Süddeutsche Zeitung

Finanzen:Die Genossen verbindet wenig

Die Volksbank München-Land und die Raiffeisenbank Isar-Loisachtal blasen eine geplante Fusion ab. Beide Geldhäuser sind zu unterschiedlich.

Von Michael Morosow, Oberhaching

"Wenn eins und eins am Ende weniger als zwei ergibt, dann macht eine Fusion keinen Sinn." Mit diesen Worten hat Andreas Müller, Vorstand der VR-Bank München-Land mit Sitz in Oberhaching, das vorläufige Scheitern einer angestrebten Fusion seines Hauses mit der Raiffeisenbank Isar-Loisachtal begründet. "Nach intensiver und sorgfältiger Prüfung der künftigen strategischen, prozessualen und organisatorischen Rahmenbedingungen sind die Entscheidungsgremien beider Häuser einvernehmlich zu der Überzeugung gelangt, aktuell keine weiteren Gespräche mit dem Ziel einer Fusion zu führen", heißt es in einer Pressemitteilung der VR-Bank München-Land.

Nach Darstellung sowohl von Müller als auch Uwe Massong, dem Vorstand der Raiffeisenbank Isar-Loisachtal, sind es keine finanztechnischen Gründe, die zur Einstellung weiterer Gespräche geführt haben, sondern uneinheitliche Arbeitsabläufe und Aufgabenverteilungen innerhalb beider Banken und ihrer Zweigstellen, für die sich am Ende keine Kompromisse finden ließen. Müller spricht von unterschiedlichen Philosophien und Denkweisen im prozessualen Bereich, die nicht zusammenzuführen seien. Am Ende hätten beide Genossenschaftsbanken befürchtet, durch die Fusion Mitarbeiter zu verlieren, die eine elementare Umstellung ihrer Arbeitsabläufe nicht akzeptieren würden. Und Mitarbeiter verlieren, das wolle man auf keinen Fall.

"Am Ende haben wir uns in die Augen geschaut und gesagt: Es geht nicht", berichtet Müller. Es sei eine einvernehmliche Entscheidung gewesen, das Thema sei damit aber nicht endgültig vom Tisch. "Die Fusion macht derzeit keinen Sinn, wir werden aber im Gespräch bleiben", erklärt Müller. Und auch Uwe Massong von der Raiffeisenbank Isar-Loisachtal sagt, dass sich beide Geldinstitute in einigen Bereichen weiter absprechen würden. Beide Vorstände betonen dabei, dass die Fusionspläne nicht aus der Not heraus entstanden seien und es beiden Banken wirtschaftlich sehr gut gehe.

Erste Fusionsgespräche gab es vor Corona

Die VR-Bank München-Land ist mit 20 Filialen - davon zwölf im Landkreis München, vier in Bad Tölz-Wolfratshausen, zwei in Ebersberg und zwei in der Stadt München - sowie mit einer Bilanzsumme von 2,3 Milliarden Euro im Jahr 2021 deutlich größer als die Raiffeisenbank Isar-Loisachtal mit Sitz in Wolfratshausen, deren Bilanzsumme im Vorjahr knapp 700 Millionen Euro betrug und die neben der Hauptgeschäftsstelle in Wolfratshausen noch mit Filialen in Königsdorf, Geretsried, Hohenschäftlarn, Straßlach-Dingharting, Gelting und Baierbrunn vertreten ist.

Die ersten Fusionsgespräche habe es noch vor Corona gegeben, berichtet Andreas Müller; diese seien dann durch den ersten Lockdown unterbrochen und im Sommer 2021 wieder aufgenommen worden. Das Ergebnis der Grobanalyse habe dann gelautet: "Schaut gut aus." Doch je tiefer man in die Thematik eingestiegen sei, desto klarer habe man gesehen, "dass beide Häuser, obwohl beide Genossenschaften sind, komplett unterschiedlich ticken". Was wiederum beide Verhandlungspartner als sehr problematisch gesehen hätten. Diese Probleme hätten auch die Synergieeffekte nicht aufgewogen, die sich durch eine Fusion ergeben hätten. Und um die sei es schade, sagt Uwe Massong.

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