Friedhöfe:Der Natur nahe

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Immer mehr Menschen wünschen sich alternative Bestattungsformen. Die Kommunen machen vieles möglich

Von Irmengard Gnau, Landkreis

Die einen möchten ganz still und unerkannt begraben werden, die anderen finden den Gedanken tröstlich, dass Besucher bei Interesse am Grab noch einiges über das eigene Leben und Wirken erfahren können. Wieder andere wünschen, nach dem Tod wieder in die Natur einzugehen oder in alle Winde verstreut zu werden. Die Formen der Bestattung sind heute mannigfaltig und viele Kommunen, auch jene im Landkreis, gehen bei der Frage nach der letzten Ruhestätte immer mehr auf die individuellen Wünsche von Verstorbenen und Angehörigen ein.

Zwar gilt die Erdbestattung bayernweit immer noch als die am häufigsten gewählte Bestattungsart, in den vergangenen Jahren entscheiden sich allerdings auch immer mehr Menschen für eine Feuerbestattung und lassen sich anschließend in einer Urne begraben oder in einem Kolumbarium, einer Urnenwand, beisetzen. Daneben gewinnen alternative Bestattungsformen an Bedeutung: Zunehmend viele Menschen wünschen sich, unter einem Baum bestattet zu werden. Als Gründe geben sie meistens an, dass sie sich der Natur nahe fühlen oder ihren Angehörigen nach ihrem Tod nicht die Pflege eines Grabes aufbürden wollen. Deutschlands erster Friedwald wurde im Januar 2005 bei Saarbrücken eröffnet. Seither bieten auch im Landkreis immer mehr Kommunen Baumgräber auf ihren Friedhöfen an, etwa in Taufkirchen, Haar, Oberhaching, Unterföhring oder Unterschleißheim. Der Name des Verstorbenen findet meist auf einer Plakette oder einer Stele Platz.

Wer die Anonymität vorzieht, kann auch ein anonymes Gräberfeld wählen. In Ismaning gibt es seit 2016 eine sogenannte Friedwiese, auf der die Asche von Verstorbenen in einer speziellen Bio-Urne einen Ruheplatz findet. Es gibt keine einzelnen Grabstellen, die Gemeinde pflegt die Wiese. Seebestattungen hingegen sind in Bayern eher selten, an Nord- und Ostsee aber bieten einige Reedereien sie an. In speziellen Seeurnen drei Meilen außerhalb der Küste kann man seine Asche dem Meer übergeben lassen - auf Wunsch bekommen die Angehörigen eine Seekarte, auf der der Abwurfort verzeichnet ist.

Bei klassischen Grabsteinen sind der Gestaltung heute wenig Grenzen gesetzt. Wem die Inschrift auf dem Stein nicht ausreicht, um den Verstorbenen angemessen zu würdigen, der kann vielerorts die Fläche mittels eines QR-Codes auf das Internet ausdehnen: Der Code führt Interessierte über ihr Smartphone auf eine Website zum Beispiel mit Kondolenzbeiträgen oder mit weiteren Informationen zur Lebensgeschichte. Die Asche eines Verstorbenen in der Urne mit nach Hause nehmen, darf man nicht - deutschlandweit gilt die Friedhofspflicht, das heißt, die Überreste eines Verstorbenen müssen an einem dafür ausgewiesenen Ort bestattet werden.

© SZ vom 31.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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