Wummernde Bässe, tanzende Menschen und jede Menge buntes Licht: Zum achten Mal findet am Samstag, 27. August, das "Back to the Woods"-Festival in Garching statt. Dabei gibt es nicht nur was für die Ohren, sondern auch für die Augen. Außer elektronischer Musik erwarten die Gäste auf dem Gelände des Forschungszentrums Garching von zwölf Uhr mittags bis ein Uhr nachts verschiedene Licht-, Laser- und Pyroshows. Organisiert wird das Festival vom Kollektiv "Kellerkind", das dieses Jahr mit "Schall im Schilf" bereits ein weiteres Open Air veranstaltet hat.

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"Elektronische Musik an der frischen Luft", so simpel beschreibt Gabriel Schneider, einer der Organisatoren des Back to the Woods, das Konzept des Festivals. Er ist seit der ersten Stunde bei Kellerkind dabei. Seit das Back to the Woods 2013 Premiere hatte, hat sich einiges getan. Mit Platz für bis zu 10 000 Tanzwütige und vier Bühnen ist das Open Air mittlerweile doppelt so groß wie noch vor knapp zehn Jahren. Dieses Mal wurden die gesamten verfügbaren Festivaltickets allerdings nicht wie sonst im Vorfeld verkauft. Laut Schneider würden viele Veranstalter gerade die Nachwehen der letzten Corona-Sommer spüren. Der Vorverkauf gestalte sich überall schwierig, sagt Schneider. Des einen Leid ist des anderen Freud': Bisher unentschlossene und spontane Freunde elektronischer Musik dürften nicht unglücklich darüber sein, dass es erstmalig eine Tageskasse für das Back to the Woods geben wird.
Mit den Jahren hat sich auch das Team der Organisatoren vergrößert. Deswegen nutzt Gabriel Schneider gerne das Wort Kollektiv, wenn er von "Kellerkind" erzählt. Mittlerweile unterstützen bis zu 250 Helfer das Kernteam, das sich seit 2010 aus einem Freundeskreis aus Garching zusammensetzt. Damals gab es Kellerkind noch nicht, sondern nur eine Gruppe von Freunden, die während ihrer Abizeit angefangen hatten, größere Gruppen von Menschen zum Tanzen zu bringen. "Wir haben schon immer zusammen Partys organisiert, aber zu Oberstufenzeiten haben die noch im ehemaligen Bauernhof von den Eltern eines Freundes stattgefunden. Die hatten einen alten Kartoffelkeller, da haben wir immer aufgelegt", erzählte Schneider vor einiger Zeit schon in einem SZ-Interview.

Trotz der Expertise, die das Team von Kellerkind mit den Jahren dazu gewonnen hat, versucht das Kollektiv laut Schneider bei seinen Wurzeln zu bleiben: "Wir sind ein Stück weit professioneller geworden, ohne dabei den familiären Charme zu verlieren." Aus diesem Grund wolle man das Festival auch nicht größer machen oder auf mehrere Tage erweitern. Auch der günstige Ticketpreis könnte bei einem mehrtägigen Festival nicht mehr gehalten werden. Karten kosten im Internet 30 Euro. "Wir sind zufrieden, so wie es jetzt ist."
Eine Bereicherung für den Campus
Auf das Forschungszentrum Garching sind die Veranstalter gekommen, weil einige Mitglieder von Kellerkind dort selbst studiert haben. Über die Jahre habe sich eine enge Freundschaft zwischen den Organisatoren und dem Team des Forschungszentrums entwickelt, sagt Schneider. Das Back to the Woods bezeichnet er als kulturelle Bereicherung für den Garchinger Campus der Technischen Universität München (TUM). "Früher gab es in Garching nicht viel Studileben. Es wurde immer gesagt: Zieh nach München, wenn du in Garching studierst", sagt Schneider. Das dürfte sich durch das Back to the Woods zumindest für einen Tag im Jahr geändert haben.
Nicht nur kulturell bereichert das Festival den Campus. Mit Hilfe der Besucher wurde sogar schon waschechte Forschung betrieben. Von 2013 bis 2016 untersuchte ein interdisziplinäres Forschungsteam der TUM aus Mathematikern, Informatikern und Soziologen, wie sich Besucherströme auf Großveranstaltungen verhalten. Daher bot es sich an, die Besucherströme des Back to the Woods für einen Realitätscheck der theoretischen Modelle zu nutzen. "Dafür wurde eine eigene Technologie entwickelt. Während des Festivals haben wir mit Hilfe verschiedener Wlan-Empfänger die Bewegung von Smartphones aufgezeichnet. An Hand der anonymen Bewegungsprofile konnten wir dann erkennen, wohin die Besucher gingen, wie lange sich wo aufhielten, ob sie in einer Schlange standen, und ob es irgendwo eng wurde", heißt es dazu auf der Internetseite der Universität.
Das Festival "Schall im Schilf" am Garchinger See führte im vergangenen Monat zu einer Handvoll Lärmbeschwerden bei der Stadträtin Daniela Rieth. "Wir ignorieren das auf keinen Fall und nehmen das sehr ernst", sagt Gabriel Schneider dazu. Aus diesem Grund sei das Team von Kellerkind bereits in engem Austausch mit der Stadträtin. Ein Treffen sei geplant, sagt Schneider. Grund für die Lärmproblematik sind laut Veranstalter ungünstige Windbedingungen gewesen. Beim Back to the Woods sollen die Anlagen nun in einem steileren Winkel aufgebaut werden, sodass der Schall nicht so weit getragen werde, erklärt Schneider. Ohnehin hätten die Gebäude des Forschungszentrums bei dem Festival diesen Samstag einen besseren Schallschutzeffekt als das Gelände, auf dem das Schall im Schilf jährlich stattfindet.
Wer nach 13 Stunden Tanzen noch genug Energie hat, kann übrigens auf der Aftershow-Party im Blitz Club auf der Museumsinsel weitermachen. Mit dem Festivalbändchen vom Back to the Woods bekommt man in der Nacht zum 28. August kostenlosen Eintritt in Münchens beliebtem Technoschuppen.