Garching:Busse ohne Fahrer für den Campus

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An der TU in Garching soll in drei bis fünf Jahren die erste selbstfahrende Linie betrieben werden, die später bis Dietersheim verlängert werden könnte. Neben dem Landkreis werden noch Kooperationspartner gesucht.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Der Landkreis München plant den schnellen Einstieg in eines der großen Zukunftsthemen der Mobilität. Bereits in drei bis fünf Jahren soll auf dem Campus der Universität in Garching die erste rein mit autonomen Kleinbussen betriebene Linie verkehren.

In einem zweiten und dritten Schritt könnte eine Verlängerung in den Echinger Ortsteil Dietersheim gewissermaßen als Weiterführung der U 6 und von dort aus sogar zum Münchner Flughafen erfolgen. Thomas Hamacher, Professor für Energiesystemforschung an der TU München, stellte dem Mobilitätsausschuss des Kreistags am Dienstag einen ersten Entwurf für ein "neues Verkehrssystem mit autonomen Kleinbussen" vor, der nach dem Willen der Kreisräte zügig weiterverfolgt werden soll.

Landrat Christoph Göbel (CSU) machte deutlich, wie sehr der Landkreis auf Innovationen dieser Art wartet: "Ich werde in hoher Frequenz von Unternehmern etwa aus Unterföhring angesprochen, die enge Beziehungen zum Campus und zum Flughafen unterhalten. Sie wünschen sich dringend Verbesserungen und haben auch Bereitschaft erkennen lassen, mit der öffentlichen Hand Projekte voranzutreiben."

Der Autobauer BMW etwa hat in Unterschleißheim im vergangenen Jahr ein neues Zentrum für autonomes Fahren aufgebaut. Gerade der Landkreis München steht laut Hamacher vor einer "größeren Transformation": Energie und Mobilität müssten miteinander in Einklang gebracht werden. So gebe es heute keinen Autobauer mehr, der nicht am autonomen Fahren arbeite. Auch die großen Zulieferer wie Continental und Bosch seien "tief in diesem Thema drin". Der Wandel werde kommen und der Landkreis könne zum Vorreiter werden, so Hamacher.

Der Campus in Garching bietet sich nach Ansicht Göbels als innovativer Standort und in sich geschlossener Raumperfekt für ein solches Pilotprojekt an. Die Fahrzeuge fahren elektrisch, autonom und können zu sogenannten Platoons zusammengeschlossen werden; also längeren Zügen mit mehr Fahrzeugen, wenn mehr Fahrgäste transportiert werden müssen. Wenn einmal Verlängerungen nach Dietersheim oder zum Flughafen realisiert werden sollten, müssten auch kaum neue Straßen gebaut werden.

Die Kleinbusse werden laut Hamacher ins bestehende Netz integriert, Verkehrsleitsysteme verschaffen ihnen Vorrang vor dem Individualverkehr. Die Betriebskosten würden gesenkt, Schadstoffe minimiert und Nachfragen besser bedient. CSU-Kreisrat Stefan Schelle gab zu bedenken, dass die Risiken der Haftung durch Unfälle noch nicht geklärt seien. Hamacher zeigte sich überzeugt, dass der Gesetzgeber, also der Bund, sehr schnell verlässliche Regelungen schaffen werde.

Laut Hamacher liegen die Hindernisse an anderer Stelle: Noch gibt es keine Genehmigung für autonomes Fahren auf Straßen, ebenso seien die Investitionskosten noch nicht abzuschätzen. Auch müsse eine Ladeinfrastruktur mit erneuerbarer Energie aufgebaut werden. Dennoch ist er "relativ optimistisch", dass die Pilotstrecke auf dem Garchinger Campus in den kommenden drei bis fünf Jahren realisiert werden kann - in enger Abstimmung mit der Technischen Universität, einem Hersteller autonom fahrender Fahrzeuge, der noch gefunden werden muss, und möglicherweise mit dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund als Partner.

Kreisrat Edwin Klostermeier (SPD) sieht in der Technik sogar eine Chance, die eigentlich schon beerdigte Stadt-Umland-Bahn ins Leben zu rufen. "Die ist natürlich ein Traum von uns allen", sagte Klostermeier am Dienstag. "Wenn die auf diesem Weg kommt, wäre das natürlich eine Erfüllung." Bezüglich des Zeithorizonts für das Pilotprojekt in Garching von drei bis fünf Jahren zeigte sich Klostermeier dagegen, wie Schelle auch, "etwas skeptisch".

© SZ vom 13.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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