Verkehrsunfall:Wie Schaulustige Rettungskräfte behindern

Verkehrsunfall: Franz Fischer ist seit sechs Jahren Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim.

Franz Fischer ist seit sechs Jahren Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim.

(Foto: privat)

Bei einem Unfall wird eine Frau in Kirchheim schwer verletzt. Daneben stehen Menschen mit Kaffeebechern in der Hand - und gaffen. Feuerwehrkommandant Franz Fischer weiß: "Das wünscht sich keiner".

Interview von Markus Mayr

Am Montagmorgen gegen acht Uhr sind in Kirchheim zwei Autos mit einem Lastwagen zusammengestoßen. Den einen Wagen rammte der Lkw seitlich, die Beifahrerin wurde verletzt und musste von Feuerwehrleuten aus dem Fahrzeug geborgen werden, bevor sie mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden konnte. Während der Rettungsaktion sammelten sich etliche Schaulustige an der Unfallstelle, teils mit Kaffeebechern in der Hand und dem Nachwuchs auf dem Arm. Die SZ sprach mit dem Kommandanten der Kirchheimer Feuerwehr, Franz Fischer, über Gaffer.

SZ: Herr Fischer, waren die Schaulustigen bei der Rettung ein Problem?

Franz Fischer: Das Unfallszenario lag auf einer Kreuzung, daneben ist gleich eine Tankstelle mit Schnellrestaurant. Den ein oder anderen Gast hat die Sache dann doch so interessiert, dass er näher zu dem verunfallten Fahrzeug gekommen ist, um es zu begutachten. Und damit diese Leute die Arbeiten der Rettungskräfte, also sprich Feuerwehr und Rettungsdienst, nicht behindern, und auch natürlich die Privatsphäre der Verunfallten immer gewährt ist, haben wir die Schaulustigen aufgefordert, den Platz zu verlassen.

Kann man also sagen, dass Schaulustige größtenteils im Weg rumstehen?

Ja, das kann man schon sagen.

Was meinten Sie eben mit Privatsphäre der Verunfallten?

Stellen sie sich vor, sie sind selber an einem Verkehrsunfall beteiligt, sind in ihrem Auto eingeschlossen und brauchen medizinische Versorgung. Und dann stehen da außen herum neben den Rettungskräften auch irgendwelche Zuschauer, die das anscheinend hautnah erleben wollen. Ich glaube, das wünscht sich keiner: dass Unbeteiligte das auch noch begaffen.

Was ist ihre persönliche Empfindung: Ist das Problem mit den Gaffern größer geworden?

Ich glaube schon, dass das zugenommen hat. Die meisten Leute haben heute immer irgendein Mobiltelefon dabei, mit dem sich wunderbare Fotos und Filmaufnahmen machen lassen. Und dann hält man da halt drauf, wenn man an einem Unfall vorbeikommt. Das sehen wir an der Autobahn immer wieder, dass da extra langsam an der Unfallstelle vorbeigefahren wird, um noch einen Schnappschuss zu machen.

Einerseits kann man mit einem Handy schnell einen Notruf absetzen, andererseits auch sensible Aufnahmen machen. Ist es also Fluch und Segen zugleich?

Ja, sicher.

Machen sich Schaulustige strafbar?

Ja, wenn die Rettungskräfte behindert werden, ist das durchaus mit Buße belegt.

Haben Sie schon mal jemanden anzeigen müssen, weil er Sie behindert hat?

Der Fall ist noch nicht vorgekommen. Aber wir haben nach dem Feuerwehrgesetz die Möglichkeit, dass wir Platzverweise erteilen. Meistens reicht es jedoch, wenn wir den Herrschaften deutlich sagen, dass sie hier im Weg umgehen.

Konnte das den Leuten am Montagmorgen auch klargemacht werden?

Ja, aber ich hab' jemandem schon deutlich gesagt, dass er da jetzt nichts zu suchen hat.

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