". "Kürzere Wege, weniger Flächen zu reinigen, energiesparende Geräte", Weißenbeck zählt noch mehr Vorteile auf. Doch dem Betriebsleiter ist wichtig, dass die Mensa sich auch im Moment vor niemandem verstecken brauche. "Nur mit Top-Produkten kann jeder kochen", sagt er und erzählt, dass auch die Mensen an der Uni mittlerweile frische Zutaten aus der Region für sich entdeckt haben.

Niethammer nickt. Sie esse jeden Tag in der Mensa, sagt sie: "Und mir schmeckt's." Und wie ist das mit den Studenten? Ein versprengtes Häuflein sitzt an einem Tisch. Alle sind sich einig: "Der Preis ist völlig okay, und es gibt einen guten Burger hier und einen guten Apfelstrudel." Doch es folgt ein Aber. "Wir hätten auch kein Problem damit, wenn es qualitativ hochwertiger wäre, dafür mehr zu zahlen." Ein Student etwa wünscht sich mehr Bio-Essen. "Die finde ich genial, aber die sind immer schnell weg." Ein anderer stößt sich an dem Tablett, von dem er nicht gerne isst. Aber da muss er wohl noch drei Jahre warten.

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