G9: Unterföhringer Gymnasium soll wachsen:Hausaufgaben für die Architekten

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Im Osten wird das Gebäude um einen Schenkel erweitert. (Foto: N/A)

CSU, SPD und Grüne im Unterföhringer Gemeinderat setzen Erweiterung des geplanten Gymnasiums für das G 9 und maximal 1600 Schüler durch. Bürgermeister Kemmelmeyer warnt vergeblich vor "Schulfabrik".

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Das Gymnasium ist noch gar nicht gebaut, doch schon zu klein geplant: Der Unterföhringer Gemeinderat hat sich nach kontroverser Diskussion gegen die Stimmen von Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer und seiner Fraktion von der Parteifreien Wählerschaft (PWU) für eine Erweiterung des künftigen Gebäudes auf dem neuen Schulcampus südlich der Allianz ausgesprochen und beschlossen, dass das Gymnasium nicht wie ursprünglich gedacht vier-, sondern fünfzügig wird.

Hintergrund dafür sind die Entscheidung des Freistaats, zum neunjährigen Gymnasium zurückzukehren, und die Prognosen aus dem aktuellen Schulbedarfsplan des Landkreises München bis zum Jahr 2035. Demnach könnten dann mehr als 1600 Schüler das neue Gymnasium besuchen, davon gut 900 allein aus der Stadt München. Die Eröffnung ist für das Schuljahr 2020/21 vorgesehen.

Den Schulcampus mit Grundschule und Gymnasium haben die Münchner Architekten Felix und Jonas entworfen, weil ihre Entwürfe das Preisgericht überzeugen konnten. Ein Boulevard der Möglichkeiten im Süden des 340 Meter langen Gebäudes und eine Magistrale im ersten Stock, die Grundschule, Mensa und Gymnasium verbinden, bilden in doppeltem Sinne das Herzstück des Projekts. In Unterföhring entsteht ein Campus, auf dem auch hörgeschädigte Schüler lernen können, von der ersten Klasse bis zum Abitur.

Schulgebäude an einer Perlenschnur

Während die Vierfach-Turnhalle als Solitärbau auf dem 50 000 Quadratmeter großen Areal unweit der S-Bahn geplant und 4,50 Meter in den Boden eingelassen wird, sind die Schulgebäude wie an einer Perlenschnur an der Magistrale aufgefädelt. Das L-förmige Grundstück liegt südlich des harfenähnlich angeordneten Allianz-Gebäudes, an den sich ein Grünzug anschließt. Ebenso grün sollen auch die Höfe werden, die im Entwurf für die beiden Schulgebäude vorgesehen sind und in denen Unterricht stattfinden kann. Die Grundschule mit Hort ist zweistöckig geplant und liegt im westlichen Bereich, mittig schließt sich die Mensa an. Das Gymnasium hat drei Etagen.

Für eine spätere Erweiterung haben die Planer im Osten Platz vorgesehen - und genau dieser wird bereits jetzt gebraucht, weil die Mehrheit im Gemeinderat nicht anstückeln, sondern ein "Gymnasium aus einem Guss" haben will, wie Zweite Bürgermeisterin Betina Mäusel (CSU) warb. Rathauschef Kemmelmeyer hielt davon nichts: "Ich sträube mich mit allem, was ich habe, dagegen, dass wir in vorauseilendem Gehorsam jetzt bereits die Erweiterung bauen." Schließlich wolle man doch "keine Schulfabrik" und schon gar kein Gymnasium für die Stadt München errichten, wetterte er. Primär gehe es um die Unterföhringer Oberschüler.

Schüler aus München zugewiesen

Dass einem staatlichen Gymnasium, wie es die Gemeinde bekommt, vom Ministerialbeauftragten des Kultusministeriums Schüler aus München zugewiesen werden, sei ganz normal, berichtete Mäusel von ihren Erfahrungen als Studiendirektorin. Kinder abweisen könnten nur städtische Gymnasien, sagte sie. "Wir können uns nicht wehren." Aus diesem Grund solle man den Erweiterungsbau sofort mit in Auftrag geben, sagte Mäusel und erntete dafür breite Zustimmung von CSU, SPD und Grünen. Die Gemeinde könne sich das Geld für das größere Gymnasium übrigens vom Freistaat holen, weil dieser die Rückkehr zum G 9 beschlossen habe und daraus notwendig werdende Erweiterungen von Schulbauten nach dem Konnexitätsprinzip finanzieren müsse - nach dem Motto: Wer anschafft, muss zahlen.

Man habe auf Basis des G 8 geplant und mit einer Schülerzahl von 1000 gerechnet, sagte Architekt Manfred Felix im Gemeinderat. Wegen der großzügigen Planung sei die Umstellung auf das neunjährige Gymnasium wenig problematisch. So könnten die Ausweichräume zu Klassenzimmern werden. Die im pädagogischen Konzept vorgesehene Clusterbildung, also eine Ebene pro Jahrgangsstufe, lasse sich dagegen nicht mehr durchhalten. Wenn das Gymnasium im östlichen Bereich um einen Schenkel erweitert werde, sei dies wieder möglich, sagte Felix. Noch ein Grund für die Gemeinderatsmehrheit, die Erweiterung und die Fünfzügigkeit zu beschließen.

Das Gymnasium wird größer, im Osten wird das Gebäude um einen Schenkel erweitert.Simulation: Architekturbüro Felix und Jonas (Foto: N/A)

Der Bürgermeister und seine Fraktion waren bedient. "Da wartet jetzt eine große Aufgabe auf Sie, Herr Felix, und Ihre Kollegen", sagte Kemmelmeyer. Denn der Eröffnungstermin des Gymnasiums im September 2020 ist fix.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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