Süddeutsche Zeitung

Garching:Bunter Nachmittag an ehrwürdiger Stätte

Garching will mit einem Fest den Vereinen eine Bühne bieten und zugleich am denkmalgeschützten Römerhof sein kulturelles Zentrum feiern. Visionen gibt es genug, dieses noch auszubauen

Von Gudrun Passarge, Garching

Theater, Tanz, Musik, ein Poetry-Slam - es wird ein bunter Nachmittag werden, das Römerhof-Kulturfest. Acht Vereine und Institutionen haben sich unter der Federführung des Ortschronisten Michael Müller zusammengefunden, diesen Kulturnachmittag zu gestalten. Warum er als Heimatpfleger die Organisation übernommen habe, beantwortet Müller damit, dass Vereinskultur und Denkmalpflege zu seinen Aufgaben gehörten. Im Römerhof kommt beides zusammen. Das Ensemble ist aus geschichtlicher Sicht interessant, genauso wie als Kulturstätte. Vor allem aber geht es Müller darum, "dass sich die Vereine in schwierigen Zeiten präsentieren können", oder wie der Leiter der Musikschule Holger Hochmuth sagt: "Wir wollen zeigen, dass wir da sind."

Der Römerhof hat eine besondere Stellung in Garching. Und das nicht erst seit gestern, denn Müller schreibt in einem Beitrag zum Römerhof, dass er bereits im Herzogurbar von 1231/1234 zu den großen Drei in Garching gehörte. Neben Mühle und Taverne, der späteren Postwirtschaft, wurde auch "der Hof" erwähnt, der außer festgelegten Mengen an Getreide auch 50 Käse und zwei Lämmer an das Kastenamt des Herzogs in Kranzberg abzugeben hatte. Das große Anwesen gehörte im 17. Jahrhundert den Brüdern Riedtmayr. Der Hausname Riedmayr wurde später im täglichen Sprachgebrauch zu Riemer. Von da bis zum Römerhof war es nicht mehr weit, 1922 taucht der Name erstmals auf. 1971 erwirbt die Gemeinde Garching die Gebäude im Zentrum des Ortes. Ein Kindergarten zieht dort ein, es werden Räume für Sozialeinrichtungen eingerichtet. Von 1984 an finden der Heimatverein und das Tanzstudio dort Unterschlupf. 1994 bezieht die Musikschule ihren Neubau. So präsentiert sich der Römerhof heute mit vielfältiger Nutzung. Die Volkshochschule Nord organisiert einige ihrer Angebote im Römerhoftheater, die Vereine "Zeitgeist" und "Theater für Kinder" teilen sich einen Probenraum im ehemaligen Malerlager. Die Nachbarschaftshilfe betreibt dort ihre Schatzkammer und das Möbellager und ein Glasbläser geht seinem Handwerk nach. Eine Besonderheit hat der Römerhof mit dem Theatron aufzuweisen, in dem Freiluftveranstaltungen möglich sind.

Es rührt sich also was am Römerhof. Für Heinrich Führmann vom Verein "Theater für Kinder Garching" ist es genau der passende Ort, ein richtiges Kulturzentrum in der Stadt entstehen zu lassen: "Es ist ein architektonisches Juwel und von der Lage her ideal." Er plädiert dafür, den Südflügel behutsam umzubauen. So habe die Stadt die Möglichkeit, einen kulturellen und sozialen Mittelpunkt auf dem Anwesen zu schaffen. Vielleicht mit einem kleinen Begegnungscafé, das könnte sich jedenfalls Führmann gut vorstellen. Oder mit Wassergraben. Dazu führt er den Hörpfad zum Römerhof an, ein Interview mit dem damaligen Zweiten Bürgermeister Alfons Kraft (Bürger für Garching). Kraft nennt den Römerhof darin einen Kulturhof und erwähnt auch den zum Bau der Musikschule angelegten Wassergraben, der leider zugeschüttet worden sei. Was, wenn man ihn wieder füllen würde?, fragt Führmann.

Andere Nutzer des Hofs haben ähnliche Gedanken. Der Leiter der Musikschule etwa erinnert daran, dass im Südflügel einst geplant war, einen großen Konzertsaal für bis zu 250 Personen anzulegen. Doch dann kam die U-Bahn und die Stadt hatte kein Geld mehr dafür. Ein solcher Saal böte jedoch Möglichkeit, verschiedenste Veranstaltungen zu planen und könnte auch das Bürgerhaus entlasten, so Hochmuth. Die Musikschule mit ihren gut 750 Nutzern verfügt im Moment nur über den Beethoven-Saal, der maximal 120 Besuchern Platz bietet. Außerdem, so Hochmuth, sei die räumliche Kapazität der Musikschule jetzt schon "sehr, sehr gut belegt". Da wären neue Räume im Südflügel durchaus willkommen. Doch jetzt kommt erst einmal das Fest. "Damit die Garchinger sehen, dass es weiter geht", sagt Hochmuth.

Beim Römerhof-Kulturfest am Sonntag, 13. September, werden von 16 Uhr an verschiedene Gruppen im Theatron auftreten, so ist die Musikschule mit einem Bläserensemble vertreten, das Tanzstudio präsentiert Puppentänze, die Garchinger Bauernbühne Valentin-Geschichten, die VHS Nord veranstaltet einen Mini-Poetry-Slam und musikalisch wird es wieder mit dem Theater für Kinder und Memo del Castillo und den Tropicals. Der Heimatverein verkauft Essen und Trinken und Zeitkind stellt die Platzanweiser. Anmeldungen sind erforderlich unter roemerhofkultur@gmx.de. Es gelten die Abstands- und Hygieneregeln.

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Quelle:
SZ vom 10.09.2020
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