Unterschleißheim:Naturschutz mit der Kettensäge

Unterschleißheim: Die sogenannten Stellungswäldchen werden Mitte November abgeholzt.

Die sogenannten Stellungswäldchen werden Mitte November abgeholzt.

(Foto: Paulini)

Drei Plantagen-Wäldchen in der Fröttmaninger Heide werden gerodet, um Rückzugsräume für Bodenbrüter zu schaffen. Die Bäume wurden einst für Militärübungen gepflanzt und sind in der Landschaft eigentlich fehl am Platz.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim

Es klingt paradox. Doch manchmal haben Naturschützer mit Bäumen ein Problem. So kündigt der Heideflächenverein jetzt an, von Mitte November an drei Plantagenwäldchen in der Fröttmaninger Heide roden zu lassen, die viele Spaziergänger und Erholungssuchende als festen und natürlichen Bestandteil dieser Naturlandschaft ansehen. Doch tatsächlich sind diese Wäldchen Überbleibsel der militärischen Vergangenheit des Areals, das jahrzehntelang als Übungsgelände diente. Damals wurden die kleinen sogenannten Stellungswäldchen gepflanzt, die heute verhindern, dass die ursprüngliche Heidelandschaft sich gut entwickeln kann.

Die Fröttmaninger Heide gibt auf weiten Flächen inzwischen wieder einen Eindruck davon, wie weite Gebiete im Münchner Norden früher einmal aussahen. Der artenreiche Naturraum mit niedrigen Gräsern, Büschen und Tümpeln erstreckte sich über 15 000 Hektar vom damaligen Münchner Stadtgebiet über Schleißheim, Garching und Eching bis nach Neufahrn. Heute macht die Fröttmaninger Heide 334 Hektar aus. Der Heideflächenverein hat das Areal, das auf Münchner, Oberschleißheimer und Garchinger Flur liegt, 2007 als Eigentum übernommen. Seit 2016 ist es Naturschutzgebiet und bis heute ein beliebtes Naherholungsgebiet. Viele Spaziergänger sind dort mit Hunden unterwegs.

Deshalb war die Renaturierung, die der Heideflächenverein seit Jahren vorantreibt, immer ein Spagat zwischen den Erfordernissen des Naturschutzes und den Bedürfnissen der Spaziergänger. Mittlerweile sind Wege markiert, die man nicht verlassen soll. Schautafeln informieren über die Tier- und Pflanzenwelt. Und von Aussichtspunkten aus kann man den Blick über die flache Heidelandschaft schweifen lassen, die man nicht betreten soll.

Ziel sei der Erhalt der artenreichen Magerrasen, schreibt der Heideflächenverein, der seit 2011 nahe der U-Bahnstation Fröttmaning ein Besucherinformations- und Umweltbildungszentrum betreibt. Die militärische Nutzung habe teils den Strukturreichtum der Heide und damit die Ansiedlung seltener Arten gefördert, weil durch Panzerfahrten Wechselkrötentümpel entstanden seien. Doch manches habe den bedrohten Heidebewohnern geschadet. So hätten Aufforstungen für Übungszwecke den Charakter der ehemals offenen Heidelandschaft zerstört. Damit sei wertvoller Lebensraum für die früher häufige, heute bundesweit gefährdete Feldlerche verloren gegangen, berichtet der Verein. Diese typische Vogelart der Heide brüte nur auf gehölzfreien Flächen. So könne sie sicher sein, dass ihre Gelege auf dem Boden nicht von Greifvögeln entdeckt werden, die in den Bäumen Ausschau halten.

Unterschleißheim: Besucherinformations - und Umweltbildungszentrum: das Heidehaus.

Besucherinformations - und Umweltbildungszentrum: das Heidehaus.

(Foto: Catherina Hess)

Um für Bodenbrüter wie die Feldlerche Brut- und Rückzugsflächen zu schaffen, werden im Westen der Fröttmaninger Heide nun drei Plantagenwälder gerodet, in denen laut dem Heideflächenverein überwiegend nichtheimische Gehölze stehen. Im Anschluss werde Heidesaatgut angesät. So erhielten viele Tier- und Pflanzenarten auf der rund 6000 Quadratmeter großen Fläche wieder mehr natürlichen Lebensraum.

Dem Heideflächenverein mit Sitz in Unterschleißheim gehören auch die Stadt München, Oberschleißheim, Garching, Eching und Neufahrn sowie die Landkreise Freising und München an.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMilitärische Ausbildung
:"Die Übungen bergen einige Verletzungsgefahr"

Als Vorbereitung für den Einzelkämpfer-Lehrgang müssen sich Studierende der Bundeswehr-Universität in der Nacht auf Donnerstag mit schwerem Gepäck unter Zeitdruck durch den Perlacher Forst schlagen. Hauptmann Alexander Friedrich erzählt, was sie dabei erwartet.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: